Skype: Gründer torpedieren Verkauf an Investoren

Vor Gericht kämpfen die Gründer von Skype und Joost gegen den Verkauf der Skype-Mehrheit an ein Investoren-Konsortium, zu dem auch der ehemalige Joost-Chef Mike Volpi gehört. Die Gründer werfen ihm Untreue vor.

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Der Rechtsstreit um den Verkauf des VoIP-Dienstes Skype könnte den Einstieg der Investoren bei der eBay-Tochter verzögern. Die beiden Skype-Gründer Niklas Zennström und Janus Friis fordern im Rahmen eines Prozesses vor einem US-Bundesgericht, einen der Investoren per Gerichtsbeschluss von dem Geschäft auszuschließen, bis das Verfahren abgeschlossen ist. Entsprechende Anträge haben die von Zennström und Friis gegründeten Unternehmen Joost und Joltid bei einem Gericht im US-Bundesstaat Delaware eingereicht.

Hintergrund ist ein Streit um den Verkauf der Skype-Mehrheit, den die beiden Gründer vor verschiedenen Gerichten ausfechten wollen. Dabei geht es zum einen um Rechte an der Kerntechnologie des VoIP-Dienstes, eine von den beiden Filesharing-Veteranen entwickelte P2P-Software. Mitte September hatten Zennström und Friis deswegen bereits Klage vor einem Bundesgericht im US-Bundesstaat Kalifornien erhoben.

In einem Verfahren in Delaware geht es um die Beteiligung eines ehemaligen Mitarbeiters an der Übernahme. eBay hatte Anfang September angekündigt, die Mehrheit an Skype für rund 1,9 Milliarden US-Dollar an ein Konsortium um die Investmentgesellschaft Silver Lake abzugeben. Zu dem Konsortium gehört auch der Risikokapitalgeber Index Ventures, für den seit Juli der ehemalige Joost-Chef Mike Volpi tätig ist. Der Manager gilt als Schlüsselfigur für das Zustandekommen des Skype-Verkaufs.

Die beiden Gründer, die den VoIP-Dienst gerne selbst zurückgekauft hätten, werfen ihrem ehemaligen Top-Manager Vertrauensbruch und Geheimnisverrat vor. Er soll den Verkauf noch während seiner Amtszeit bei Joost zusammen mit Index Ventures eingefädelt und dabei von seinem Wissen über Geschäftsinterna profitiert haben. Den Eingaben zufolge gibt es E-Mails an Index Ventures vom Februar, in denen der von Cisco gekommene Volpi vorschlägt, die P2P-Software im Kern des Dienstes durch das SIP-Protokoll zu ersetzen.

Ein Sprecher von Index Ventures kündigte heftigen Widerstand gegen die von "persönlichen Motiven getriebenen öffentlichen Angriffe" an. eBay wollte die Vorgänge gegenüber US-Medien nicht kommentieren.

Unterdessen bereiten die beiden Serienunternehmer mit Rdio ihr nächstes Projekt auf einen Start im kommenden Jahr vor. Weniger Glück hatten die Kazaa-Gründer mit Joost. Die britische Niederlassung des Videodienstes befindet sich Zeitungsberichten zufolge in Liquidation. Im Sommer hatte das Unternehmen einen Strategiewechsel vollzogen und will seine Plattform nun für Geschäftskunden vermarkten.

(vbr)