Qimonda USA: Kaufen Sie eine 300-mm-Fab!!!

Die US-Tochter des insolventen Speicherchipherstellers Qimonda bereitet den Verkauf der Produktionsanlagen in Virginia vor. Wird kein "strategischer Käufer" gefunden, sollen 300-mm-Werkzeugprogramm und Reinraum-Produktionsanlagen einzeln veräußert werden.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Auf dem Produktionsgelände von Qimonda in Richmond (Virginia) waren früher bis zu 1500 Mitarbeiter beschäftigt.

(Bild: Google Maps)

Während hierzulande weiter nach einem Großinvestor oder anderen Lösungen für den insolventen Speicherchiphersteller Qimonda gesucht wird, stehen die Produktionsanlagen der ebenfalls zahlungsunfähigen US-Tochtergesellschaft bereits zum Verkauf. Qimonda North America habe ein Beraterteam bestellt, das Gespräche mit potenziellen Käufern führen soll, die einen Weiterbetrieb der 300-mm-Fab in Sandston nahe Richmond im US-Bundesstaat Virginia in Betracht ziehen könnten, teilte die Qimonda North America Corporation am heutigen Freitag mit.

"Es ist das erste Mal, dass eine betriebsbereite 300-mm-Fabrik auf dem Markt zum Verkauf kommt", sagt Stephen Rothrock von der Firma Atreg, die mit der Leitung der Verkaufsgespräche beauftragt wurde. Atreg ist eine Tochtergesellschaft des Gewerbeimmobilien-Spezialisten Colliers International und konzentriert sich auf die Unterstützung beim Kauf oder Verkauf von "Vermögenswerten hochentwickelter Technologien". Eigenen Angaben zufolge hat Atreg Unternehmen der Halbleiterindustrie bereits bei Transaktionen mit einer Gesamtsumme von mehr als 2 Milliarden US-Dollar vertreten.

Das Qimonda-Werk in Virginia könnte diesen Wert noch deutlich steigern. "Die vollautomatisierte, hochmoderne Anlage Qimonda Richmond wurde zu einem Anschaffungswert von etwa 3 Milliarden US-Dollar gebaut und ausgerüstet. Die 300-mm-Massenproduktion wurde im Jahr 2005 aufgenommen", verdeutlicht Rothrock. Die Fabrik habe eine Produktionsleistung von 38.000 Wafer-Starts monatlich und sei für 65-nm-Produktionsverfahren geeignet. Wird kein "strategischer Käufer" gefunden, soll das Beraterteam "rasch auf den Verkauf des kompletten 300-mm-Werkzeugprogramms sowie den Verkauf der Reinraum-Produktionsanlagen in separaten Geschäftsabschlüssen umschwenken".

Die Qimonda North America Corporation und die Qimonda Richmond LLC hatten am 20. Februar Gläubigerschutz nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts beantragt. Früheren Angaben zufolge soll es bei Qimonda Richmond um eine Konkursmasse von einer Milliarde US-Dollar gehen. Das Unternehmen stand bei seinen 30 größten Kreditgebern mit 54,3 Millionen US-Dollar in der Kreide. Größter Kreditgeber der US-Tochter war mit 9,9 Millionen US-Dollar der Anlagenhersteller Applied Materials. Qimonda Richmond gab damals an, durch die Pleite der Muttergesellschaft in den Konkurs gedrängt worden zu sein, die Qimonda AG habe keine Waren mehr abgenommen.

Gegen Letztere wurde vorgestern das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet. Mit dem formalen Schritt müssen nun voraussichtlich rund 3000 Mitarbeiter in Dresden und München in Transfergesellschaften wechseln. Die bayerische Staatsregierung will nach Handelsblatt-Informationen unterdessen die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten des Konzerns von Dresden nach München holen. Sie habe Insolvenzverwalter Michael Jaffé gebeten zu prüfen, ob Forschung und Entwicklung an der Isar eine Zukunftschance hätten, berichtet die Wirtschaftszeitung am heutigen Freitag unter Berufung auf Münchner Regierungskreise.

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(pmz)