Telekom in allen Bereichen unter Druck

Das Unternehmen begründete den Rückgang des operativen Gewinns in allen drei Geschäftsfeldern – Festnetz, Mobilfunk und Geschäftskunden – mit dem intensiven Wettbewerbsumfeld.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Deutsche Telekom hat wie bereits erwartet im abgelaufenen zweiten Quartal einen Gewinnrückgang verzeichnet. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 7,2 Prozent von 5,19 Milliarden auf 4,82 Milliarden Euro gesunken. Der Umsatz erhöhte sich dagegen um 2,6 Prozent auf 15,13 Milliarden Euro. Der Nettogewinn des Konzers sank um über 10 Prozent von 1,18 Milliarden auf 1,05 Milliarden Euro. Die Verschuldung lag Ende Juni bei 38,82 Milliarden Euro und damit deutlich unter dem Niveau des Vorjahres.

Das Unternehmen begründete den Rückgang des operativen Gewinns in allen drei Geschäftsfeldern – Festnetz, Mobilfunk und Geschäftskunden – mit dem intensiven Wettbewerbsumfeld. Die gleiche Begründung gab die Telekom für die Senkung der Prognose für das Gesamtjahr: Über alle Geschäftsfelder zeichne sich ab, dass sich insbesondere der Preisdruck stärker, als zuletzt erwartet, entwickeln werde. Beim Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) werde nun mit 19,2 bis 19,7 Milliarden Euro gerechnet, für das kommende Jahr das Ergebnis unverändert bleiben. Beim Umsatz rechnet die Telekom nun mit 61,5 bis 62,1 Milliarden Euro. Zuvor war Europas größter Telekomkonzern von einem Umsatz von bis zu 62,7 Milliarden Euro und einem EBITDA von bis zu 20,7 Milliarden Euro ausgegangen.

Die Mobilfunktochter T-Mobile konnte in Deutschland zwar im zweiten Quartal netto 175.000 neuen Vertragskunden gewinnen, der Umsatz ging aber um 3,3 Prozent zurück. Mit dem Mobilfunk insgesamt machte die Telekom einen Umsatz von 7,86 Milliarden Euro, ein Plus von 9,2 Prozent, das EBITDA ging um 3,3 Prozent auf 2,36 Milliarden Euro zurück. Für die Telekom ist dieser Rückgang des EBITDA im Mobilfunk ein Novum: "Wir waren im ersten Halbjahr mit einer Wettbewerbsintensität kronfroniert, die wir im November vergangenen Jahres so nicht erwartet hatten", so Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke.

Im Festnetz sank der Umsatz um 5 Prozent auf 6,15 Milliarden Euro, in Deutschland musste die Telekom hier vor allem wegen des härteren Wettbewerbs bei DSL-Zugängen einen Rückgang von 5,7 Prozent verbuchen, während der Umsatz im Ausland um 1,2 Prozent stieg. Der Geschäftsbereich Breitband/Festnetz erzielte ein EBITDA von 2,24 Milliarden Euro, ein Minus von 7,8 Prozent.

Immerhin konnte die Telekom die Zahl der Kunden für ihre DSL-Anschlüsse in Deutschland zum Stichtag 30. Juni 2006 im Jahresvergleich um 33,1 Prozent auf 8.963.000 steigern, von den DSL-Anschlüssen wurden insgesamt 2.539.000 über Resale vermarktet. Insgesamt hatte die Telekom 9.976.000 Kunden für ihre Breitbandanschlüsse. Bei der T-Com wanderten im 2. Quartal aber 500.000 Kunden zu anderen Netzbetreibern, in das TV-Kabelnetz oder zu alternativen Mobilfunkofferten ab.

T-Mobile Deutschland verzeichnete zum 30. Juni 2006 30.415.000 Kunden, ein Plus von 7,9 Prozent; die Telekom-Mobilfunktochter bleibt damit deutlich Marktführer vor Vodafone. Der durchschnittliche Umsatz pro Kunde (ARPU) stieg bei T-Mobile Deutschland um 1 Euro auf 21 Euro pro Monat. Insgesamt weist T-Mobile einen Kundenstamm von 90.166.000 Kunden aus; T-Mobile USA konnte ebenfalls erneut stark zulegen und hat 23.338.000 Kunden, ein Plus von 21,3 Prozent; der ARPU stieg bei der US-Tochter von T-Mobile leicht auf 41 Euro.

Für die Aktionäre der Telekom soll sich trotz der Rückgänge in den Bilanzen voerst nichts ändern: Für 2006 beabsichtige der Vorstand, dem Aufsichtsrat eine Ausschüttung einer Dividende zumindest auf Vorjahreshöhe von 0,72 Euro vorzuschlagen. Zugleich kündigte das Unternehmen an, 62,7 Millionen T-Aktien zurückzukaufen. Dies entspreche der Anzahl der Aktien, die im Rahmen der Verschmelzung von T-Online auf den Mutterkonzern neu ausgegeben worden waren.

Siehe dazu auch Technology Review 4/2006: (jk)