Swisscom erhält grünes Licht für Übernahme von Fastweb

Fastweb, Italiens zweitgrößter Festnetzbetreiber, ist seit 2001 Anbieter von Sprach-, Daten- und Video-Angeboten auf IP-Basis. Ist das Kaufangebot an die Fastweb-Aktionäre erfolgreich, wird dies die größte Übernahme in der Geschichte der Swisscom.

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Von
  • Tom Sperlich

Die Regulierungsbehörde für den italienischen Wertpapiermarkt Consob hat das Swisscom-Angebot zur Übernahme von Fastweb genehmigt. Das Kaufangebot für die Aktien des zweitgrößten Festnetzbetreiber Italiens beginnt damit am kommenden Dienstag.

Am 20. März 2007 hat das marktführende Telekommunikationsunternehmen der Schweiz, die Swisscom AG, der Mailänder Börsenaufsicht Consob ihren Angebotsprospekt zur Übernahme von 98,26 Prozent des Aktienkapitals der Fastweb SpA zur Genehmigung vorgelegt. Die Swisscom hält derzeit einen Anteil von 1,74 Prozent an Fastweb. Der Verwaltungsrat von Fastweb hatte sich am 26. März angesichts der "Fairness Opinion" seiner Finanzberater für die Annahme des Übernahmeangebots von Swisscom ausgesprochen. Die Angebotsfrist beginnt am 10. April und dauert bis einschließlich 15. Mai 2007. Swisscom will bis dahin mindestens 50 Prozent plus einer Aktie erworben haben. Der Angebotsprospekt soll am morgigen Samstag, den 7. April, auf den Websites von Swisscom und Fastweb veröffentlicht werden.

Für jede ihr angebotene Fastweb-Aktie zahlt Swisscom 47 Euro. Der Kaufpreis beträgt maximal 3,7 Milliarden Euro. Außerdem käme die Übernahme von Schulden Fastwebs in Höhe von 1,1 Milliarden Euro hinzu. Zur Finanzierung der Übernahme hat sich Swisscom Kredite im Umfang von rund 5 Milliarden Euro bei einem Konsortium internationaler Banken gesichert.

Fastweb, seit 2001 Anbieter von Sprach-, Daten- und Video-Angeboten auf IP-Basis, erzielte vergangenes Jahr einen Umsatz von 1,26 Milliarden Euro bei einem Verlust von 124 Millionen Euro. Doch will die Swisscom laut CEO Carsten Schloter weitere beträchtliche Investitionen tätigen, um das Wachstum von Fastweb auf dem italienischen Breitband-Markt weiter voranzutreiben. Wachsen möchte so auch die Swisscom: "Als strategischer Partner mit langfristiger Geschäftsperspektive will Swisscom mit der Übernahme von Fastweb deren Wettbewerbsvorteile und technischen Vorsprung für künftiges Wachstum und zum Ausbau der Produktpalette nutzen", teilte Swisscom mit.

Durch den Deal will Swisscom ihren Cash-Flow über die nächsten Jahre deutlich steigern. In den Folgejahren erwartet Schloter eine Erhöhung von Umsatz und Betriebsgewinn (EBITDA) um rund ein Fünftel. Damit würde Fastweb einen bedeutenden Beitrag zum Unternehmensergebnis von Swisscom beitragen. Im Gegenzug will Swisscom die Pläne von Fastweb unterstützen, als virtueller Mobilfunkbetreiber ohne eigene Netzinfrastruktur (MVNO) in Italien aufzutreten.

Führt das Kaufangebot für Fastweb zum Erfolg, wird dies die größte Übernahme in der Geschichte der Swisscom. Es ist aber beileibe nicht der erste Anlauf der Swisscom, im Ausland zu expandieren. Versuche, die irische Telekommunikationsfirma Eircom zu übernehmen, scheiterten aber am Einspruch des Schweizer Bundesrats; die schweizerische Eidgenossenschaft ist immer noch Hauptaktionär der Swisscom. Ende November 2005 hatte die Schweizer Regierung der Swisscom die Fortsetzung der bisherigen Auslandsstrategie untersagt, indem sie ihr größere Firmenübernahmen jenseits der Landesgrenzen verbot. Der Schweizer Marktführer musste daher, sehr zum Ärger des Vorstands, Gespräche zur Übernahme des irischen Telekomunternehmens Eircom, die kurz vor dem Abschluss standen, abbrechen. Als Folge dieser Turbulenzen rund um die Auslandsstrategie der mehrheitlich staatlich kontrollierten Swisscom trat der damalige Firmenchef Jens Alder von seiner Position zurück. (Tom Sperlich) / (jk)