US-Drehbuchautoren streiken für Zukunft im Netz

Auch in der zweiten Woche des Autorenstreiks bleiben die Fronten in Hollywood verhärtet. Die Streikenden erfahren unterdessen eine breite Solidarität. Es geht um eine Beteiligung an der Verwertung ihrer Werke im Internet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 33 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

In dem Streit zwischen Drehbuchautoren und Produzenten bleiben die Fronten verhärtet. Der von der US-Autorengewerkschaft WGA ausgerufene Streik dauert inzwischen über eine Woche an, ohne dass sich die Parteien zu neuen Verhandlungen getroffen haben. Während Filmstudios ausreichend Material in der Schublade haben, um auch einen längeren Streik ohne nennenswerte Ausfälle zu überstehen, sind beim Fernsehen bereits erste Konsequenzen spürbar.

Besonders aktuelle Programme wie tägliche Late-Night-Shows und Seifenopern sind betroffen. Prominente Late-Night-Talker wie Jay Leno oder Jon Stewart solidarisieren sich ihren Autoren, während Wiederholungen die Programmlücken überbrücken. Talker David Letterman will seinen streikenden Autoren ihr Gehalt bis zum Jahresende weiterzahlen. Darüber hinaus demonstrieren prominente Schauspieler und zahlreiche Branchenblogger ihre Unterstützung der Streikenden. Einer aktuellen Umfrage zufolge soll auch die amerikanische Öffentlichkeit weitgehend mit den Autoren sympathisieren, obwohl der Streik für Ausfälle bei populären Programmen sorgt.

Am vergangenen Dienstag färbten rund zwei Dutzend Film- und TV-Blogs ihre Startseiten schwarz ein und veröffentlichten eine Solidaritätsadresse mit den streikenden Autoren. "Die begabten Autoren, die für so vieles verantwortlich sind, was wir im Fernsehen lieben, sollten und müssen fair und gerecht bezahlt werden, und wir stehen hinter ihnen, bis sie dieses Ziel erreicht haben", hieß es etwa bei Televisionary. Eine tagesaktuelle Chronik des Streiks gibt es bei Deadline Hollywood Daily.

Unter fairer Bezahlung verstehen die Drehbuchautoren eine höhere Beteiligung an DVD-Umsätzen, die bisher bei etwa 0,3 Prozent liegt. Die Forderung nach einer Verdoppelung haben die Produzenten bisher strikt abgelehnt. Gestritten wird auch über eine Beteiligung an den Einnahmen, die Studios und TV-Sender mit ihren Inhalten im Internet machen. Bisher erhalten Autoren dafür keine Tantiemen. Sie fürchten nun, bei einer zunehmenden Verlagerung des Geschäfts ins Netz in Zukunft mit leeren Taschen dazustehen.

Gerade die Netzformate könnten nun von dem Ausstand der Kreativen profitieren. Videoportale, die zunehmend eigenproduzierte Formate im Netz anbieten und auf der Suche nach professionell geschriebenem Material sind, hoffen auf steigenden kreativen Input durch von ihrer Industrie enttäuschte Autoren. Außerdem wird der Streik benutzt, um die Aufmerksamkeit auf Videoangebote im Netz zu lenken. So gibt es einen Wettbewerb für streikende Hollywoodautoren auf Break.com.

Unterdessen droht der Branche weiterer Ärger. Am kommenden Montag wollen die Nachrichtenredakteure des Networks CBS über einen Ausstand abstimmen. Zudem stehen die Produzenten vor Verhandlungen mit zwei ebenfalls mächtigen Berufsgruppen. Die Tarifverträge für Regisseure und Schauspieler laufen im kommenden Jahr aus. Von der Gewerkschaft der Regisseure (DGA) wird erwartet, dass sie ihre Verhandlungen noch vor dem Jahreswechsel aufnimmt. Dabei dürfte eine wesentliche Rolle spielen, wie das Kräftemessen zwischen Produzenten und Autoren ausgegangen ist – wenn es dann schon eine Lösung gibt. (vbr)