Traditionsmarke Hertie vor Comeback als Online-Shop

Neustart für eine bekannte Warenhausmarke: Als Online-Versandhaus mit Vollsortiment will ein Brüderpaar aus Osnabrück mit Hertie ab 2013 groß ins Geschäft einsteigen.

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Von
  • Philip Steffan

Die Kaufhausmarke Hertie kehrt zurück – als Online-Kaufhaus. Die Osnabrücker Unternehmer Nils und Jan Klöker haben die Namensrechte an dem traditionsreichen Unternehmen gekauft, das 2008 Insolvenz anmelden musste. 2009 wurden die letzten Warenhäuser unter dem Namen Hertie geschlossen.

Wie die Fachzeitschrift Textilwirtschaft berichtet, wollen die BrĂĽder damit in den Wettbewerb mit den Platzhirschen Amazon und Otto einsteigen. Unter der Adresse hertie.de (derzeit nur mit Informationen zum Neustart) soll zwischen Ende 2012 und Mitte 2013 ein Online-Shop mit Vollsortiment starten. Das Angebot richte sich an die ganze Familie. Die Unternehmer fĂĽhren die HDK AG in OsnabrĂĽck, die bisher mit insgesamt 40 Mitarbeiten diverse Online-Shops wie serviette.de oder telefon.de betreibt.

Jan Klöker (links) und Nils Klöker.

(Bild: HDK AG)

Zu welchem Preis die Markenrechte den Besitzer wechselten, wurde nicht bekannt gegeben. FĂĽr den Namen, der als Teil der Insolvenzmasse seit der Pleite zum Verkauf stand, soll es mehrere Interessenten gegeben haben. Die Namensrechte sind beim Ausverkauf von traditionsreichen Unternehmen oft besonders beliebt. Die neuen Inhaber von Hertie gehen davon aus, dass die Marke in Deutschland auf 80 Prozent Bekanntheit kommt. Auch in der jĂĽngeren Vergangenheit aus dem Handel verschwundene Ketten wie Schlecker und Plus existieren ohne Filialen in verschiedenen Formen im Internet weiter.

Aktuell bemüht sich auch der insolvente Versandhändler Neckermann darum, dass das Geschäft weitergeht, die Suche nach Investoren läuft. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Versandhaus Otto mit der Übernahme der Marke Quelle einen bekannten Namen für eine neue Online-Handelsplattform weitergeführt. Quelle war genau wie Hertie Teil des 2009 insolvent gewordenen Konzerns Arcandor.

Der Firmenname Hertie hat eine lange Geschichte: 1882 eröffnete Hermann Tietz in Gera das erste Warenhaus. In den folgenden Jahrzehnten expandierte das Unternehmen, wie man beim Deutschen Historischen Museum nachlesen kann. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde das Unternehmen "arisiert" und von einem neuen Eigentümer übernommen. Der Name der Warenhäuser wurde auf "Hertie" verkürzt. Nach 1945 übernahm Hertie weitere Kaufhäuser.

Dem Aufstieg folgte Mitte der 1980er Jahre ein Umsatzrückgang. 1994 wurde Hertie von der Karstadt AG übernommen. Nach der Fusion mit der Quelle AG 1999 wurden fast alle Hertie-Filialen in Karstadt umbenannt, dafür trugen ab 2007 die 73 "Karstadt-Kompakt"-Warenhäuser den Namen "Hertie". Mit der Insolvenz des britischen Haupteigners wurden diese Häuser im August 2009 geschlossen. (mit Material der dpa) / (phs)