Stromversorgung in Nordamerika drohen Engpässe durch KI-Rechenzentren

Der Stromhunger in Nordamerika wächst erheblich: KI-Rechenzentren, Kryptomining, E-Autos und Energiewende könnten zu großen Problemen führen.

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Stromleitung in San CristĂłbal de las Casas.

(Bild: heise online / anw)

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In Nordamerika drohen durch den Bau neuer energieintensiver Rechenzentren für Künstliche Intelligenz und Krypto-Mining Energieengpässe. Hiervor warnt die North American Electric Reliability Corporation (NERC), eine gemeinnützige Organisation, die unter staatlicher Aufsicht für die Koordinierung der elektrischen Stromnetze zuständig ist. In ihrem aktuellen Zehn-Jahres-Ausblick mahnt sie einen dringenden Ausbau der Energieerzeugungs- und Übertragungskapazitäten an. Schon im Jahr 2025 drohten im Mittleren Westen Stromengpässe.

Erschwerend komme hinzu, dass auch in Nordamerika eine Energiewende im Gange ist und besonders alte Kohlekraftwerke zugunsten erneuerbaren Energien abgeschaltet werden. In den nächsten Jahren sei die Stilllegung von Kraftwerken mit 115 Gigawatt Leistung geplant, schreibt die NERC in ihrem Bericht und empfiehlt, den Zeitplan noch einmal genau zu prüfen. An die Stelle der fossilen Kraftwerke treten oftmals Photovoltaikanlagen und Windenergie, die sich aufgrund der Wetterabhängigkeit und weiterer variabler Faktoren weniger verlässlich einplanen lassen als die stillgelegten Kraftwerke, heißt es.

Der Strombedarf wachse zugleich so stark wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Die sommerliche Spitzenlast werde Prognosen zufolge in den nächsten 10 Jahren um 132 Gigawatt steigen, im Winter sogar um 149 Gigawatt. Dies übertreffe die Vorjahresprognosen von 80 bzw. 92 Gigawatt deutlich.

Neben KI-Rechenzentren und Krypto-Mining seien auch die steigende Zahl von Elektrofahrzeugen und der vermehrte Einsatz von Wärmepumpen in Haushalten Treiber für den Strombedarf. Wenn nichts unternommen werde, falle der Sicherheitspuffer bei der Stromversorgung in fast allen Gebieten unter die Grenzwerte. Gleichzeitig erwartet die NERC noch eine weitere Steigerung beim Energiebedarf. Im schlimmsten Falle könnten Stromausfälle drohen, wenn nicht in ausreichendem Maße Kapazitäten für Erzeugung und Übertragung von Strom zur Verfügung stehen.

Big-Tech-Firmen wie Microsoft, Amazon und Meta planen bereits, die Energie für ihre KI-Rechenzentren selbst zu erzeugen oder von Partnern erzeugen zu lassen. Eine große Rolle spielt hierbei vor allem die Atomkraft. So gibt es Pläne, alte Kernkraftwerke instand zu setzen und zu reaktivieren oder neue zu bauen. Mit diesen könnten die Klimaziele erreicht und gleichzeitig ausreichend Strom erzeugt werden.

(mki)