UN: Fortschritte im Kampf gegen die Klimaerwärmung reichen nicht

Es gibt Fortschritte im Kampf gegen die Klimaerwärmung. Die reichen aber bei Weitem nicht aus, meint das Klimasekretariat der Vereinten Nationen.

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Im November werden die Länder der Erde in Scharm asch-Schaich zur nächsten Weltklimakonferenz zusammenkommen. Wie vor einer jeden solchen Konferenz mehren sich vorab die Zustandberichte.

(Bild: UNFCCC)

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Im Kampf gegen den Klimawandel gibt es nach Einschätzung der Vereinten Nationen einzelne "Hoffnungsschimmer", doch lange nicht in ausreichendem Maße. Das Ziel, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu beschränken, werde damit nicht annähernd erreicht. Es könnte eher auf eine Erwärmung um 2,5 Grad hinauslaufen. Das geht aus einem Bericht hervor, den das UN-Klimasekretariat in Bonn (UNFCCC) am Mittwoch veröffentlichte. Er beruht auf der Auswertung der Klimaschutzpläne der Unterzeichnerstaaten des Pariser Klimaabkommens.

Die CO₂-Emissionen bis 2030 werden den Berechnungen nach um 10,6 Prozent im Vergleich zu 2010 zunehmen. Das sei eine Verbesserung im Vergleich zu der Einschätzung vom vergangenen Jahr, wonach die Zunahme bis 2030 13,7 Prozent betragen würde. Der Bericht aus dem vergangenen Jahr war außerdem zu dem Schluss gekommen, dass die Emissionen auch nach dem Jahr 2030 weiter ansteigen würden. Nach Auswertung neuer Daten aus den 193 Ländern ist dies nun nicht mehr zu befürchten, die Emissionen dürften demnach sinken. Die prognostizierte Abnahme des CO₂-Ausstoßes nach 2030 sei allerdings bei Weitem nicht ausreichend, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.

"Um dieses Ziel im Bereich des Möglichen zu halten, müssen die nationalen Regierungen ihre Klimaschutzpläne jetzt verschärfen und sie in den nächsten acht Jahren umsetzen", betonte UN-Klimachef Simon Stiell. Das meinen auch das EU-Parlament und der EU-Rat. Das Parlament, deren Vertreter ebenso wie jene des EU-Rats an der kommenden UN-Klimakonferenz im November in Ägypten teilnehmen wollen, verabschiedete vorige Woche eine Resolution mit seiner Besorgnis, dass die bisherigen, auch ehrgeizigeren Anstrengungen der Länder nicht ausreichten. Stiell ergänzte, es sei enttäuschend, dass seit der Klimakonferenz von Glasgow im vergangenen Jahr nur 24 Länder angepasste Pläne vorgelegt hätten, obwohl sich alle einig gewesen seien, dass dies nun geschehen müsse.

Ob in Ägypten viel erreicht werden kann, ist fraglich. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte kürzlich eingeräumt, es könne sein, dass die Konferenz ohne abschließende Vereinbarung der teilnehmenden Länder enden werde. Auf die Frage, welches Minimalziel die Bundesregierung auf der Klimakonferenz verfolge, sagte Baerbock: "Dass sie stattfindet." Schon das sei in dieser Weltlage ungewiss.

Auch in der EU reichen die Klimaschutzmaßnahmen bislang nicht aus, um das dort anvisierte Ziel einzuhalten, die Emissionen um mindestens 55 Prozent bis 2030 zu verringern. Um die Klima- und Energieziele 2030 zu erreichen, müsse der jährliche Fortschritt, Emissionen und Energieverbrauch zu reduzieren sowie erneuerbare Energien auszubauen, mehr als verdoppelt werden, schrieb die EU-Umweltagentur EEA in einem ebenfalls am Mittwoch veröffentlichten Bericht.

Der Ausstoß müsse pro Jahr durchschnittlich um 134 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente sinken – im Durchschnitt der Jahre 1990 bis 2020 waren es 52 Millionen Tonnen. "Wir können nicht im Tempo der Vergangenheit weitermachen", sagte eine der Autorinnen des EEA-Berichts, Melanie Sporer.

In die umgekehrte und aus Klimaschutzsicht völlig falsche Richtung entwickelten sich die EU-Emissionen im Jahr 2021: Vorläufigen Daten zufolge stieg der Treibhausgasausstoß in der EU im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2020 um schätzungsweise 5 Prozent. Vor allem im Verkehr, in der Industrie und der Energieversorgung nahm der Ausstoß nach EEA-Angaben wieder zu.

Den wesentlichen Grund dafür sieht die EEA in der wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie, die 2020 zu Lockdowns, Produktionsstopps in vielen Fabriken sowie weitreichenden Beschränkungen des öffentlichen Lebens geführt hatte. Verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 lagen die Emissionen 2021 um etwa 6 Prozent niedriger.

(anw)