Starlink & Co.: Abstürzende Satelliten als große Gefahr für die Ozonschicht

Die Zahl der Satelliten steigt rasant und das soll sich noch beschleunigen. Das könnte zu einer Gefahr für die Ozonschicht werden, warnt ein Forschungsteam.

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Sonnenaufgang hinter der Erde

(Bild: muratart/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Satellitenkonstellationen wie Starlink von SpaceX könnten die Erholung der Ozonschicht gefährden und über Jahrzehnte für einen Abbau des Ozons in der Stratosphäre sorgen. Das hat eine US-amerikanische Forschungsgruppe ermittelt und erklärt, dass die Gefahr von den abstürzenden Satelliten ausgeht. Die hinterlassen schon jetzt immer mehr Aluminiumoxid, das direkt für einen Abbau der Ozonschicht verantwortlich sei. Weil die Partikel die schädlichen Reaktionen in der Atmosphäre aber lediglich auslösen und dabei selbst erhalten bleiben, handelt es sich um eine anhaltende Gefahr, welche die erreichten Erfolge beim Schutz der Ozonschicht gefährdet. Allein zwischen 2016 und 2022 habe sich die Menge der gefährlichen Oxide in den Atmosphärenschichten verachtfacht.

Gefährlich sind die Megakonstellationen aus tausenden Satelliten demnach aus zwei Gründen: Zum einen sorgen sie dafür, dass um die Erde viel mehr künstliche Objekte kreisen, als das je der Fall war – allein Starlink stellt aktuell etwa 6000 von 8100 aktiven Satelliten. Zum anderen kreisen die Satelliten, die die Erdoberfläche mit latenzarmen, schnellen Internetverbindungen versorgen sollen, in viel geringerer Höhe und verbleiben deshalb viel kürzer im Orbit. Das sorgt dafür, dass die viel zahlreicheren Satelliten auch viel schneller abstürzen und in der Atmosphäre verglühen, als das früher der Fall war. Um die Folgen zu ermitteln, hat das Forschungsteam um José Ferreira von der Universität Südkalifornien ermittelt, welche Folgen die Abstürze auf molekularer Ebene haben.

Wie die Forschungsgruppe ausführt, reagieren die Aluminiumoxidpartikel, die nach dem Verglühen der Satelliten übrig bleiben, nicht direkt mit dem Ozon. Stattdessen würden sie Reaktionen zwischen Ozon und Chlor auslösen, welche die Ozonschicht abbauen. Weil das Aluminiumoxid dabei nicht aufgebraucht wird, könne es in der Atmosphäre verbleiben und jahrzehntelang weitermachen, während es durch die Stratosphäre driftet. Hinzu kommt, dass das Aluminiumoxid nicht direkt nach dem Verglühen in der Stratosphäre auftaucht, sondern weiter oben in der Mesosphäre entsteht. Bis es die Stratosphäre erreicht, würden bis zu 30 Jahre vergehen. Der Abbau der Ozonschicht würde also erst beginnen, wenn die Megakonstellationen lange im All sind und wäre dann ein lang anhaltendes Problem.

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Angesichts der Pläne für Megakonstellationen aus jeweils mehreren tausend Satelliten, könnte das darin verbaute Aluminium die Erfolge im Kampf zum Erhalt der Ozonschicht gefährden, so die Forschungsgruppe. Ermittelt hat sie demnach, dass schon 2022 die Menge des Aluminiums in der Atmosphäre fast um ein Drittel über dem natürlichen Niveau gelegen hat. Sollten die aktuellen Satellitenpläne umgesetzt werden, könnten die über 900 Tonnen an Aluminium, die jedes Jahr über der Erde abstürzen, dafür sorgen, dass jährlich 360 Tonnen an Aluminiumoxid in die Atmosphäre gelangen. Das wäre mehr als das sechsfache der natürlichen Menge und könnte für einen signifikanten Abbau der Ozonschicht sorgen. Vorgestellt wird die Arbeit im Wissenschaftsmagazin Geophysical Reserach Letters.

Weil die Ozonschicht einen besonders wichtigen Schutz für das Leben auf der Erde darstellt, könnten Änderungen daran schlimmstenfalls drastische Folgen haben. Durch den Ausstoß von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) war sie erst Ende des vergangenen Jahrhunderts in Gefahr geraten, dank einer internationalen Zusammenarbeit konnte dagegen aber vorgegangen werden und inzwischen zeigen danach getroffene Maßnahmen Ergebnisse. Hat man sich bei der Untersuchung der Folgen des neuen Raumfahrtzeitalters bislang auf Raketenstarts beschränkt, zeigt die neue Arbeit, dass auch die Satelliten selbst eine Gefahr darstellen. Gleichzeitig ist sie nicht die erste Warnung vor möglichen unvorhergesehenen Folgen von Starlink.

SpaceX baut Starlink seit 2019 auf, die tausenden Satelliten liefern inzwischen auf allen Kontinenten schnelle Internetverbindungen. Künftig sollen 30.000 Satelliten angeblich vor allem Regionen anbinden, bei denen konventionelle Technik nicht wirtschaftlich ist. Auch Unternehmen wie Amazon planen ihre eigenen Megakonstellationen. Kritik gab es anfangs vor allem an der Lichtverschmutzung durch die vielen am Himmel entlangziehenden Satelliten. SpaceX hat aber bereits zugesagt, diese Störungen zu verringern, wenigstens mit bloßem Auge sollen die Satelliten dann nicht mehr zu erkennen sein. Später war bekannt geworden, dass die Starlink-Antennen sogar die Wettervorhersage stören könnten.

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(mho)