Studie: Fahren autonome Autos sicherer als Menschen?

Forschende der University of Central Florida haben sich Berichte von rund 37.000 Unfällen angesehen. In den meisten Fällen schnitten autonome Autos besser ab.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 68 Kommentare lesen
Eine Person sitzt in einem teilautonom fahrenden Auto

Ein Forschungsteam hat untersucht, unter welchen Bedingungen selbstfahrende Autos oder menschengesteuerte Fahrzeuge eher einen Unfall bauen.

(Bild: Mercedes-Benz)

Lesezeit: 4 Min.

Die Diskussion ist so alt wie die Technik selbst: Sind Pkw, die assistenzgesteuert oder autonom fahren, sicherer unterwegs als jene, bei denen ein Mensch am Lenkrad entscheidet? Ein Forschungsteam hat sich Unfälle angesehen und schlussfolgert: Es kommt darauf an.

Mohamed Abdel-Aty und Shengxuan Ding von der University of Central Florida haben die Dokumentationen von 35.113 Unfällen, bei denen ein Mensch gefahren ist, und 2100 Unfällen von mit fortschrittlichen Fahrsystemen gesteuerten Autos (Advanced Driving Systems und Advanced Driver Assistance Systems) untersucht. Die Datensätze enthielten von Menschen verursachte Unfälle und solche, die vollständig autonom fahrende Autos (ADS, autonomes Fahren ohne Einschränkungen etwa durch äußere Einflüsse) sowie assistiert fahrende Fahrzeuge (ADAS) ausgelöst haben. Die Forscher hatten Daten von Fahrzeugen, die auf Level 2 (teilautomatisiertes Fahren, etwa Spurhaltung und Geschwindigkeitsregelung) und Level 4 (vollautomatisiertes Fahren, etwa eine selbstständige Fahrt bei gutem Wetter) unterwegs waren. Bei diesen Levels handelt es sich um Stufen der SAE-Skala, die das autonome Fahren in sechs Kategorien von nicht unterstützt (Level 0) bis vollautomatisch (Level 5) aufteilt.

Die Stufen der SAE-Skala

(Bild: SAE International)

Das Team wollte herausfinden, wie sich die Unfälle voneinander unterscheiden – abhängig davon, wer den Wagen steuert. Die Forscher schlussfolgern, dass Fahrzeuge mit fortschrittlicher autonomer Fahrweise weniger wahrscheinlich einen Unfall bauen als menschengeführte Wagen im gleichen Szenario.

Zugleich schneiden die technisch gesteuerten Autos in der Dämmerung oder beim Abbiegen schlechter ab als solche, die ein Mensch steuert: Unter diesen Bedingungen war die Unfallwahrscheinlichkeit 5,25 Mal (Dämmerung) beziehungsweise 1,98 Mal (Abbiegen) höher. "Mögliche Gründe hierfür könnten ein mangelndes Situationsbewusstsein in komplexen Fahrszenarien und die begrenzte Fahrpraxis von AVs (Autonome Fahrzeuge) sein", heißt es in dem Forschungsbericht, den das Team in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlicht hat.

Die Forscher berücksichtigten für eine Vergleichbarkeit die Art des Unfalls, die Straße und die Umgebung, die Bedingungen vor dem Unfall wie Fahrzeughersteller, AV-Fahrmodus und Bewegungsrichtung und den Unfallhergang. Auch den Wochentag oder die Uhrzeit beachtete das Team, beeinflussten diese typischerweise das Unfallrisiko. Als Ursache für die allgemein bessere Performance der automatisierten Fahrzeuge sehen die Wissenschaftler die Objekterkennung und -vermeidung der Fahrzeuge, die präzise Steuerung und sie bescheinigen ihnen auch eine bessere Entscheidungsfindung.

Abhängig von den äußeren Bedingungen unterschieden sich aber auch die autonomen Fahrzeuge (ADS) von den assistierend fahrenden Systemen (ADAS). So verzeichneten ADAS bei klarem Himmel 23,34 Prozent weniger Unfälle. Bei Regen kamen sie jedoch auf 13,65 Prozent mehr als die ADS. Fuhren die Fahrzeuge vor dem Unfall geradeaus, waren die ADAS in 27,91 Prozent mehr Fällen in einen Unfall verwickelt als die autonomen Fahrzeuge. Letztere schnitten beim Abbiegen dafür schlechter ab: Hier krachte es bei den ADAS zu drei Prozent weniger als bei den ADS. Bei der Analyse der Bewegungen vor dem Unfall zeigen ADAS eine um 27,91 Prozent höhere Unfallzahl beim Geradeausfahren, während sie 3 Prozent weniger Unfälle beim Abbiegen melden als ADS.

Die Forschenden hoffen, mit ihren Ergebnissen wichtige Erkenntnisse für die weitere Entwicklung autonomer Fahrzeuge zu liefern. Die Ergebnisse der neuesten Systeme fielen möglicherweise anders aus als die der Untersuchung. Für weitere Forschungen sei es wichtig, auch Daten über Vorfahrtsregelungen an Kreuzungen, Stoppschilder, Ampeln und Vorrang-Signalen einzubinden, um den Vergleich zu verbessern.

(are)