Trumps Prügel für CNN – Präsident eskaliert Attacken gegen Medien

Seite 2: "Medien sind ein gemeinsamer Feind geworden"

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Tausende Anhänger im Saal jubelten – und das ist ein großer Teil des Problems. Es erklärt vielleicht auch, warum Trump seine Tiraden gegen die Medien, "den Feind des amerikanischen Volkes", weiter zuspitzt. Das, obwohl ihn auch immer mehr Republikaner im Kongress direkt oder indirekt zur Mäßigung aufrufen. Trump weiß genau, dass er mit seinen Breitseiten gegen CNN & Co bei seiner treuen Gefolgschaft landet – und auf dieser Klaviatur spielt er wie in seiner bisherigen Politik: Es kommt ihm nicht darauf an, die Basis zu verbreitern.

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So sieht denn auch die Washington Post in Trumps wüsten Angriffen nicht nur ein Zeichen von Undiszipliniertheit, erwachsen aus immer stärker hochkochenden Ressentiments gegen die Medien, sondern mittlerweile eine Strategie. "Die Medien sind ein gemeinsamer Feind geworden", schreibt die Zeitung mit Blick auf Trumps eingefleischte Anhänger. "Sie mögen ihn, sie glauben ihm (...), und je mehr die Medien ihn angreifen, desto stärker wird es zu einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung auf der Seite der Trump-Unterstützer, die unerschütterlich glauben, dass die Medien ihn unfair behandeln", sagt auch Tony Fabrizio, Trumps leitender Meinungsforscher im Wahlkampf.

Und beklagen auch manche Republikaner, dass das extreme Medien-Bashing und die Reaktionen darauf von anderen wichtigen Anliegen des Präsidenten ablenke, so liegt darin vielleicht eher ein Vorteil. Bisher hat Trump nur wenige politische Siege vorzuweisen. Was aus der geplanten Gesundheits- und Steuerreform oder aus seinem mit ebenso viel Tamtam angekündigten Infrastrukturprogramm wird, steht in den Sternen. Das wurde angesichts des Wirbels um seine jüngsten Medienangriffe zu einem Seitenthema in den TV-Sonntagstalkshows, in denen es sonst viel Platz für Bestandsaufnahmen gibt.

Das Fazit: Trump wird wenig Anlass sehen, sich auch nur etwas zurückzunehmen. Oder aber an den neuen Regeln zu rütteln, die das Weiße Haus für die traditionellen täglichen Pressebriefings eingeführt hat: Die meisten davon lässt es mittlerweile nicht mehr vor laufenden Kameras stattfinden, oft gibt es sogar kein Live-Audio.

Eine richtige Pressekonferenz hat Trump schon seit Monaten nicht mehr gegeben, und Interviews scheint er auf den Sender Fox News zu beschränken, der ihn mag und entsprechend befragt. Dies frustriert das ständig als "FakeNewsMedia" beschimpfte Gros der US-Medien zunehmend – und es keimen Sorgen über eine schleichende Beschneidung der Pressefreiheit auf.

Gruppen wie das Committee to Protect Journalists (CPJ/Komitee zum Schutz von Journalisten) sehen noch einen anderen Grund zur Beunruhigung. Sie befürchten, dass Trumps Angriffe ein Klima schafften, in dem Bedrohungen und sogar physische Attacken gegen Journalisten als akzeptabel verstanden würden – Angriffe wie unlängst die eines Kandidaten für das US-Abgeordnetenhaus auf einen Guardian-Reporter in Montana.

Trumps Äußerungen könnten "autokratische Führer rund um die Welt ermutigen", zitierte die New York Times Courtney Radsch vom CPJ. Die Organisation konzentriert sich üblicherweise auf Länder, in denen die Pressefreiheit eingeschränkt ist. (kbe)