Telekom drückt auf den Bundeshaushalt

Der andauernde Kursverfall der Telekom-Aktie verzögert den Verkauf der Anteile des Bundes und setzt Konzernchef Ricke unter Druck.

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Von
  • Herbert Braun

Die Telekom-Aktie entwickelt sich zur ernsthaften Belastung für den Bundeshaushalt. Wegen der desaströsen Kursentwicklung der einstigen "Volks-Aktie" habe Finanzminister Peer Steinbrück die für dieses Jahr geplanten Verkäufe gestoppt, berichtet die Süddeutsche Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe.

Steinbrück hatte für dieses Jahr 6,6 Milliarden Euro Privatisierungserlöse in den Haushalt eingeplant. Den weitaus größten Teil davon sollten Verkäufe der Telekom-Aktien einbringen, von denen der Bund noch immer 1,4 Milliarden besitzt – das entspricht über 30 Prozent des Unternehmenswertes. Allein in diesem Jahr verlor die Aktie jedoch ein Fünftel ihres Wertes, der Bund büßte dadurch 4 Milliarden Euro ein. Das Finanzministerium setzt darauf, dass sich das Papier bis nächstes Jahr erholt; die Haushaltslücke lässt sich durch die Mehreinnahmen an Steuern decken.

Angesichts dieser Zahlen kämpft Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke – der sich im Dezember auf einer Aufsichtsratssitzung rechtfertigen muss – auf mehreren Fronten gegen den Kursverfall: Zum einen will er bis 2010 fünf Milliarden Euro einsparen, etwa bei Vertrieb, IT-Systemen, Verwaltung und Fuhrparkmanagement. Außerdem verspricht Ricke 2012 jedem Bundesbürger Zugang zu einem breitbandigen Internetanschluss, wie aus einem Interview in der nächsten Ausgabe des Spiegel hervorgeht. Bis dahin will der Konzern das gesamte Telefonnetz intern auf das Internet-Protokoll umstellen, wodurch massiv Arbeitsplätze eingespart werden könnten.

Zugleich hat Ricke seine Drohung erneuert, den Ausbau des VDSL-Glasfasernetzes zu stoppen, wenn sich die EU-Kommission mit ihrer Forderung durchsetzt, das Netz für konkurrierende Anbieter freizugeben. Es könne dann nur eine Konsequenz für die Telekom geben, so Ricke: "Wir stoppen die Investitionen und bauen die dort aus, wo Spitzentechnologie willkommen ist." (heb)