Twitch: Top-Streamer xQc wechselt für 100 Millionen Dollar zur Konkurrenz Kick

Der Top-Streamer xQc wechselt für 100 Millionen Dollar von Twitch zur Konkurrenzplattform Kick. Der Deal zieht mit denen von Super-Stars und Sportprofis gleich.

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(Bild: FellowNeko/Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
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Einer der beliebtesten und der vermutlich größte Streamer wechselt für eine Summe von 100 Millionen Dollar die Streamingplattform. Der Kanadier Félix Lengyel verlässt Twitch, wo er satte 11,7 Millionen Abonnenten hat, und streamt zukünftig auf Kick – einer Live-Plattform, die ähnlich der von Amazon aufgebaut ist. In der Vergangenheit äußerten sich die Twitch-Streamer zunehmend kritisch über die Regeln, die Amazon aufgestellt hat.

Lengyel, der im Internet unter dem Namen xQc bekannt ist, teilte am Freitag mit, dass er einen Zweijahresvertrag mit der kürzlich ins Leben gerufenen Streaming-Plattform Kick unterschrieben hat. Sein Agent Ryan Morrison erklärte, dass der Vertrag ein Volumen von 70 Millionen Dollar – mit Boni auf eine Gesamtsumme von bis zu 100 Millionen Dollar – habe. Morrison ist ein amerikanischer Rechtsanwalt, E-Sport-Agent und CEO und Gründer der Evolved Talent Agency – eine Agentur, die sich auf E-Sportler, Influencer und Content Creator spezialisiert hat.

Der 100 Millionen Dollar-Vertrag von Lengyel könne die Online-Unterhaltungsindustrie auf den Kopf stellen und sei vergleichbar mit der zweijährigen Vertragsverlängerung des Basketball-Superstars LeBron James von den L.A. Lakers, berichtet die New York Times. Morrison sagte demzufolge, dass es mehr sei, als die meisten Profisportler und Megastars bekommen, und einer der höchsten Deals in der Unterhaltungsbranche. Der Streamer Ninja (Richard Tyler Blevins) wechselte 2019 von Twitch zu der mittlerweile eingestellten Microsoft-Streaming-Plattform Mixer und bekam für einen Dreijahresvertrag angeblich 26,5 Millionen Euro.

Kick gebe xQc die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren und zu tun, zu denen er bisher nicht in der Lage gewesen sei. Er freue sich auf die Gelegenheit, in den kommenden Jahren neue kreative und frische Ideen umzusetzen, erklärte der 27-jährige Kanadier. Gestern wurde ebenfalls bekannt, dass die kontrovers diskutierte und stets knapp bekleidete Streamerin Amouranth zu Kick wechselte. Auch sie hat mehrere Millionen Follower auf Twitch. Hinter diesem Wechsel soll Gerüchten zufolge ein Angebot zwischen 30 und 40 Millionen Dollar seitens Kick stehen.

Im vergangenen Jahr kündigte Twitch etwa die Änderungen der Beteiligung an den Einnahmen der Streamer zugunsten von Amazon und mehr Werbung an – ließ im Gegenzug aber auch die Partner-Exklusivität fallen und erlaubte die Übertragung auf anderen Plattformen. Das gleichzeitige Streamen auf unterschiedlichen Plattformen erlaubte die Amazon-Tochter jedoch nicht. Zuletzt wollte Amazon das Schalten von Werbung ebenfalls einschränken und so in die von den Influencern außerhalb der Plattform abgeschlossene Deals mit Partnern eingreifen.

Inzwischen hat Twitch die Änderungen der Änderungen mehrfach wieder geändert und in dieser Woche das Partner-Plus-Programm angekündigt, das im Oktober starten soll. Damit kommt unter anderem die 70/30 Beteiligung zugunsten der Streamer wieder zurück, allerdings bleibt die 100.000 Dollar Grenze bestehen – nach der die Beteiligung an den Einnahmen verringert wird. Das Plus-Programm setzt "mindestens 350 wiederkehrende bezahlte Abonnements" für einen Kanal voraus. Amazon wird seitens der Streamer Desinteresse und mangelnde Kenntnis über das Streaming-Business vorgeworfen.

Die Übersicht bei den in der Vergangenheit ständig angepassten und veränderten Bedingungen auf Twitch zu behalten, ist inzwischen schwierig und der Frust der Streamer groß. Der deutsche Twitch-Streamers Staiy setzt sich regelmäßig mit den Themen auseinander und gilt in Deutschland als hervorragend informiert. In einem kürzlichen Livestream setzte er sich mit dem Thema auseinander und sortierte die Situation aus der Sicht eines Betroffenen in diesem Video ein.

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Mit den Änderungen in der Vergangenheit gingen auch massive Einschränkungen zur Übertragung von Glücksspielen auf Twitch einher. Darauf reagierten etwa die australischen Online-Glücksspiel- und Glücksspielseiten Easygo Gaming und stake.com, ein Online-Casino, und unterstützten die kürzlich gestartete Streaming-Plattform Kick. Im Gegensatz zu Amazon behält Kick lediglich 5 Prozent der Einnahmen, den Rest bekommen die Streamer. Als Start-up sei Kick bereit, mit Verlust zu arbeiten, erklärt Ed Craven, Geschäftsführer des Unternehmens.

Kick erwarte, dass xQc "in erster Linie Inhalte für Kick produziere", er sei aber nicht an einen Exklusivvertrag mit Kick gebunden und könne gelegentlich auf YouTube oder TikTok erscheinen, so Craven. Lengyel plane weiterhin Auftritte auf Twitch, allerdings nicht mehr so häufig wie vor der Vertragsunterzeichnung mit Kick, berichtet die New York Times weiter. Der erste Auftritt Lengyels auf Kick soll zu einem Zusammenbruch der Plattform geführt haben, weil der Zugriff tausender Zuschauer die Server in die Knie gezwungen haben soll.

Glücksspiel-Streams sind seit Jahren auf Twitch umstritten und vermutlich nicht Gegenstand des Vertrags von xQc. Durch die Unterstützung der Glücksspiel-Industrie könnten Kick enorme Summen für den Einkauf der weltweit größten Streamer zur Verfügung stehen.

(bme)