Taxi-Festpreis: München wird erste Stadt mit Festpreisoption im Tarifkorridor

Taxi-Kunden können in München ab kommenden Freitag vorab einen Festpreis beanspruchen. Diesem Modell wollen andere Städte folgen.

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(Bild: ON-Photography Germany/Shutterstock.com)

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In München können Taxi-Kunden ab Freitag für Fahrten einen Festpreis vereinbaren, der sich innerhalb eines Tarifkorridors bewegt. Die vom Münchner Stadtrat Ende Juli dieses Jahres beschlossene Festpreisoption tritt am 1. September in Kraft. Die bayerische Metropole wird damit die erste deutsche Stadt mit einer solchen Möglichkeit; andere Städte wie Berlin oder Hamburg planen solches.

München will damit einem Nachteil des Taxigewerbes gegenüber Mietwagen oder Mitfahrdiensten wie Uber begegnen, bei denen der Preis bereits vor Fahrtantritt festgelegt wird, hießt es im Juli aus dem Stadtrat. Für Taxen galt bisher, dass sich der Preis erst zum Ende der Fahrt ergibt, da neben dem Grundpreis die Strecke und unter anderem mögliche Wartezeiten berücksichtigt werden.

Nur in Hamburg und Berlin gibt es für Taxis eine entgeltfreie Wartezeit von einer Minute, in anderen Städten wird die Wartezeit bespielsweise an einer roten Ampel sofort berechnet. In München gibt es bisher einen "Reichweitentarif" genannten Festpreis für Taxis, bei dem für Fahrten von bis zu 5 km 20 Euro fällig werden, für bis zu 10 km 34 und für 45 km 115 Euro. Wird während der Fahrt die vereinbarte Kilometer-Grenze überschritten, schaltet der Taxameter automatisch in den allgemeinen Tarif. Am Ende der Fahrt sind dann der Festpreis sowie die angefallenen Mehrkilometer zu bezahlen.

In München können die Passagiere den Festpreis aber nicht erst vereinbaren, wenn sie ins Taxi einsteigen. Sie müssen dies über eine App oder per Anruf bei einer Taxizentrale vorab festlegen. Parallel kann während der Fahrt der Fahrpreis weiter mit dem Taxameter ermittelt werden. Fahrgäste sollen keinen Wucher befürchten müssen, denn die Festpreise sollen sich innerhalb eines "Tarifkorridors" bewegen, heißt es aus München.

Dessen Oberbürgermeister Dieter Reiter meinte, "die neue Regelung war dringend notwendig, damit die Taxibranche konkurrenzfähig bleiben kann". Weil die Regelung ab Anfang September gelte, könne sie schon während der IAA und des Oktoberfests genutzt werden. Die Automobilausstellung IAA beginnt am 5. September, das Oktoberfest am 16. September.

Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl sieht eine "neugewonnene Preissicherheit". Derweil arbeite die Stadt weiter daran, die Tarifstrukturen zu optimieren. Das Taxi sei insbesondere für Menschen ohne eigenes Auto eine wichtige Säule für die Daseinsvorsorge.

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Das Taxigewerbe, verkörpert von Thomas Kroker, Vorsitzender des Landesverbands Bayerischer Taxi- und Mietwagen Unternehmen sieht in dem "Tarifkorridor" eine bundesweite Pioniertat. "Mit dieser Regelung erhält die Taxibranche einen Mechanismus im Wettbewerb gegen Mietwagen-Betriebe, die systematisch elementare Bestimmungen des Personenbeförderungsgesetzes umgehen", sagte Kroker. Auf Münchens Straßen seien phasenweise mehr sogenannte Mietwagen als echte Taxis unterwegs, sie stammten "größtenteils von auswärtigen Betrieben, die in München keine Gewerbesteuer bezahlen".

Die Taxi-Branche sieht sich schon länger Konkurrenz durch Fahrdienste wie Uber oder Moia ausgesetzt. Durch das seit Anfang August 2021 zuletzt überarbeitete Personenbeförderungsgesetz bekamen solche Dienste ein rechtliches Fundament. Gegen die damit verbundene Liberalisierung der Personenbeförderung hatte die Taxi-Branche vorab starke Bedenken geäußert.

(anw)