Streik der US-Drehbuchautoren vor dem Ende

Nach einer harten Auseinandersetzung haben sich Autoren und Produzenten auf einen Kompromiss geeinigt, über den die Gewerkschaft heute abstimmen lässt. Schon morgen könnten die Autoren ihre Arbeit wieder aufnehmen.

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Der monatelange Streik der US-Drehbuchautoren steht kurz vor dem Ende. Am heutigen Dienstag stimmen die Mitglieder der Gewerkschaft Writers Guild of America (WGA) über einen Vertragsentwurf ab, auf den sich die Verhandlungspartner nach drei Monaten harter Auseinandersetzungen am Wochenende verständigt hatten. Mit der Zustimmung der rund 10.500 stimmberechtigten Autoren wird gerechnet. Am morgigen Mittwoch dürfte der Streik dann offiziell beendet werden und die Autoren zurück an ihre Schreibtische kehren. Dann wird es vor allem für die TV-Autoren darum gehen, laufende Serien noch irgendwie über die Saison zu bringen.

In der von beiden Seiten stellenweise unnachgiebig geführten Verhandlungen ging es den WGA-Verhandlern vor allem um eine angemessene Kompensation für die Online-Verwertung von Programmen. Die Branche sieht im Internet einen wesentlichen Vertriebsweg der Zukunft. Doch noch ist schwer zu sagen, wie viel Geld das Internet den Film- und Fernsehindustrie einmal einbringen wird. Die Industrievertreter haben die Versuche der WGA, hier dennoch schon eine signifikante Beteiligung zu erstreiken, deshalb zu blockieren versucht. Die Autoren wollten auf der anderen Seite vermeiden, sich wie bei Video und DVD noch einmal mit niedrigen Sätzen und Versprechen auf Nachverhandlungen abspeisen zu lassen, die dann nicht passieren.

Hier hat die WGA einen Fuß in die Tür bekommen und sieht sich deshalb auch als Gewinner des großen Dramas. Für Streaming-Angebote erhalten die Autoren in den kommenden zwei Jahren feste Sätze für bestimmte Nutzungsperioden. Ab dem dritten Jahr sollen sie 2 Prozent der Vertriebserlöse bekommen. Der neue Vertrag soll zunächst drei Jahre gelten und dann, das hat die WGA schriftlich fixieren lassen, den Marktbedingungen angepasst werden. Ob sich erneute harte Auseinandersetzungen um die Tantiemen so vermeiden lassen, wird sich allerdings erst zeigen – sollte das Online-Streaming von Filmen oder Fernsehprogrammen überhaupt ein wirtschaftlicher Erfolg werden.

Möglich wurde der Kompromiss – der noch eine Vielzahl von Tantiemen neu regelt, zum Teil mit leichten Verbesserungen für die Autoren – einerseits durch eine entsprechende Einigung der Produzenten mit den Regisseuren. Die hatten ihre Verhandlungen über einen neuen Rahmentarifvertrag frühzeitig zum Jahreswechsel begonnen. Die relativ geräuschlose Verständigung der Regie-Gewerkschaft mit den Produzenten setzte auch die Streithähne im Autoren-Streik unter Druck und gab die Eckpunkte für einen möglichen Kompromiss vor.

Auf der anderen Seite gilt die direkte Vermittlungsarbeit und schließlich auch Verhandlungsführung der Branchenbosse Peter Chernin (News Corp) und Bob Iger (Disney) als ein weiterer Faktor. Die beiden Manager hatten die Verhandlungen wieder auf die Erfolgsspur geführt, nachdem die Auseinandersetzung zwischen WGA und dem Produzentenverband (AMPTP) völlig festgefahren waren. AMPTP-Verhandlungsführer Nick Counter gilt dann auch als der große Verlierer des Streiks. Man könnte auch annehmen, dass Counter nur die ihm zugedachte Rolle gespielt hat, damit die Studiobosse den edlen Retter mimen konnten. So wie im Fernsehen: Guter Bulle, böser Bulle. (vbr)