Streit über App Store: Apple stellt sich stur

Laut Marketing-Boss Phil Schiller will der Konzern sein umstrittenes Verbot der E-Mail-App Hey nicht revidieren. Änderungen im Software-Laden stünden nicht an.

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Phil Schiller

Phil Schiller ist auch Apples Marketingchef und präsentiert regelmäßig neue Produkte wie hier das iPhone 11 Pro und das iPhone 11 Pro Max.

(Bild: dpa, Screenshot: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Im großen Konflikt um die Freigabe einer Dienste-Anwendung im App Store hat sich nun Apples Führungsebene eingeschaltet – und die sieht den Fehler nicht bei sich. Phil Schiller, seines Zeichens Senior Vice President of Worldwide Marketing und gleichzeitig Chef aller App Stores des Unternehmens, teilte in einem Interview mit, die Position Apples sei unverändert und man habe auch nicht vor, die Regeln seines Online-Software-Ladens zu ändern, um den E-Mail-Client Hey von Basecamp vielleicht doch noch zuzulassen.

In dem Streit geht es darum, dass die Hey-App Apples In-App-Abo-Schnittstelle nicht verwenden möchte – um die 30 Prozent Provision zu vermeiden, die Apple üblicherweise im ersten Jahr verlangt. Stattdessen setzt das Tool auf Aboabschlüsse außerhalb des App Store und präsentiert sich nur mit einer Login-Maske.

Schiller sagte nun gegenüber dem IT-Blog TechCrunch,die Hey-Macher von Basecamp könnten "viele Dinge machen, damit die App innerhalb der Regeln, die wir haben, funktioniert". Apple würde es "lieben, wenn die das machen". Apple möge keine Apps, die nach dem Download "nicht sofort funktionieren" – also eine Log-in-Maske zeigen. Allerdings gilt dies verwirrenderweise nicht für sogenannte Reader-Apps wie etwa Amazons Kindle oder Streaming-Dienste wie Netflix oder Spotify. Hinzu kommt, dass Apple laut eigenen Angaben auch Business-Apps erlaubt, die nur mit Account funktionieren (und auch außerhalb bezahlt werden).

Hey wird hingegen als Endkunden-Anwendung eingeordnet, obwohl den E-Mail-Client sicherlich auch Firmen nutzen. Hey passe nicht in die Regeln der "Reader"-Apps, so Schiller. "E-Mail gehört nicht und gehörte nie zu den Ausnahmen innerhalb dieser Regel." Der App-Store-Boss sagte auch, die erste Version der Hey-App seie "aus Versehen" genehmigt worden und hätte "niemals im Laden verteilt werden dürfen".

Schiller machte den Hey-Machern von Basecamp, die Apples Haltung bereits als "obszön" und "kriminell" bezeichnet hatten, einige Vorschläge, was sie tun könnten. Dazu gehört das Verlangen verschiedener Preise für die App im Web und im App Store (Streaming-Anbieter verlangen etwa besagte 30 Prozent mehr, um Apples Gebühr auszugleichen) oder das Anbieten einer kostenlosen Version von Hey. (Der E-Mail-Client ist aktuell sowieso noch in einer Einladungsphase und steht nur für Menschen mit Invite bereit.)

Änderungen seiner App-Store-Politik kündigte Schiller nicht an. "Wie ich hier so dasitze, gibt es keine Änderungen, die wir erwägen." Druck könnte jedoch von außen kommen. Aktuell hat die EU-Kommission ein Untersuchungsverfahren wegen des App Store eingeleitet, in den USA gibt es ähnliche Bemühungen und auch andere Software-Anbieter laufen gegen Apple Sturm. (bsc)