Telekom-Chef Ricke: Sparen, aber nicht totschrumpfen

Bei T-Systems und T-Mobile USA zeigt sich die Deutsche Telekom offen für alles. Konkrete Verkaufspläne weist der neue Telekom-Chef aber weit von sich.

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Nach dem über ein Jahr verzögerten Verkauf der TV-Kabelsparte für nicht besonders zufrieden stellende 1,725 Milliarden Euro hat die Deutsche Telekom momentan kein Tafelsilber mehr zu verscherbeln. Das erklärte der noch frische Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke bei seinem ersten großen Auftritt in der Medienöffentlichkeit am gestrigen Mittwoch auf dem 12. Internationalen Presse-Kolloquium seines Hauses in Berlin. Er trat damit in jüngster Zeit ständig aufkochenden Gerüchten entgegen, wonach die Telekom vor allem für ihre IT-Sparte T-Systems sowie für den T-Mobile-Ableger in den USA Käufer suche.

"Das Programm heißt: Entschuldung und Wachstum", verkündete Ricke. Konkret in Zahlen heißt das, dass die Telekom in diesem Jahr zwischen 6,7 und 7,7 Milliarden Euro investieren will. "Ein wesentlicher Teil davon geht in den Aufbau des UMTS-Netzes", betont Ricke. Vom dritten Quartal an sollen damit rund 200 Städte in Deutschland mit dem mobilen Breitbandfunk ausgerüstet sein. Gleichzeitig hat es sich der ehemalige T-Mobile-Chef aber auch zum Ziel gesetzt, 12 Milliarden Euro einzusparen. Wie angekündigt, müssen mehrere zehntausend Mitarbeiter gehen. Gut die Hälfte der Einsparsumme soll aber auch durch Verkäufe für den Schuldenabbau bereitgestellt werden.

Doch Ricke gab gleichzeitig das Motto aus: "Die Notwendigkeit zum Sparen darf nicht dazu führen, dass wir uns totschrumpfen und uns künftiger Perspektiven berauben." Bei T-Systems geben sich die Bonner daher "offen für Partnerschaften". Die bestehenden "Top-Accounts", erklärte Ricke, sollten weiter an die Telekom gebunden bleiben. Um Klarheit über die Zukunft der unter der Flaute im IT-Sektor leidenden Unternehmenssäule zu schaffen, betonte er zudem: "Wir werden T-Systems nicht als Ganzes verkaufen oder in eine Minderheitsposition gehen."

Nicht ganz so klare Worte fand der Vorstandsvorsitzende für die US-Tochter von T-Mobile. Auch jenseits des Atlantiks, sagte Ricke, "machen wir uns nicht hübsch" für potenzielle Interessenten wie den Hauptkonkurrenten Vodafone. "Wir betreiben unser Geschäft dort so, als ob wir es für die Ewigkeit betreiben", orakelte der Telekom-Chef. Man habe drüben bereits 500.000 MMS-Handys verkauft und sei im vierten Quartal rasanter als die Wettbewerber gewachsen. Doch ganz so sicher ist das mit dem Nicht-Verkauf letztlich doch nicht. "Wir sind aber für alle Optionen offen", erklärte Ricke schwammig weiter, "solange sie aus Sicht der Aktionäre Sinn machen."

Beim Ausblick auf zukünftige innovative Geschäftsschwerpunkte abseits von UMTS zeigte sich Ricke eher zurückhaltend. Nur bei WLAN, "da bin ich bullish", sagte der Manager, der seine Karriere während der Boomzeiten der New Economy vorantrieb, in bestem Denglisch. Soll heißen, dass die Telekom den T-Mobile-Kunden an geeigneten Punkten höhere Bandbreiten per WLAN anbieten will. Neben der Ergänzung zum Mobilgeschäft sieht Ricke für das Funknetz aber auch im Festnetz eine "große Chance", um die Nutzer zusätzlich zu DSL schnurlos mit Breitbandigkeit zu versorgen. Wofür die DSL-Kunden zum Aufsetzen eines WLAN-Hubs die Telekom brauchen, erklärte Ricke aber nicht.

Zu guter Letzt präsentierte sich der Telekom-Chef als bester Verbraucherfreund. Denn mit 0190-Abzockern will er keine Geschäfte machen, auch wenn der ehemalige Staatsbetrieb dabei seinen Anteil einstreicht. "Das ist für uns keine zwiespältige Situation", versicherte Ricke. Denn "am Ende des Tages empfindet der Kunde uns als das Problem." Er sitze daher im gleichen Boot wie die Regierung im Kampf gegen die schwarzen Schafe der Branche. (Stefan Krempl) / (jk)