Spezialist für Spracherkennungssoftware unter Druck

Die Kleinaktionäre von Lernout & Hauspie haben wegen Berichten über eine mögliche Insolvenz des Unternehmens Gläubigerschutz gefordert.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nach dem Skandal um Geschäftsberichte, die Lernout & Hauspie, der Spezialist für Spracherkennungssoftware, nachträglich berichtigen musste, kommt das Unternehmen offensichtlich noch lange nicht zur Ruhe. Der Ruf der Firma scheint endgültig ruiniert: Nicht nur, dass die Firma die Umsatzerwartungen in den letzten Wochen mehrmals nach unten korrigieren musste, nun machen auch Berichte über eine mögliche Insolvenz des Unternehmens die Runde.

Die Kleinaktionäre des Weltmarktführers für Spracherkennungssysteme und Spracherkennungssoftware haben wegen dieser Gerüchte Gläubigerschutz gefordert. Wenn Lernout & Hauspie mit Sitz im belgischen Ypern nicht innerhalb dieser Woche einen Vorschlag vorlege, würden die Banken Kredite aufheben oder Rückerstattung verlangen, teilte das Anlageberater-Unternehmen Deminor laut dpa am gestrigen Mittwoch in Brüssel mit.

Zuvor hatte die belgische Zeitung De Financieel Economische Tijd unter Berufung auf anonyme Unternehmensquellen berichtet, dass sich Lernout & Hauspie bereits in Verhandlungen mit Banken befinde. Dabei würden die Möglichkeiten sondiert, ein Insolvenzverfahren einzuleiten oder Vermögenswerte zu verkaufen. Der Gesellschaft lägen angeblich bereits Angebote für einige ihrer Minderheitsbeteiligungen und Tochterunternehmen vor. Erst im März dieses Jahres hatte Lernout & Hauspie seinen schärfsten Konkurrenten und größten Spracherkennungssoftware-Hersteller der USA, Dragon Systems, übernommen. Kurz zuvor kaufte Lernout & Hauspie die Firma Dictaphone, in den USA sozusagen das Synonym für Diktiergeräte.

Die belgische Staatsanwaltschaft sowie die US-amerikanische Börsenaufsicht Security and Exchange Commission (SEC) ermitteln wegen Unregelmäßigkeiten in der Rechnungslegung der Software-Firma. Sie wollen prüfen, ob die Bilanzen und Erfolgsrechnungen bei Lernout & Hauspie für die Jahre 1998, 1999 und 2000 dem Gesetz entsprochen haben. Das Unternehmen hatte "Fehler und Unregelmäßigkeiten" eingestanden. Die Aktien des Unternehmen an der US-Technikbörse NASDAQ und der europäischen EASDAQ wurden ausgesetzt. (jk)