Solardächer vor Denkmalschutz: Kirchen und Politik öffnen sich im Norden

In der Region Berlin-Brandenburg sollen die Spielräume ausgeschöpft werden, die SPD möchte auch einen Entwurf zur Änderung des Denkmalschutzgesetzes vorlegen.

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(Bild: Shutterstock; wavebreakmedia)

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Von
  • dpa

Photovoltaikanlagen auf Kirchendächern sind für die Evangelische und Katholische Kirche in der Region Berlin-Brandenburg längst kein Tabu mehr. Und auch die Politik reagiert auf das gestiegene Bewusstsein für Klimaschutz. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den Kirchen in der Region.

"Die Bewahrung der Schöpfung, der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen ist für die christlichen Kirchen wie für alle staatlichen Ebenen oberste Maxime", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) sowie der katholischen Bistümer Berlin und Görlitz gemeinsam mit Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) vom November vergangenen Jahres. Dazu gehöre auch, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern schnellstmöglich zu reduzieren. Auch Kirchengemeinden sollten hierzu ihren Beitrag leisten. "Ausbau von erneuerbaren Energien und Denkmalschutz stehen vom Grundsatz her nicht im Widerspruch zueinander", heißt es in der Erklärung.

Denkmalschutzrechtliche Verfahren sollten daher für eine Übergangszeit modifiziert werden. "Bis Brandenburg seine selbst gesteckten Klimaschutz-Ziele erreicht hat, soll der Ausbau der erneuerbaren Energien grundsätzlich Vorrang vor Belangen des Denkmalschutzes haben." Dazu will Schüle nach Angaben ihres Ministeriums in wenigen Wochen einen Entwurf zur Änderung des Denkmalschutzgesetzes vorlegen.

Die EKBO geht noch einen Schritt weiter: Sie hat bereits 2020 ein für die Gemeinden verbindliches Kirchengesetz beschlossen, demnach bis 2050 die CO₂-Emissionen auf null gesenkt werden sollen. Photovoltaik-Anlagen sind den Angaben zufolge zunächst vor allem auf Dächern von Pfarr- und Gemeindehäusern errichtet worden, Kirchendächer habe man hingegen eher selten mit Solarpaneelen bestückt, hieß es. Rund 1700 evangelische Kirchen gibt es in Brandenburg, viele davon stehen unter Denkmalschutz.

Dennoch könnten in Zukunft Sonnenkollektoren auch auf denkmalgeschützten Kirchen zum gewohnten Bild werden. Viele Kirchen besäßen große nach Süden ausgerichtete Dachflächen, welche sich grundsätzlich für Photovoltaik-Anlagen eigneten, sagt beispielsweise Stefan Bunzel, Leiter der Abteilung Bauerhaltung im katholischen Bistum Görlitz, zu dem auch der Süden Brandenburgs gehört. "Wenn derartige PV-Anlagen den optischen Gesamteindruck des Kirchgebäudes nicht übermäßig negativ beeinträchtigen", befürworte die kirchliche Aufsichtsbehörde Sonnenstrom von Kirchendächern, so Bunzel.

Mit dieser Haltung treffen die Kirchen auch bei den Denkmalschützern inzwischen auf Wohlwollen. "Wir alle als Gesellschaft sind aufgefordert, angesichts der Vorrangigkeit der Erzeugung erneuerbarer Energien die Spielräume auszuschöpfen", sagte Christof Krauskopf, Sprecher des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege. Dazu sei jeweils eine Einzelfallprüfung notwendig. Und: Es werde auch weiterhin Fälle geben, wo Solaranlagen aus denkmalfachlichen Gründen nicht möglich sein werden.

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(kbe)