Texas Instruments will Qimonda-Fertigungsanlagen kaufen

Texas Instruments bietet 172,5 Millionen US-Dollar für Chip-Produktionsanlagen aus dem stillgelegten Werk der insolventen US-Sparte von Qimonda.

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Texas Instruments (TI) hat bei dem Gericht, das die Insolvenz der US-Sparte von Qimonda betreut, ein Gebot in Höhe von 172,5 Millionen US-Dollar für Geräte und Anlagen zur Halbleiterproduktion aus dem stillgelegten Werk bei Richmond/Virginia abgegeben. Die Maschinen könnten in der weltweit ersten Chip-Fab zur Produktion von Analog-ICs auf 300-Millimeter-Wafern zum Einsatz kommen; das Gebäude dieser RFAB steht bereits seit Mai 2006 in Richardson, einem Vorort von Dallas/Texas, dem TI-Hauptsitz. Allerdings hat TI noch keine Anlagen installiert, unter anderem weil die wirtschaftlichen Aussichten dafür schlecht waren – das ist in der Branche nicht unüblich.

Nach den Informationen von Semiconductor International sollte die 2003 geplante RFAB ursprünglich Digital-ICs herstellen; im letzten Jahr sei dann bekannt geworden, dass TI lieber Analogschaltungen produzieren wolle. TI hatte 2007 auch angekündigt, nur noch einen besonders sparsamen (Low-Power-)45-Nanometer-Fertigungsprozess zu entwickeln und keine für High-End-Prozessoren geeignete Fertigungstechnik mehr; deshalb musste sich Sun für kommende UltraSPARC-Prozessoren einen neuen Fertigungspartner suchen.

Weil die gebrauchten Anlagen aus dem Qimonda-Werk im Ort Sandston billiger sind als neue, könnte es sich lohnen, Analog-ICs auf 300-Millimeter-Wafer herzustellen. Das wurde bisher von den Herstellern offenbar als unwirtschaftlich bewertet; viele Analog-ICs sind kleiner als DRAM-Chips mit mehreren Milliarden Transistoren.

Das Qimonda-Werk in Virginia war ab 1996 als White Oak Semiconductor gebaut worden, damals im Rahmen des Joint-Ventures zwischen Siemens Halbleiter (heute Infineon) und Motorola (heute Freescale). Angesichts wachsender Liquiditätsprobleme hatte Qimonda schon Ende 2007 ältere (200-mm-)Fertigungsanlagen an den Spezialdienstleister Macquarie verkauft und zurückgemietet. Seit April versucht der Immobilienspezialist Colliers International, die Fab ganz oder in Teilen zu verkaufen, um Verbindlichkeiten von Qimonda bedienen zu können.

In der Chip-Branche kommt es vor, dass bereits fertige Gebäude in finanziell unsicheren Zeiten länger nicht benutzt werden, und dass man durch den günstigen Kauf gebrauchter Anlagen eine ältere Fertigungstechnik wirtschaftlich sinnvoll weiternutzen kann. Beispiele für beides liefert die US-Firma Micron: Die ab 1995/96 aufgebaute 300-mm-Fab in Lehi/Utah war zwar 2000 fertig, stand aber bis auf verschiedene Test-Fertigungslinien weitgehend leer. Erst Ende 2005, mit der Gründung des Intel-Micron-Joint-Ventures IM Flash, wurde Lehi richtig genutzt. Außerdem kaufte Micron 1998 die DRAM-Sparte von Texas Instruments mitsamt mehrerer Fabs, etwa der in Avezzano/Italien, und 2002 die Dominion-Fab von Toshiba in Manassas/Virginia. (ciw)