Telekom: "Wir wollen die Nummer Eins bei Glasfaser werden"

Vectoring ist Schnee von gestern, fĂĽr das Festnetz der Telekom heiĂźt die Zukunft FTTH. Mit mehr Zusammenarbeit und weniger Staat soll das gelingen.

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Telekom: Mit dem Trenching-Bagger zur FTTH-MarktfĂĽhrerschaft.

(Bild: heise online/vbr)

Lesezeit: 4 Min.

Die Deutsche Telekom will verstärkt in den FTTH-Ausbau investieren. "Wir wollen die Nummer Eins bei Glasfaser werden", sagte Vorstandschef Tim Höttges anlässlich des "Netzetags" der Telekom am Dienstag in Bonn. Derzeit könnten rund 600.000 Haushalte mit einem direkten Glasfaseranschluss versorgt werden. "Zukünftig sollen im Schnitt rund zwei Millionen Haushalte pro Jahr dazu kommen". In zehn Jahren könnte Deutschland flächendeckend mit FTTH versorgt sein. Um das zu erreichen, müsse die Branche sinnvoll zusammenarbeiten.

Die Telekom habe seit 2017 mehr investiert als die Wettbewerber zusammen, rechnete Höttges vor. Von rund fünfeinhalb Milliarden Euro jährlich fließe der Großteil in die Netze. Höttges verteidigte die Entscheidung, in den vergangenen Jahren massiv in den Ausbau von VDSL-Vectoring investiert zu haben. Das habe sich vor allem angesichts der Coronavirus-Pandemie bewährt, weil so bereits 80 Prozent der Haushalte mit Bandbreiten jenseits der 100 Mbit/s versorgt seien: "Vectoring und Super-Vectoring haben uns durch die Krise gebracht", sagte Höttges. "Stellen Sie sich vor, wir hätten 20 Prozent mit Glasfaser ausgebaut und der Rest müsste mit weniger auskommen."

Doch das Thema Vectoring ist abgeschlossen. Als nächste Ausbaustufe steht für die Telekom 5G und FTTH auf der To-Do-Liste. "FTTH ist meine erste, zweite und dritte Priorität", betonte der neue Telekom-Deutschlandchef Srini Gopalan. Dabei sei nicht ausgeschlossen, dass auch mit Vectoring ausgebaute Gebiete einen Glasfaseranschluss bekommen. "Wir werden Vectoring dort überbauen, wo es Nachfrage gibt", erklärte Gopalan. "Wenn wir unseren FTTH-Fußabdruck erweitern wollen, werden wir auch überbauen müssen."

Eine schnelle flächendeckende Glasfaserversorgung könne nur durch die Zusammenarbeit der ganzen Branche gelingen, meint Höttges und verweist auf Kooperationsprojekte der Telekom wie die Glasfaser Nordwest, die als Joint Venture mit EWE Netze in Norddeutschland baut und seit Jahresbeginn 12.000 Haushalte angeschlossen hat. "Wir kooperieren, damit es schneller geht", betonte der CEO und lädt die Wettbewerber zu weiteren Kooperationsprojekten ein. Zugleich fordert Höttges Waffengleichheit im Hinblick auf die Regulierung: "Unsere Netze sind offen. Wäre es nicht fair, wenn auch wir die Infrastruktur von anderen zu gleichen Konditionen nutzen könnten."

Dabei läuft es nicht immer so schnell, wie die Telekom könnte. Das liegt neben den langwierigen Genehmigungsverfahren auch am teuren Tiefbau, erklärte Gopalan: "Der Glasfaserausbau ist in Deutschland zwei- bis zehnmal teurer als in anderen Ländern." Moderne Verlegeverfahren wie das Microtrenching könnten noch nicht im gewünschten Umfang eingesetzt werden. "Wir müssen Trenching populärer machen", ergänzte Höttges. Zudem sollten die Genehmigungsverfahren beschleunigt werden, "das findet in den meisten Kommunen noch sehr analog statt".

Gefördert werden sollte der Glasfaserausbau nur in ländlichen Regionen, wo sich der Ausbau gar nicht rechnet. "Förderung macht absolut Sinn in Gebieten, wo Menschen keine Infrastruktur haben", sagte Höttges, warnte aber vor einer weiteren Überhitzung des Marktes. Doch teilt die Telekom die von den Wettbewerbern geäußerte Kritik am Förderprogramm der Bundesregierung. "Was die Förderstrategie angeht, stimmen wir mit Breko, Anga, VATM und Bitkom völlig überein", betonte Gopalan.

Darüber hinaus wünscht sich die Telekom freien Zugang zu allen deutschen Haushalten, um diese auch mit FTTH versorgen zu können. Doch sieht sich die Telekom durch das sogenannte Nebenkostenprivileg behindert, auf dessen Grundlage zahlreiche Wohnungsunternehmen exklusive Beziehungen mit Kabelnetzbetreibern unterhalten. "Das Nebenkostenprivileg in Deutschland muss weg", forderte Höttges. "Es stammt aus der Ära Kohl ist einfach nicht mehr zeitgemäß." Hier möchte die Telekom einen Fuß in die Tür bekommen und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Debatte über die "Cash-Cow der Kabelnetzbetreiber" auch auf Regierungsebene geführt wird – bisher übrigens noch ohne Ergebnis.

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(vbr)