Defekte, schlechter Service: Taxiunternehmen will 1,3 Millionen Euro von Tesla

Tesla Autos haben eine zu geringe Reichweite, viele Mängel und der Service sei schlecht, meint die niederländische Bios-Groep.

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Tesla-Taxis der Bios-Groep.

(Bild: Bios-Groep)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die Bios-Groep ist auf Tesla nicht gut zu sprechen. Gut 70 Elektrofahrzeuge des US-Unternehmens hat die niederländische Taxifirma in Schiphol im Einsatz. Viele von ihnen wiesen technische Defekte auf, Tesla biete zudem schlechten Service, meinen die Niederländer. Wegen der dadurch entstehenden Umsatzverluste fordern sie vor Gericht 1,3 Millionen Euro Schadenersatz von Tesla. Das Unternehmen wird wohl keine Elektroautos mehr bei den US-Amerikanern bestellen, inzwischen hat es fünf Audi e-tron geordert.

In seiner langen Zeit als Flottenmanager habe er nie mehr Probleme gesehen als mit Tesla, zitiert Bios Tofik Ohoudi. Mit etwa 20 der Teslas sei etwas nicht in Ordnung. In einem der Elektro-Pkw sei die Servolenkung hinüber, bei einem anderen die Antriebswellen nach einigen Monaten ausgefallen. Selbst brandneue Autos wiesen einen gebrochenen Querlenker auf.

Ein für Taxiunternehmen besonders heikles Problem sei, dass der Bordcomputer des Tesla den Kilometerstand nicht korrekt erfasse. Kontrolleure könnten das als Betrugsversuch werten, befürchten die Niederländer. Tesla-Mitarbeiter böten dafür als Lösung an, den Kilometerstand den von den Fahrern bemerkten Abweichung anzupassen, doch das sei ebenfalls strafbar.

Am Flughafen Schiphol sind nur lokal emissionsfreie Pkw als Taxi zugelassen. Ihr Akku muss für 400 km reichen. Als sich Bios 2014 für 5,7 Millionen Euro 72 Model S zulegte, habe der Autohersteller diese Reichweite versichert, schreibt Bios; so weit seien die Autos aber nie mit einer Akkuladung gekommen. Tesla habe auf die Beschwerde erwidert, die Fahrzeuge würden zu intensiv genutzt.

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Als Kompromiss tauscht Bios nach eigenen Angaben für 7,9 Millionen Euro 64 Model S gegen Model X ein. Deren Akkus genügten zwar den Anforderungen, doch hätten die Autos derart viele Mängel, dass sie häufiger in der Werkstatt als auf der Straße zu finden seien.

Bios hatte für solcherlei Probleme zunächst einen direkten Ansprechpartner, seit Oktober 2018 musste sich das Unternehmen aber telefonisch an ein anonymes "Front Office" wenden, konnte zuletzt nur noch über ein Web-Formular kommunizieren, auf das Tesla nicht immer antworte. Seit 2019 darf Bios bei Tesla nicht mehr als zwei Fahrzeuge gleichzeitig zur Reparatur geben, daher würden manche wochenlang nicht bewegt, während die fest angestellten Fahrer weiter bezahlt würden. Daraus ergibt sich der behauptete Anspruch auf 1,3 Millionen Euro.

Daneben hat Bios nach eigenen Angaben Reparatur-Rechnungen in einer Gesamthöhe von 150.000 Euro nicht bezahlt. Tesla meine, die Garantie sei nach einer Strecke von 80.000 km je Fahrzeug ausgelaufen, doch Bios sehe nicht ein, für defekte Komponenten zahlen zu müssen. Inzwischen weigere sich Tesla, etwas gegen die beanstandeten Mängel zu unternehmen; Bios habe aber keine Alternative, da es mit Tesla eine Exklusivvereinbarung habe.

Die Bios-Groep verweist in ihrer Mitteilung auf die Tesla Claim Foundation, in der sich seit Oktober dieses Jahres rund 200 Personen versammeln, die mit ihren Elektrofahrzeugen regelmäßig Ärger haben sollen. Diese beschwerten sich unter anderem darüber, dass der Fahrassistent "Autopilot" nicht funktioniere, Griffe abbrächen oder der Kilometerstand in der Reparaturwerkstatt angepasst werde.

Teslas Modellpalette (33 Bilder)

Auf der LA Auto Show 2019 stellte Tesla den Cybertruck vor.
(Bild: Tesla)

Die Claims Foundation will im Januar über eine Klage entscheiden. Die Mitglieder fürchten sich vor einer möglichen Reaktion Teslas, wenn sie die Mängel vor Gericht brächten. Schließlich könnten die US-Amerikaner ihre Dienste komplett einstellen und die Fahrzeuge von der Ferne blockieren.

(anw)