"Trust and Safety": Twitch entlässt 15 Prozent der Mitarbeiter für Überwachung

Amazons Tochter Twitch hat 15 Prozent seiner Mitarbeiter für die Überwachung von Inhalten entlassen. KI und externe Dienstleister sollen es richten.

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Smartphone mit dem Twitch-Logo auf dem Bildschirm vor einem verschwommenen Hintergrund mit mehreren Monitoren.

(Bild: salarko/Shutterstock.com)

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Bei der Amazon-Tochter Twitch sind Berichten zufolge 15 Prozent der Stellen des "Trust and Safety"-Teams gestrichen worden. Die für die Überwachung zuständigen Mitarbeiter auf der Livestreaming-Plattform sind gegen missbräuchliche und illegale Inhalte vorgegangen. In Zukunft sollen ein externer Dienstleister und Künstliche Intelligenz die Probleme lösen, mit denen das Unternehmen seit seiner Gründung kämpft.

Mit dem Stellenabbau im Team für Vertrauen und Sicherheit habe Twitch viel institutionelles Wissen verloren, erklärt eine der betroffenen Personen. Hauptsächlich betreffen die Kürzungen demnach Mitarbeiter, die für Einsprüche gesperrter und suspendierter Streamer zuständig waren und die eigenen Angaben zufolge als Kostenstelle und nicht als Umsatzbringer gesehen wurden. Weitere ehemalige Mitarbeiter stellten gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg die Kenntnisse der verantwortlichen Führungskräfte über Vertrauen, Sicherheit und KI-Lösungen infrage – man bezweifle, dass Amazon der Moderation und dem Aufbau von KI-Tools angemessen und bewusst Priorität einräume.

Das von Entlassungen betroffene "Trust and Safety"-Team könne die Bemühungen zur Reduzierung von Hass und Missbrauch auf Twitch ernsthaft behindern – vor allem, wenn es um die Radikalisierung von Kindern gehe. Das erklärt Katherine Lo, die bei dem gemeinnützigen Technologieunternehmen Meedan als Programmleiterin für Inhaltsmoderation zuständig und auf Online-Moderation und Belästigung spezialisiert ist. Neben den Stellenstreichungen und der Zusammenlegung einiger Abteilungen werde Twitch zukünftig verstärkt auf externe Anbieter zur Inhaltsüberwachung und Nutzerkontrolle setzen.

Einer der Dienstleister ist Bloomberg zufolge der europäische Technologieberater Majorel Group – ein Callcenter-Betreiber aus Luxemburg, der 2019 aus der Zusammenführung der Bertelsmann-Tochter Arvato und Saham, einem marokkanischen Callcenter-Betreiber, entstand. Majorel übernahm 2022 den Kundendienst des Reiseportals Booking.com – im selben Jahr wurde von überarbeiteten und überwachten Mitarbeitern berichtet, die "grausame" Inhalte auf TikTok prüften.

Twitch konzentriere sich zunehmend darauf, den Verlust des Livestreaming-Geschäfts zu reduzieren und hat neben Entlassungen im vergangenen Jahr eine Minderung der Einnahmen für Streamer angekündigt. Seit der Übernahme von Twitch durch Amazon (2014) habe sich die Zahl der Zuschauer – zu jeder Zeit – auf 2,4 Millionen versechsfacht und Nutzer- und Umsatzwachstum hätten mit den Erwartungen nicht Schritt gehalten. Die Kosten für den Betrieb eines internationalen Livestreaming-Dienstes seien dem Bloomberg-Bericht zufolge enorm hoch.

Hochrangige Twitch-Mitarbeiter trafen sich im vergangenen Monat mit der britischen Medienaufsichtsbehörde Ofcom (Office of Communications), um die Pläne des Unternehmens zur Bekämpfung von Cyber-Grooming auf der Plattform zu besprechen. Die britische Regulierungsbehörde prüfe, ob die Moderationsfunktionen von Twitch ausreichend seien, um illegale oder schädliche Inhalte zu verhindern, so ein Sprecher der Behörde.

Über Jahre habe Twitch eine Giftigkeit, die mit der Gaming-Kultur verbunden ist und überhand nahm, zugelassen. Mit der Etablierung zur Mainstream-Plattform investierte das Unternehmen in Moderationstools und stellte zusätzlich mehr hauptamtliche Vertrauens- und Sicherheitsexperten ein, um die Berichte der Nutzer zu bewerten und Inhalte zu entfernen, die gegen die Nutzungsbedingungen oder das Gesetz verstoßen – auch außerhalb der Plattform.

Der Mitbegründer und ehemalige CEO von Twitch (ehemals Justin.tv) Emmett Shear, trat wenige Tage vor der Ankündigung der Entlassungen im März zurück. Er setzte sich für die Bemühungen um Vertrauen und Sicherheit ein, so die Mitarbeiter.

Im vergangenen Jahr haben etwa die Technologieunternehmen Meta, Alphabet und Twitter mehr als 200.000 Stellen gestrichen, darunter auch Vertrauens- und Sicherheitspositionen sowie Auftragnehmer. Stellenausschreibungen, die die Bezeichnungen "Vertrauen und Sicherheit" enthalten, seien im März 2023 gegenüber dem Vorjahr um 78 Prozent zurückgegangen, berichtet Bloomberg und bezieht sich auf die Jobbörse Indeed.

(bme)