Tesla: Elon Musk drückt die Stopp-Taste für Gigafabrik in Mexiko

Elon Musk legt die Pläne für die Fünf-Milliarden-Dollar-Investition in ein neues Tesla-Werk im Norden Mexikos auf Eis – zumindest bis nach den US-Wahlen.

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(Bild: Nadezda Murmakova/Shutterstock)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Tesla-Chef Elon Musk hat am Dienstag angekündigt, den Bau der geplanten Tesla-Gigafabrik im Norden Mexikos zu stoppen. Musk erklärte, dass er den Ausgang der US-Wahlen am 5. November abwarten will, um zu entscheiden, ob das Projekt weitergeführt wird. Als Begründung für den Investitionsstopp nannte der Milliardär die Absicht des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, Zölle auf in Mexiko hergestellte Autos zu erheben. "Es macht keinen Sinn, in Mexiko zu investieren, wenn das passieren wird", sagte Musk in einer Telefonkonferenz mit Analysten und Medienvertretern, wie das mexikanische Wirtschaftsblatt El Economista berichtet.

Im März vergangenen Jahres hatte Musk mit viel Tamtam den Bau einer Tesla-Fabrik in Santa Catarina im Großraum der Millionenmetropole Monterrey im Bundesstaat Nuevo León angekündigt, ohne jedoch einen Zeitplan für den Bau oder Details zu nennen. Die Rede ist von einer Investitionssumme in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar. Trotz Wassermangels in der Region gab die Regierung in Mexiko-Stadt grünes Licht für den Bau des Werkes. Doch zuletzt gab es immer wieder Gerüchte, Tesla würde gar kein Werk in Mexiko errichten. Auch Musk äußerte wiederholt Bedenken.

Fest steht: Tesla hat bis jetzt nicht mit den Bauarbeiten begonnen. Nun also wird die Zukunft des Werkes vom Wahlausgang in den Vereinigten Staaten abhängen. "Ich denke, wir müssen abwarten, was bei den Wahlen passiert. Trump hat gesagt, dass er hohe Zölle auf in Mexiko hergestellte Fahrzeuge erheben wird. Es wäre also nicht sinnvoll, in Mexiko zu investieren", sagte Musk. Dabei gilt er als ein eifriger Unterstützer von Trump.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat hat wiederholt erklärt, dass er Zölle auf die Einfuhr von in Mexiko hergestellten Fahrzeugen erheben wird. Er befürchtet, dass insbesondere chinesische Unternehmen Fahrzeuge im Nachbarland zusammenbauen und sie dann zollfrei über die Grenze verkaufen. Mit dieser Haltung ist er in den USA nicht allein. Chinesische Investitionen in Mexiko, insbesondere von Montagewerken für die Automobilindustrie, haben zuletzt auch schon zu Spannungen zwischen den aktuellen Regierungen Mexikos und der Vereinigten Staaten geführt. Die Regierung Joseph Biden sieht in der Ansiedlung chinesischer Konzerne im Nachbarland ebenfalls eine Bedrohung für die nationale Sicherheit. US-Parlamentarier beider großer Parteien haben ihre Besorgnis darüber geäußert, dass China Mexiko nutzen könnte, um für seine Waren Zugang zum US-Markt zu erhalten. Mexiko ist zusammen mit den USA und Kanada Teil des nordamerikanischen Freihandelsabkommens USMCA (früher NAFTA). Erst kürzlich hat die US-Regierung bekannt gegeben, dass auf in China produzierte Elektrofahrzeuge künftig eine Abgabe von 100 Prozent fällig wird.

Wohl nicht zuletzt deshalb siedeln sich immer mehr chinesische Autobauer in Mexiko an, um von dort aus den US-Markt ins Visier zu nehmen. Gerade erst gab es Medienberichte, wonach der chinesische Autobauer Changan die Errichtung eines Montagewerks in Mexiko prüfe. Auch der chinesische Nutzfahrzeugriese Dongfeng plant die Eröffnung eines neuen Werkes in Mexiko bis 2025. Und der weltgrößte Hersteller von Elektroautos, BYD, treibt seine Pläne zur Eröffnung einer Fabrik in Mexiko voran. Zwar will der chinesische Konzern dort primär für den mexikanischen Markt produzieren, dürfte aber mittelfristig auch in andere Märkte expandieren. Das neue Werk soll 10.000 Arbeitsplätze schaffen und hätte damit eine Größe wie die Fabrik des deutschen Volkswagen-Konzerns in Puebla.

Ganz anders Tesla, einer der Hauptkonkurrenten von BYD. Die Idee hinter Teslas Milliardeninvestition in Mexiko unterscheidet sich nicht großartig von den chinesischen Vorhaben: Fahrzeuge zu einem viel günstigeren Preis zu montieren und sie dann in den Vereinigten Staaten zu verkaufen. Eine Praxis, die als Nearshoring bekannt ist. Der Baubeginn der Tesla-Fabrik wurde bereits zweimal verschoben, zunächst auf 2024 und dann auf 2026.

Die von Trump angedrohten Zölle auf in Mexiko produzierte Autos als Begründung für die Entscheidung Musks, den Bau nun auszusetzen, wird in Mexiko selbst als "Vorwand" bezeichnet. Dahinter stecke die Tatsache, dass Tesla das vierte Quartal in Folge enttäuschende Gewinne gemeldet hat, vermutet etwa die mexikanische Tageszeitung La Jornada. Fast zeitgleich zur Entscheidung gegen das Werk in Mexiko hatte Tesla einen Gewinneinbruch um 45 Prozent vermeldet. Trotz steigendem Umsatz machte Tesla weniger Gewinn als im Vorjahr. Auch die Vorstellung des Robotaxis wurde verschoben.

(akn)