Tesla kündigt neue Gigafabrik in Shanghai an

Das neue Werk in China soll Batterien produzieren – zu einer Zeit, da die politischen und wirtschaftlichen Spannungen zwischen Washington und Peking zunehmen.

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(Bild: Jure Divich/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Knobloch
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Der US-amerikanische Elektrofahrzeughersteller Tesla hat am Wochenende den Bau einer "Gigafabrik" in Shanghai angekündigt. In dem neuen Werk in China soll das Energiespeicherprodukt Megapack des Unternehmens hergestellt werden. Das berichtete zuerst die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag.

Die Megapack-Batterien sind für die Speicherung großer Strommengen ausgelegt – ein einziges Megapack kann laut Tesla 3 600 Haushalte eine Stunde lang mit Strom versorgen. Die Batterien, die in etwa die Größe eines internationalen Schiffscontainers haben, können den Strom speichern, um Fabriken oder Wohnhäuser in Spitzenzeiten zu versorgen, wenn die Nachfrage aus dem lokalen Stromnetz hoch ist, oder während eines Stromausfalls. Sie sind also eher ein Teil der Energieinfrastruktur als ein Verbraucherprodukt. Die Megapacks sind für die Speicherung von Energie aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne vorgesehen und können jeweils mehr als drei Megawattstunden speichern.

Die neue Fabrik wird das bereits bestehende Werk in Shanghai für die Montage von Elektrofahrzeugen ergänzen und wie dieses in der Freihandelszone Lingang bei Shanghai angesiedelt. Der Spatenstich für die neue Fabrik soll im dritten Quartal dieses Jahres erfolgen und die Produktion im zweiten Quartal 2024 aufgenommen werden, so Tesla bei der Unterzeichnungszeremonie des Projekts in Shanghai, berichtet Xinhua.

Demnach wird Tesla die chinesische Batterielieferkette nutzen, um die Produktion seiner Megapack-Lithium-Ionen-Batterieeinheiten zu steigern und die Kosten zu senken. Die Fabrik wird zunächst 10 000 Megapack-Einheiten pro Jahr produzieren, was einer Energiespeicherkapazität von etwa 40 Gigawattstunden (GWh) entspricht. Zum Vergleich: Diese Zahl entspricht einem Achtel der jährlichen Stromproduktion Mexikos. Laut Xinhua sollen die in Shanghai hergestellten Megapacks weltweit verkauft werden.

Im Januar 2019 hatte Tesla mit dem Bau seiner ersten Gigafactory in Shanghai begonne und damit als erstes Unternehmen von einer neuen chinesischen Industriepolitik profitiert, die es ausländischen Automobilherstellern erlaubt, hundertprozentige Tochtergesellschaften in China zu gründen. Das Werk in Shanghai war Teslas erste Gigafactory außerhalb der Vereinigten Staaten. Im vergangenen Jahr lieferte das Werk 710 000 Fahrzeuge aus.

Vor wenigen Wochen erst gab Tesla-Chef Elon Musk den Bau einer weiteren Gigafabrik in Mexiko bekannt. Das neue Montagewerk soll in Santa Catarina am Rande der nordmexikanischen Millionenstadt Monterrey entstehen, nur ein paar Hundert Kilometer von Austin entfernt, wo Tesla im April 2022 seine neueste Gigafactory eingeweiht hat.

Der Konzern verfügt neben den erwähnten Werken in Shanghai und Austin derzeit über eine Batterie-Megafabrik in Lathrop, Kalifornien, die laut der Website des Unternehmens 10 000 Megapacks pro Jahr produzieren kann, sowie ein weiteres Werk in Grünheide bei Berlin. In einem Tweet am Sonntag sagte Tesla-Chef Musk, dass die Fabrik in China die Produktion der Fabrik in Kalifornien ergänzen wird.

Tesla erwirtschaftet den größten Teil seiner Einnahmen mit dem Geschäft von Elektroautos, doch Elon Musk hat versprochen, das Solarenergie- und Batteriegeschäft auf etwa die gleiche Größe zu steigern.

Das neue Werk in Shanghai ist ein Schrirtt in diese Richtung. Zugleich aber errichtet der US-Konzern damit ein weiteres Standbein in China, zu einer Zeit, da sich der Technologiekonflikt zwischen den USA und China ausweitet. Washington will die Volksrepublik technologisch isolieren und von Halbleitern der neuesten Generationen abschneiden. Die Vereinigten Staaten begreifen den Wettbewerb mit China bei Computerchips als eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit.

Im vergangenen Jahr unterzeichnete US-Präsident Joe Biden dazu den Chips Act, mit dem Investitionen in die heimische Halbleiterproduktion gefördert werden sollen, um die Lieferketten zu stärken und China entgegenzuwirken. China wiederum warnte vor dem US-Chips-Act und seinen Folgen.

(akn)