Studie zu Moia: Ridepooling verringert Autoverkehr und schadet nicht dem Ă–PNV

Forschende aus Karlsruhe und MĂĽnchen haben den Anbieter Moia zwei Jahre lang begleitet und nun ihre Ergebnisse vorgestellt.

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Abbildung aus der Flottensimulation.

(Bild: Moia)

Lesezeit: 3 Min.

Ridepooling – also Sammeltaxen auf Zuruf – kann helfen, den Autoverkehr in der Stadt zu reduzieren. Das wollen Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) zusammen mit welchen der TU München herausgefunden haben. Sie haben den Ridepooling-Dienst Moia in Hamburg zwei Jahre lang wissenschaftlich begleitet und eine Verkehrssimulation auf Basis von Online-Befragungen und anderen Daten mit verschiedenen Szenarien aufgesetzt. Der Verkehr werde stärker reduziert, wenn es weniger attraktiv werde, in der Stadt das eigene Auto zu benutzen, lautet ein Ergebnis.

Dabei schade Ridepooling dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht, dieser profitiere sogar, schreiben die Forschenden. Zwar würden Wege von den bereits vorhandenen Verkehrsmitteln auf das neue Mobilitätsangebot verlagert, aber durch den sogenannten Toureneffekt und die bessere Erreichbarkeit von Haltestellen profitiere der ÖPNV. "Wenn zum Beispiel jemand von zu Hause ins Kino und wieder zurück fährt, wird auf dieser Tour mit zwei Wegen oft nur einer mit Ridepooling zurückgelegt, der andere Weg fast immer mit dem ÖPNV", erläutert Gabriel Wilkes vom KIT den Toureneffekt.

Das Volkswagen-Unternehmen Moia besetze mit Ridepooling die Lücke zwischen Taxi und ÖPNV. Die Passagiere werden dabei unabhängig von einem Fahrplan oder Linienweg befördert, sie können flexibel unterwegs zu- und aussteigen. Wer mitfahren will, ordert das Fahrzeug per Handy-App, ein Algorithmus plant und optimiert daraufhin die Route.

"Anhand der Studie können wir das Verhalten der Menschen, die Ridepooling nutzen, besser verstehen und so die Potenziale solcher Dienste künftig noch zielgerichteter erschließen", sagt Nadine Kostorz vom KIT. Im Verkehrswendeszenario der Simulation, in der autonom fahrende Ridepooling-Angeboten mit vielen Fahrzeugen verfügbar sind, der ÖPNV gut ausgebaut ist und der Autoverkehr eingeschränkt ist, ließe sich der Autoverkehr in Hamburg um 8 Prozentpunkte reduzieren, um etwa 15 Millionen km pro Woche.

Das KIT hat den Verkehr mit seiner Software "mobiTopp" simuliert. Das Tool bildet die Mobilität der gesamten Hamburger Bevölkerung und aller dorthin Reisenden im Verlauf einer Woche ab. Dabei werden minütlich und räumlich hoch aufgelöst sämtliche Wege zu allen Aktivitäten wie Arbeit, Einkauf oder Freizeit abgebildet. Neu an mobiTopp sei, dass neben den konventionellen Verkehrsmitteln auch solche Mobilitätsformen wie Ridepooling, Car- und Bikesharing oder E-Scooter-Sharing detailliert berücksichtigt würden, heißt es in der Projektbeschreibung (PDF).

Die TU München steuerte ihr Flottensimulationstool FleetPy bei. Es bildet agentenbasiert Fahrzeuge und Kundschaft ab, möglich soll es, die Interaktionen zwischen Kundeschaft und Betreiber detailliert zu modellieren. So können Relationen zwischen der Ridepooling-Flotte, dem Verkehrssystem und dem Mobilitätsverhalten der Menschen detailgetreu abgebil- det werden. mobiTopp und FleetPy sind Open Source und über GitHub zugänglich.

(anw)