Telekom-Personalchef greift auch in der Konzernzentrale durch

Telekom-Chef René Obermann hatte mehrfach angedeutet, dass nicht nur die Sparten des Unternehmens, sondern auch die Zentrale von den Plänen zur "Effizienzsteigerung", wie die Sparmaßnahmen im Jargon der Telekom-Manager genannt werden, betroffen sind.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Thomas Sattelberger zieht die Kostenbremse: Kaum hat der neue Personalchef der Telekom den größten Stellenumbau in der Geschichte des Konzerns gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di geschultert, legt er die Axt an die Konzernzentrale an. Offiziell werden die Zahlen zwar nicht bestätigt, doch die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Dort und in anderen zentralen Einrichtungen des rosa Riesen sollen 2000 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer fallen.

Es geht um das Ressort des Personalchefs selbst, das der Manager auf Verschlankung trimmt. Dazu gehören nicht nur Teile der Bonner Zentrale, sondern auch so genannten Shared Services – das sind Dienstleistungen wie Weiterbildung, Reise- oder Personalmanagement – unter anderem in Münster und Darmstadt. Insgesamt soll hier nach Informationen aus Konzernkreisen fast jede dritte Stelle eingespart werden. Von den neuen Einsparungen hatte die Berliner Zeitung in ihrer Mittwochausgabe berichtet. Ganz neu sind diese Pläne allerdings nicht. Telekom-Chef René Obermann hatte mehrfach angedeutet, dass nicht nur die Sparten des Unternehmens, sondern auch die Zentrale von den Plänen zur "Effizienzsteigerung", wie die Sparmaßnahmen im Jargon der Telekom-Manager genannt werden, betroffen sind; zuletzt wies Obermann bei der Präsentation der Halbjahreszahlen in der vergangenen Woche in Bonn darauf hin.

Für wenig Freude sorgen die Stellenstreichungen beim Tarifpartner, den die Telekom doch gerade erst besänftigt hatte. "Sollten die Informationen stimmen, dann betrachten wir den Schritt als vollkommen ungeeignet, den Betriebsfrieden wiederherzustellen", sagte ein ver.di-Sprecher in Berlin. Dieser sei noch durch die Auslagerung von rund 50.000 Mitarbeitern in T-Service belastet. Dabei sind die neuen Einsparungen vermutlich noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. Gegenüber ihrer Konkurrenz steckt die Telekom in einer Produktivitätsfalle. Ob im angeschlagenen Festnetzbereich, in der Zentrale oder der Großkundensparte T-Systems: Im Vergleich zur Konkurrenz sind zu viele Menschen, darunter viele Beamte, beim Bonner Konzern beschäftigt. Im Inland beschäftigt der größte europäische Telekommunikationskonzern rund 160.000 Mitarbeiter.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Telekom weiterhin die Kunden in Scharen davonlaufen. Im ersten Halbjahr 2007 waren es erneut mehr als eine Million Schmalbandanschlüsse, die die Telekom – auch gewollt durch scharfe Regulierungsvorgaben – an die Konkurrenz abgab. Allerdings verfügen die Bonner heute immer noch über rund 80 Prozent der Telefonanschlüsse in Deutschland. Und Obermann weiß: Das wird nicht so bleiben. So lautet sein Rezept: Konzentration auf zukunftsträchtige, lukrative Dienste (T-Home) und aufs Sparen, Sparen, Sparen – für einen besseren Service, wie Obermann nicht müde wird zu betonen.

Erst im Juni hatte es Sattelberger geschafft, in der Frage der umstrittenen Auslagerung von 50.000 Arbeitsplätzen in Service- Betriebe eine Einigung mit ver.di zu erzielen. Vorausgangen war ein monatelanger Streit und mehrwöchige Arbeitsniederlegungen bei der Telekom. Die Lösung wird nach Berechnungen des Vorstands ab 2010 Einsparungen von jährlich 700 Millionen Euro erreicht. Derzeit läuft noch ein Kostensenkungsprogramm, mit welchem sich die Telekom bis 2008 von 32.000 Mitarbeitern trennen will. Davon sind laut Obermann bereits 20.000 Maßnahmen umgesetzt worden. Doch der Telekom-Chef will mehr: Allein in diesem Jahr peilt der Konzernchef Einsparungen von 2 Milliarden Euro an. Erste Verbesserungen des operativen Ergebnisses im zweiten Quartal scheinen ihm und seiner Strategie Recht zu geben. "Diesen Weg der Effizienzsteigerung werden wir weiter gehen", sagt Obermann, "über den gesamten Konzern, in allen seinen Bereichen". (Peter Lessmann, dpa) / (jk)