Telekom: Große Vorhaben und neue ISDN-Tarife

Die Telekom kündigte heute in Hannover große Pläne und neue ISDN-Tarife an.

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Von
  • Holger Bleich

Die Deutsche Telekom trumpfte heute in Hannover auf. "Wir machen Europa zum Telekom-Valley", erklärte Telekom-Chef Ron Sommer auf einer Pressekonferenz in der Messe-Stadt im Vorfeld der CeBIT. Die Telekom werde weiter auf Internationalisierung setzen und sich zum Mega-Player entwickeln. Dieses Jahr seien von der Telekom noch einige Überraschungen zu erwarten, was Fusionen und Aufkäufe betreffe -- Details wollte Sommer aber nicht nennen.

Immerhin hatte Ron Sommer nicht nur große Sprüche zu bieten, sondern gab auch neue Tarife bekannt, die ab 1. März gelten sollen. Die Nebenzeit (Tarifzeit "Abend") dehnt die Telekom auf 18 Uhr Abends bis 7 Uhr Morgens aus -- allerdings nur für ISDN-Kunden. In diesem Zeitraum müssen Telefonierer von Montag bis Freitag für Ortsgespräche 3 Pfennig pro Minute, in der restlichen Zeit 8 Pfennig pro Minute zahlen. Für den Tarifbereich "Regional Deutschland", eine Zusammenfassung der bisherigen Bereiche "Regional" und "Deutschland", gelten entsprechende Gebühren in der Nebenzeit von 6 Pfennig pro Minute und 18 Pfennig pro Minute tagsüber. Samstags und Sonntags gilt in Zukunft immer der Tarif für die Nebenzeit, sodass das gesamte Wochenende regionale und nationale Gespräche zu diesen Gebühren geführt werden können. Die bisher bestehende Tarifzeit "Freizeit" entfällt damit ganz. Laut Telekom hat die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation (RegTP) diese Ausdehnung der Nebenzeit bereits genehmigt.

Für Kunden im analogen Telefonnetz der Telekom ändern sich die Tarifzeiten nicht. Für Ferngespräche verlangt der Konzern hier in Zukunft tagsüber 24 statt 36 Pfennig pro Minute; im Freizeittarif schlägt die Minute mit 9 Pfennig zu Buche. Der Abendtarif im analogen Netz bleibt bei 6 Pfennig pro Minute.

Die Full Flatrate will die Telekom zum 1. Mai einführen. Sommer erwartet nicht, dass es Schwierigkeiten mit der Genehmigung des Telefonkostenanteils dieses Pauschaltarifs durch die RegTP geben wird. Auch die Schüler-Flatrate und ISDN-XXL will die Telekom noch im ersten Halbjahr einführen; Schwierigkeiten mit der RegTP erwartet die Telekom hier ebenfalls nicht.

Auch mit T-DSL, dem ADSL-Angebot für schnelle Internet-Zugänge, hat die Telekom große Pläne. Bis Ende 2000 will das Unternehmen für 17 Millionen Haushalte in 200 Städten mit T-DSL erreichbar sein. Sommer geht davon aus, dass T-DSL demnächst genauso erfolgreich sein wird wie ISDN. Mit dem digitalen Telefonnetz konnte die Telekom 1999 einen Zuwachs der Anschlüsse von 32 Prozent verbuchen.

Zu den jüngsten Auseinandersetzungen mit AOL um gleiche Bedingungen für alle Online-Anbieter und die Call-by-Call-Abrechung durch die Telekom nahm Sommer ebenfalls Stellung. Pikanterweise machte der Telekom-Chef dem europäischen Ableger des amerikanischen Online-Diensts vis-a-vis zu dessen gleichzeitig stattfindender Pressekonferenz in Hannover Dampf. "AOL hat einen Fehler gemacht, weil sie proprietäre Informationen anbieten. Wir legen wert auf offene Inhalte, Exklusivität ist in Sachen Internet fehl am Platze", meinte Sommer.

Für die Entscheidung der RegTP, dass die Telekom das Inkasso für Call-by-Call-Gespräche über Netze der Konkurrenz erst einmal weiterführen muss, zeigte Sommer wenig Verständnis. Er stellte die Position der Telekom mit deutlichen Worten klar: "Wir gießen nicht die zarten Pflänzlein der Konkurrenz und werden sie auch nicht auf dem Silbertablett zu den Geldquellen tragen." (Holger Bleich) (jk)