Telekom-Chef Ricke setzt den Rotstift an

Neben internen Kürzungen wird nach offiziell unbestätigten Berichten auch erwogen, den Ausbau des Glasfasernetzes für VDSL-Anschlüsse beim Endkunden zu stoppen.

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Von
  • dpa

Konzernchef Kai-Uwe Ricke schnürt angesichts bröckelnder Gewinne ein milliardenschweres Sparpaket für die Deutsche Telekom: Die Kosten sollen Presseberichten zufolge bis 2010 um insgesamt rund 5 Milliarden Euro gesenkt werden. Diese Summe sei bisher erst zum Teil mit konkreten Plänen unterlegt. Die Deutsche Telekom hatte vor einer Woche ein Sparprogramm angekündigt, bisher aber keine Details genannt. "Ricke wird im Herbst Details zu dem Sparprogramm vorstellen", sagte ein Telekom-Sprecher am Freitag.

Nach Informationen der Financial Times Deutschland, die bereits am gestrigen Donnerstagabend bekannt wurden, sieht das Paket vor, Ausgaben für Vertrieb, IT-Systeme und Verwaltung zu kürzen. Im Visier habe der Vorstand auch die Sparte Konzernzentrale & Shared Services (GHS). Dazu gehören die Immobilienverwaltung, das Fuhrparkmanagement sowie Vivento. Bisher gebe es aber nur für die Hälfte der einzusparenden fünf Milliarden Euro konkrete Pläne.

Auch das Handelsblatt schreibt am heutigen Freitag unter Berufung auf das Umfeld der Telekom, es sei unklar, wie genau die Summe von fünf Milliarden Euro zustande kommen soll. Es bestehe eine "Deckungslücke", hieß es. Ricke habe dem Aufsichtsrat am vergangenen Wochenende einen 7-Punkte-Plan vorgestellt. In diesem Rahmen habe er beim IT-Aufwand ein Sparpotenzial von einer Milliarde Euro bis 2010 genannt. Durch die Vereinheitlichung der Netzplattformen ließen sich die Kosten für Instandhaltung reduzieren, schreibt das Handelsblatt. Ricke wolle außerdem die Werbeauftritte der Konzernsparten besser koordinieren. Erwogen werde offenbar auch, den Ausbau des neuen Glasfasernetzes für VDSL-Anschlüsse in weiteren 40 Städten zu stoppen – um die so genannten Regulierungsferien für das Netz hatte es sowieso heftige Auseinandersetzungen gegeben; die Telekom konnte sich mit ihrer Forderung, den Konkurrenten erst einmal keinen Zugang zum neuen Netz geben zu müssen, zumindest bei den Regulierern vorerst nicht durchsetzen.

Weitere Einsparungen beim Personal über die bisher bekannten Stellenstreichungen hinaus habe Ricke in der Aufsichtsratssitzung nicht erwähnt, zitiert das Handelsblatt aus dem Umfeld des Gremiums. Laut Financial Times Deutschland hingegen ist bislang noch unklar, ob Ricke im Rahmen des neuen Sparprogramms weitere Stellen streichen will. Bis Ende 2008 will sich die Telekom ohne betriebsbedingte Kündigungen von 32.000 Mitarbeitern trennen.

Ricke hatte bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen erklärt, ein weiterer Stellenabbau stehe zunächst nicht zur Diskussion. Die Deutsche Telekom hatte im zweiten Quartal 2006 einen deutlichen Gewinnrückgang verzeichnet. Der bereinigte Konzernüberschuss sank um 10,7 Prozent auf eine Milliarde Euro. Angesichts des kräftigen Preisdrucks korrigierte der Bonner Konzern vor rund einem Monat seine Umsatz- und Ergebniserwartungen für 2006 nach unten; auch mit vereinheitlichten Angeboten und einer Preisoffensive will Ricke in der nächsten Zeit gegenüber der Konkurrenz wieder punkten. (dpa) / (jk)