Telekom: Bündnis mit Kirch, Einkäufe in Frankreich

Bündnisse der Deutschen Telekom mit der französischen Lagardère-Gruppe und dem Film-Händler und TV-Betreiber Kirch sind unter Dach und Fach.

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Von
  • Holger Bleich

Telekom-Chef Ron Sommer kündigte heute eine umfassende Zusammenarbeit mit der französischen Lagardère-Gruppe und dem TV-Giganten und Filmhändler Leo Kirch an.

Zur Lagardère-Gruppe gehört neben dem Verlag Hachette ("Elle", "Paris Match") der laut Telekom-Angaben zweitgrößte französische Internet-Provider "Club Internet". Andere Berichte sprechen allerdings vom drittgrößten ISP Frankreichs -- unter Umständen hat die Telekom AOL France einfach vergessen... Mittels Aktientausch übernimmt T-Online (4,2 Millionen Kunden) jedenfalls 99,9 Prozent von Club Internet (320.000 Kunden). Im Gegenzug erhält Lagadère einen Aktienanteil von 6,5 Prozent an T-Online. Die Internet-Tochter der Telekom soll im April an die Börse gebracht werden.

Mit der Kirch-Gruppe ruft die Telekom ein Joint-Venture ins Leben, in dem die Kirch-Tochter Beta Research zu 100 Prozent aufgehen wird. An dem neuen Unternehmen wird die Telekom 51 Prozent halten. Beta Research zeichnet für die Entwicklung der D-Box zum Empfang des digitalen Bezahlfernsehens Premiere World verantwortlich. Sommer sagte, mit dem Joint Venture wollen die beiden Partner gemeinsam Hard- und Software für TV-orientierte Multimedia-Plattformen entwickeln und vermarkten. Dazu dürfte wohl auch eine neue Generation der D-Box gehören, mit der ein Internet-Zugang über das TV-Kabelnetz möglich wird.

Auf eine Anzeigenkampagne von AOL, die direkt an Bundeskanzler Schröder gerichtet war, reagierte der Telekom-Chef äußerst verägert. AOL forderte in ganzseitigen Anzeigen unter Bezug auf die jüngsten Tarifankündigungen der Telekom und das Angebot, Schulen kostenlosen Internet-Zugang über T-Online zu liefern, Gleichbehandlung für alle Internet-Provider in Deutschland. AOL solle sein "Lobbying nicht als gesellschaftliches Engagement kaschieren", wetterte Sommer heute. AOL zeichne sich in Deutschland mehr durch bürokratische Beschwerden als durch konstruktives Marketing aus.

Bertelsmann jedenfalls, zu 50 Prozent an AOL Europe beteiligt, stellte heute seine eigenen Entwicklungen auf dem Gebiet des Internet-Zugangs via Fernseher und TV-Kabel gegen die Absichten der Telekom. Auf der Multimedia-Messe Milia in Cannes erläuterte Bertelsmann-Manager Werner Lauff die Pläne des Medienkonzerns. "In der zweiten Jahreshälfte werden wir unsere Set-Top-Box in zehn deutschen Großstädten einführen", versicherte er. Der neue Kanal, der über TV-Kabelnetze mit Rückkanal laufe, habe aber noch keinen Namen. Es sollen Dienste wie Video-On-Demand, Online-Shopping, HTML-Zugang und E-Mail möglich sein. (hob)