Twitter-Übernahme: Musk erhält Zugriff auf gigantischen "Firehose"-Datenstream

Elon Musk und sein Team sollen selbst in Twitters gigantischem Datenschatz danach fahnden können, wie viele Fake- und Spam-Accounts es auf der Plattform gibt.

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Poltava,,Ukraine,-,April,26,,2022:,Elon,Musk,Twitter,Profile

(Bild: FellowNeko/Shutterstock.com)

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Im Streit über die Zahl der Accounts, die nicht von echten Personen betrieben werden, will Twitter der Forderung von Elon Musk nachkommen und dem Team des US-Milliardärs Zugriff auf den gigantischen "Firehose"-Datenstrom gewähren. Das berichtet die Washington Post unter Berufung auf eine eingeweihte Person. "Firehose" heißt bei Twitter der vollständige Content-Stream von über 500 Millionen Tweets pro Tag mit uneingeschränkten Suchmöglichkeiten. Der Zugang dazu wird von dem Konzern eigentlich gut behütet. Mit der Freigabe für Musk wolle Twitter den anhaltenden Streit im Zuge der geplanten Übernahme beilegen. Laut Bloomberg geht der Konzern davon aus, dass die Verhandlungen in zwei Monaten abgeschlossen werden und die Aktionäre Ende Juli beziehungsweise Anfang August darüber abstimmen können.

Ob Twitter mit der Freigabe des Zugangs zu dem gigantischen Datenschatz den Streit mit Musk und dessen Team beenden kann, muss sich nun zeigen. Die "Firehose"-API zeigt Twitter so, wie ein Nutzer oder eine Nutzerin das Portal sehen würde, wenn jedem einzelnen Account gefolgt werden würde. Ohne Hilfsmittel für eine Analyse ist die Datensammlung viel zu groß und es ist unklar, ob Musks Team die gewünschten Antworten in der restlichen Zeit wird finden können. Erst vor wenigen Tagen hatte der US-Milliardär gegenüber der US-Börsenaufsicht kritisiert, dass Twitter eingeforderte Daten zu Spam- und Fake-Nutzerkonten auf der Plattform zurückhalte.

Mit der geplanten Freigabe dürfte das Argument seine Zugkraft verlieren. Der Washington Post zufolge hat man bei Twitter Zweifel, dass Musks Team in den Daten bislang unbekannte Informationen findet. Die Daten seien seit Jahren gegen Bezahlung geöffnet worden. Vermutet werde nicht nur bei Twitter, dass Musk die Aufforderung zur Herausgabe der Daten als Vorwand nutzen will, um den geplanten Deal platzen zu lassen.

Elon Musk ist als Chef des Elektroautokonzerns Tesla und des Raumfahrtunternehmens SpaceX aktuell der reichste Mann der Welt. Im März hatte er so viele Twitter-Aktien gekauft, dass er zum größten Anteilseigner der Plattform wurde. Später kündigte er an, den Rest kaufen und Twitter von der Börse nehmen zu wollen. Seitdem sackte der Aktienkurs immer weiter ab und Musk deutete wiederholt an, dass er von der Übernahme Abstand nehmen könnte. Seine Argumente dafür fokussieren sich auf die Frage, wie viele echte Nutzer und Nutzerinnen der Dienst tatsächlich hat und dass das Problem von Fake- und Spam-Accounts größer sein könnte, als von Twitter behauptet. Unterdessen sind Gespräche über einen Teil der geplanten Finanzierung der Milliardenübernahme abgebrochen worden.

(mho)