Speicherchiphersteller Qimonda vertröstet auf kommende Quartale [Update]

Im kommenden Geschäftsjahr, das im Oktober beginnt, will die Infineon-Tochter Qimonda, die das fünfte Quartal hintereinander Verluste schreibt, insgesamt 180 Millionen Euro einsparen, insbesondere durch die Streichung von 10 Prozent der 13.500 Stellen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Trotz vermehrter Sparanstrengungen hat der Speicherchip-Hersteller Qimonda das dritte Quartal seines Geschäftsjahrs abermals mit einem hohen Verlust abgeschlossen. Die ehemalige Speicherchip-Sparte von Infineon, die der Halbleiterkonzern dringend verkaufen will, konnte zumindest im Vergleich zum Vorquartal die Verluste reduzieren: Das negative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) wurde von –468 Millionen Euro im Vorquartal auf –386 Millionen Euro eingedämmt. Im dritten Quartal des Vorjahrs lag der Verlust hier aber noch bei 323 Millionen Euro. Der Nettoverlust ging im Quartalsvergleich von 482 auf 401 Millionen Euro zurück, im dritten Quartal des Vorjahrs lag er allerdings noch bei 218 Millionen Euro. Statt eines erwarteten leichten Umsatzzuwachses musste Qimonda zudem im Quartalsvergleich einen Rückgang von 412 Millionen Euro auf 384 Millionen Euro im dritten Geschäftsquartal verkünden, im Jahresvergleich ging der Umsatz um 48 Prozent zurück.

Konzernchef Kin Wah Loh gab sich nichtsdestotrotz zuversichtlich. Er sprach von "beträchtlichen Fortschritten" bei der Umsetzung des Effizienz- und Sparprogramms. Die Wirkung werde sich aber wie geplant erst in den kommenden Quartalen bemerkbar machen. Im kommenden Geschäftsjahr, das im Oktober beginnt, will Qimonda insgesamt 180 Millionen Euro einsparen, insbesondere durch die Streichung von 10 Prozent der 13.500 Stellen. Auch im Vorzeigewerk Dresden mit seinen 3400 Mitarbeitern sollen 270 Menschen gehen.

Auch zeigt sich Kin Wah Loh optimistisch, dass technischer Fortschritte im Produktionsprozess bei Qimonda der Firma weiterhelfe: Man habe bis zum Ende des dritten Geschäftsquartals nahezu 90 Prozent der Fertigungskapazitäten von 80 nm Strukturbreite und 75 nm umgestellt. "Insbesondere unsere Umstellung auf die Strukturbreite von 75 nm konnten wir beschleunigen. Die Einführung unserer ersten 1-Gbit-DDR2-Speicherchips auf Basis der 65 nm Buried-Wordline-Technologie im September 2008 läuft nach Plan, und wir haben bereits die Intel-Validierung für diesen Chip auf Komponentenebene erreicht", meinte der Infineon-Chef. Er gehe zudem davon aus, dass die Reduzierung des Personals und das Kostensenkungsprogramm bis Ende September abgeschlossebn sind. Dies werde die Senkung der Schwelle, die für schwarze Zahlen erreicht werden müsse, um etwa 45 Millionen Euro pro Quartal ermöglichen.

[Update]:
Qimonda kämpft nicht nur mit weiterhin niedrigen Speicherchip-Preisen, sondern auch mit hohen Restrukturierungskosten. Zudem drohen laut dpa weitere Abschreibungen infolge der allgemein schlechten Branchenlage und des zuletzt auf unter 2 Dollar gefallenen Aktienkurses. Bis zum Ende des Geschäftsjahres sollen die Wirtschaftsprüfer sich ein Urteil über die verbliebenen Werte gebildet haben, hieß es. Konzernchef Loh sieht aber Anzeichen für eine Besserung bei den Preisen. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage beginne sich zu normalisieren, sagte er in einer Telefonkonferenz.

Qimonda hält sich seit nunmehr fünf defizitären Quartalen in Folge durch den Verkauf von Produktionsanlagen, ganzen Werken und zuletzt auch durch die Ausgabe einer Wandelanleihe über Wasser. Darüber hinaus drosselte das Management Forschung und Entwicklung; geplante Fabrik-Neubauten legte es auf Eis. Um die Krise zu überstehen, will das Unternehmen auch weitere Partnerschaften bei Entwicklung und Produktion prüfen. Mit dem japanischen Wettbewerber Elpida hatte es sich bereits weitreichend verbündet. Dagegen erwarten Branchenkenner laut dpa den Ausstieg aus dem Gemeinschaftsunternehmen Inotera. Die Gespräche mit dem dortigen Partner Nanya liefen aber noch, betonte Loh.

Umsatz- und Gewinnentwicklung(*)
bei Qimonda in Euro
Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
2/06 0,928 Mrd. -9 Mio.
(21 Mio. EBIT)
3/06 0,977 Mrd. 54 Mio.
(100 Mio. EBIT)
4/06 1,23 Mrd. 156 Mio.
(215 Mio. EBIT)
1/07 1,17 Mrd. 177 Mio.
(250 Mio. EBIT)
2/07 0,984 Mrd. 57 Mio.
(85 Mio. EBIT)
3/07 0,740 Mrd. -218 Mio.
(-323 Mio. EBIT)
4/07 0,711 Mrd. -265 Mio.
(-255 Mio. EBIT)
1/08 0,513 Mrd. -598 Mio.
(-590 Mio. EBIT)
2/08 0,412 Mrd. -482 Mio.
(-468 Mio. EBIT)
3/08 0,384 Mrd. -401 Mio.
(-368 Mio. EBIT)
(*)Das Geschäftsjahr beginnt jeweils im Oktober

(jk)