Streit wegen CryEngine-Lizenz: Crytek verklagt Star-Citizen-Macher

Seite 2: Geheimer Quellcode in YouTube-Videos

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Neben den Vertragsverletzungen will Crytek auch für Verletzung des eigenen Urheberrechts durch CIG und RSI entschädigt werden. Das ist übrigens auch der Grund dafür, dass die Klage vor einem Bundesgericht anhängig ist, da diese in den USA für Copyright-Streitigkeiten zwischen US-Firmen und ausländischen Parteien zuständig sind. Crytek wirft den Star-Citizen-Entwicklern vor, vertraulichen CryEngine-Quellcode in ihren YouTube-Videos veröffentlicht zu haben.

Die Klageschrift bezieht sich dabei konkret auf die Sendung Bugsmashers, eine der diversen Video-Shows, die CIG und RSI produzieren, um die Crowdfunding-Spender über die Entwicklung des Spieles auf dem Laufenden zu halten. In Bugsmashers zeigen Entwickler, an welchen besonders hartnäckigen Bugs sie gerade sitzen, und zeigen dabei, wie sie die Probleme lösen – oft auch, indem sie den Quellcode im Video einblenden. Crytek ist der Meinung, die Entwickler hätten so Betriebsgeheimnisse der CryEngine öffentlich gemacht, was die Lizenzvereinbarung zwischen Crytek und CIG/RSI angeblich deutlich untersagt.

Außerdem soll Cloud Imperium Games der Firma Faceware Zugang zum CryEngine-Code gegeben haben, ohne vorher die Erlaubnis von Crytek einzuholen, was ebenfalls eine Vertragsverletzung darstelle. Faceware arbeitet für die Star-Citizen-Macher an Gesichtserkennungstechnik, die Chris Roberts im Rahmen der diesjährigen Gamescom gezeigt und in Zukunft als integraler Teil des Spiels versprochen hatte.

Gegenüber heise online teilte Cloud Imperium Games mit, das Unternehmen nutze die CryEngine "seit einiger Zeit nicht mehr", es sei zur Lumberyard-Engine gewechselt. Die Crytek-Klage sei "wertlos" und CIG werde sich energisch dagegen zur Wehr setzen. Was die Konsequenzen für die Entwicklung des Weltraum-Epos und dessen Unterstützer sind, ist noch nicht abzusehen. Sollte Crytek eine einstweilige Verfügung erwirken, ist es denkbar, dass das Gericht den Entwicklern um Chris Roberts verbietet, die Teile der CryEngine, die von dem Projekt verwendet werden, weiter zu benutzen. Das könnte sechs Jahre Entwicklung an dem Mammutprojekt gefährden.

Außerdem steht im Raum, dass CIG unter Umständen erhebliche Entschädigungen an Crytek zahlen muss. Wie viele der über 173 Millionen US-Dollar, die das Projekt bereits aus Spenden eingenommen hat, dafür noch zur Verfügung stehen, ist nicht öffentlich bekannt. Viele der Spender werden wohl wenig erfreut sein, mit ihren Spenden nun Anwaltskosten und eventuelle Entschädigungszahlungen aus einem Gerichtsverfahren zu bezahlen. Star Citizen ist ohnehin notorisch verspätet; dass die Entwickler sich nun auch noch mit einem publikumseträchtigen Verfahren herumschlagen müssen, ist sicher nicht im Sinne der Spender.

Auch bleibt abzuwarten, ob etwaige negative Schlagzeilen den ohnehin schon angeschlagenen Ruf von Crowdfunding-Kampagnen noch weiter in den Schmutz ziehen. Das Star-Citizen-Projekt steht bereits in der Kritik dafür, nach Millioneneinnahmen und jahrelanger Entwicklung immer noch kein fertiges Spiel geliefert zu haben. Außerdem sind die Entwickler in der Vergangenheit nicht gerade durch ein freundliches Verhältnis zur Spielepresse aufgefallen, wenn diese die Kritiker zu Wort kommen lässt. Nun kommt eine potenziell kostspielige gerichtliche Auseinandersetzung mit Crytek hinzu, die augenscheinlich durchaus vermeidbar gewesen wäre.

Update am 14.12.2017, 17:38 Uhr: Meldung um die Stellungnahme von Cloud Imperium Games ergänzt.

In diesem Zusammengang immer noch aktuell ist dieser Kommentar zu Star Citizen: Hört auf, uns für dumm zu verkaufen! (fab)