Telegram übergab offenbar in 25 Fällen Nutzerdaten an das BKA
Das Bundesministerium hat bestätigt, dass der Messenger-Dienst Telegram Nutzerdaten dem Bundeskriminalamt übergeben hat.
Der Messenger-Dienst Telegram hat in 25 Fällen Nutzerdaten dem Bundeskriminalamt (BKA) übergeben. Das berichtet der NDR, der sich auf eigene Recherchen und Aussagen des Bundesinnenministeriums (BMI) beruft. Dieses habe erstmals bestätigt, dass Telegram Nutzerdaten an deutsche Ermittlungsbehörden übergeben habe.
Es handle sich um wenige "herausgehobene Einzelfälle", in denen Bestandsdaten wie IP-Adressen von Telegram übergeben worden seien, zitiert der NDR das BMI.
Gegenüber heise online bestätigte das BMI, "mit Stand 01.09.2022 wurden mehrere Hundert Löschersuchen an Telegram übermittelt". Die entsprechenden Inhalte seien weit überwiegend nicht mehr erreichbar. "Durch das Bundeskriminalamt wurden Bestandsdatenanfragen in herausgehobenen Einzelfällen an Telegram übermittelt. Ein Teil dieser Anfragen wurde von Telegram beantwortet, zu einem kleinen Teil mit Bestandsdaten."
Recherchen hätten ergeben, dass das BKA 202 Bestandsdatenanfragen an Telegram übermittelt habe, schreibt der NDR. Davon habe der Messenger-Dienst 64 beantwortet und in 25 Fällen Nutzerdaten an das BKA übermittelt. Das sei offenbar in Fällen von Kindesmissbrauch und islamistischem Terrorismus geschehen. Überdies soll Telegram in fast 400 Fällen auf Anfrage hin Inhalte gelöscht haben.
"0 Byte an Dritte"
Im Juni dieses Jahres war zwar berichtet worden, Telegram arbeite immer stärker mit deutschen Strafverfolgungsbehörden zusammen, eine offizielle Bestätigung dafür gab es bisher aber nicht. Im BMI war dazu am heutigen Abend bisher für heise online niemand zu sprechen.
Immer noch schreibt Telegram auf seiner Website: "Bis zum heutigen Tag haben wir 0 Byte Nutzerdaten an Dritte weitergegeben, einschließlich aller Regierungen." Telegram wird deshalb von Kriminellen, Terrorverdächtigen ebenso wie von Oppositionellen weltweit genutzt. Deutsche Behörden beobachten die Plattform seit einiger Zeit.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte Anfang dieses Jahres auf Telegram Druck ausgeübt, mit den deutschen Behörden zu kooperieren. Morddrohungen und andere gefährliche Hass-Nachrichten müssten gelöscht werden und deutliche strafrechtliche Konsequenzen haben, meinte sie. Gespräche zwischen dem Ministerium und Telegram fruchteten offenbar, im Februar wurde bekannt, dass Telegram mehr als 60 Kanäle gesperrt hatte.
(anw)