Tesla: Langer Weg zur fehlerfreien Massenproduktion

Tesla-Chef Elon Musk hat sich ein Nachtlager in seiner Fabrik eingerichtet, um der Produktionslinie näher zu sein. Der Einsatz des Milliardärs zeigt, wie schwer es wird, auf einmal hunderttausende Teslas zu bauen.

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Drei Tesla Model 3 auf einer Bühne

Tesla Model 3

(Bild: dpa)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andrej Sokolow
  • dpa

Tesla-Chef Elon Musk zieht in die Fabrik, um den bisher größten Produktions-Schub des Elektroauto-Spezialisten zu überwachen. "Mein Schreibtisch steht am Ende der Fertigungslinie. Ich habe einen Schlafsack in einem Konferenzraum daneben, den ich recht häufig nutze", erzählte der Milliardär Branchenanalysten nach Vorlage aktueller Zahlen am späten Mittwoch.

Mit diesen Worten wollte Musk vor allem unterstreichen, wie weit jeder bei Tesla gehen würde, um den auf 2018 vorgezogenen Sprung auf 500.000 Autos pro Jahr zu schaffen. Zugleich illustrierte er damit aber auch, wie weit der Weg für Tesla noch ist. Nicht nur, dass die Firma aus dem Silicon Valley im vergangenen Jahr erst etwas über 50.000 Fahrzeuge auslieferte. Die Produktion des um mehr als ein Jahr verzögerten SUV Model X lief bis zuletzt noch holprig. "Diesen Freitag um 3.00 Uhr morgens haben wir unsere erste makellose Produktion des Model X geschafft, bei dem wir ohne Probleme durch den ganzen Fertigungsprozess gekommen sind", sagte Musk. "Das war ein großartiger Meilenstein", fügte er hinzu – in seiner Stimme schien Selbstironie durchzuklingen.

Tesla Model X (5 Bilder)

Das Model X auf der Bühne
(Bild: Tesla Motors)

Die Elektroautos von Tesla haben die Branche aufgemischt, die rund 400.000 Vorbestellungen bei dem für Ende 2017 angekündigten günstigeren Wagen Model 3 binnen weniger Wochen sind ein Zeichen für das Interesse der Verbraucher. Doch jetzt steht Tesla vor ihrer größten Herausforderung: Der fehlerfreien Massenproduktion. Das Ziel von 500.000 Fahrzeugen pro Jahr zog Musk nun kurzerhand von 2020 auf 2018 vor. Wer jetzt ein Fahrzeug des Model 3 bestelle, sollte es 2018 bekommen, versprach er. In vier Jahren könne Tesla bereits auf die Kapazität von einer Million Autos kommen.

Dabei darf sich Tesla dann aber auch nicht die Qualitätsprobleme erlauben, über die zuletzt einige Neubesitzer des Model X klagten. Bei manchen gingen die markanten Flügeltüren nicht mehr auf, andere kritisierten die Verarbeitung. Sie alle warteten jahrelang und blätterten über 100.000 Dollar für einen Wagen hin. Die Toleranzschwelle der Model-3-Käufer dürfte eine andere sein. Musk ist das bewusst. Beim Model 3 will Tesla nach den teuren Flügeltür-Experimenten auf dem Boden bleiben – auf Schnickschnack verzichten.

Tesla Model 3 (5 Bilder)

(Bild: Tesla Motors)

Zugleich sind die grundsätzlichen Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Elektrofahrzeuge nicht ausgeräumt. "Wo sind Elektroautos erfolgreich? In den Märkten, in denen es staatliche Eingriffe gibt", sagt etwa der Branchenexperte Axel Schmidt von der Unternehmensberatung Accenture. Die Kosten pro gefahrenen Kilometer inklusive Anschaffung, Wartung und Strom beziehungsweise Sprit seien beim Elektrofahrzeug höher als beim Verbrennungsmotor – "und dann gehört angesichts der praktischen Einschränkungen im Alltag sehr viel Idealismus dazu, wenn Sie auf ein solches Fahrzeug umsteigen". Erst wenn es in einigen Jahren die erwarteten Fortschritte bei Batterie-Technologien gäbe, sei das ein anderes Spiel.

In Deutschland sind die beiden aktuellen Tesla-Modelle wegen ihres hohen Preises von der geplanten Kaufprämie von 4000 Euro ausgeschlossen. Es gibt eine Obergrenze von 60.000 Euro – und bei Tesla kostet die günstigste Version des Model S gut 88.000 Euro. Tesla kritisiert die Schwelle als willkürlich und verweist nebenbei darauf, dass die Vorschläge zusammen mit den Chefs der deutschen Konkurrenten entworfen worden seien.

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(Bild: heise Autos)

(ssi)