Tarifverhandlungen bei der Telekom stehen vor dem Scheitern

ver.di bezeichnete das Angebot der Telekom über einen Einmalbetrag von 1.000 Euro, der zu einem Viertel in Aktien ausgezahlt werden soll, als "nicht akzeptabel". Die Telekom hält die ver.di-Forderung nach 6 Prozent Gehaltserhöhung für "realitätsfern".

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Von
  • dpa

Bei der Deutschen Telekom bahnt sich einer der größten Tarifkonflikte seit Privatisierung des Unternehmens 1995 an. Nachdem der Vorstand bei der fünften Verhandlungsrunde am Freitag in Bonn ein Angebot über eine Einmalzahlung vorgelegt hatte, kündigte die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di an, der großen Tarifkommission an diesem Samstag den Abbruch der Gespräche und eine Ausweitung der Warnstreiks zu empfehlen. Damit droht der Tarifkonflikt beim größten Telekommunikationsunternehmen Europas zu eskalieren.

Personalvorstand Heinz Klinkhammer hatte in der Tarifrunde für die 110.000 Mitarbeiter der Deutschen Telekom AG eine Einmalzahlung von 1000 Euro geboten. Ein Viertel der Summe sollte in Aktien gezahlt werden. Die Zahlung entspricht einer Lohnanhebung von 1,4 bis 3,5 Prozent. ver.di bezeichnete das Angebot der Konzernführung als "nicht akzeptabel". ver.di-Verhandlungsführer Lothar Schröder sagte: "Auf dieser Basis brauchen wir nicht weiterzureden." Er kritisierte, dass die Telekom-Beschäftigten von der allgemeinen Einkommensentwicklung abgekoppelt würden. ver.di fordert für die Beschäftigten vor dem Hintergrund der Rekordgewinne im Jahr 2005 und auch wieder im ersten Quartal eine Einkommensverbesserung von sechs Prozent.

Personalvorstand Heinz Klinkhammer bezeichnete die Forderung als "realitätsfern". Er verwies dabei auf den Rückgang der Kunden- und Ergebniszahlen im ersten Quartal. Mit der Einmalzahlung lasse die Telekom ihre Mitarbeiter an dem erfolgreichen Geschäftsjahr 2005 teilhaben, sagte er. Auszubildende, Beamte und Mitarbeiter der Beschäftigungsgesellschaft Vivento sind von der Einmalzahlung ausgenommen.

Da das Angebot der Telekom nicht verhandlungsfähig sei, werde die Tarifkommission voraussichtlich für einen Abbruch der Gespräche stimmen, sagte ver.di-Verhandlungsführer Schröder weiter. "Die Warnstreiks würden dann zu Streiks mit tiefgreifender Wirkung ausgeweitet." Beendet werden die Arbeitskampfmaßnahmen sofort, wenn ein Tarifpartner einen Schlichter anruft und damit eine neue Friedenspflicht beginnt.

Das Angebot der Telekom richtet sich an die Mitarbeiter der Festnetzsparte T-Com und der Konzernholding. Personalvorstand Klinkhammer hofft auf eine baldige Einigung mit ver.di. Der Konflikt zwischen ver.di und der Telekom-Führung hatte sich schon seit der vergangenen Woche zugespitzt. Mehrere tausend Telekom-Mitarbeiter waren seit Montag in Warnstreiks getreten. (dpa) / (jk)