US-Bericht: Chinas Import von Lithografie-Systemen fast verdoppelt trotz Verbot

China trotzt den Exportbeschränkungen und hat zuletzt fast doppelt so viele Chip-Fertigungsmaschinen importiert als 2022, heißt es im US-Kongress.

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Silizium-Wafer in der Produktion

(Bild: Superstar / Shutterstock)

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Von
  • Frank Schräer

Chinesische Firmen haben im Laufe dieses Jahres deutlich mehr Maschinen zur Chip-Herstellung importiert als noch im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit würden die von den USA im Herbst 2022 verhängten Exportbeschränkungen untergraben, mit denen China an der Produktion hochentwickelter Mikrochips etwa für Waffensysteme gehindert werden soll. Offenbar hat China Wege gefunden, trotzdem an entsprechende Lithografie-Systeme zu kommen.

Das geht aus dem jährlichen Bericht des US-Repräsentantenhauses zu China hervor, der von einem überparteilichen Komitee verfasst wurde. Durch die Exportbeschränkungen sollte China keine Belichtungsmaschinen mehr bekommen, die zur Fertigung von 14-Nanometer-Chips oder mit weiterentwickelten Strukturen genutzt werden können. Doch "Importeure sind oft in der Lage, die Ausrüstung zu kaufen, wenn sie behaupten, dass sie in einer älteren Produktionslinie verwendet wird, und da die Kapazität für die Kontrolle der hergestellten Produkte begrenzt ist, ist es schwierig zu überprüfen, ob die Ausrüstung nicht für die Herstellung modernerer Chips verwendet wird", heißt es laut Reuters in dem Bericht.

Anlass für eine eingehende Untersuchung dürfte die Vorstellung des Huawei Mate 60 Pro vor wenigen Monaten gewesen sein, denn dieses ist das erste Smartphone seit dem drei Jahre alten Mate 40 Pro, das einen selbstentworfenen High-End-Prozessor der Huawei-Tochter HiSilicon verwendet. Untersuchungen haben ergeben, dass der verwendete Kirin 9000S vom chinesischen Chipauftragsfertiger SMIC mit einem weiterentwickelten 7-Nanometer-Prozess hergestellt wird. Das zeigt, dass China konkurrenzfähige 7-Nanometer-Chips produzieren kann, trotz zuvor verhängter Exportbeschränkungen.

Denn nach den US-Sanktionen gegen Chinas Halbleiterbranche vom Oktober 2022 haben sich andere Länder angeschlossen, die für Chipfertigungs-Exporte bekannt sind. Im Frühjahr 2023 folgte Japan den Exportbeschränkungen der USA und seit Anfang September darf auch die niederländische Firma ASML nur noch alte Lithografie-Systeme nach China verkaufen. Chinesische Firmen bekommen jetzt nur noch alte Belichter. Allerdings hat sich bereits im letzten Quartalsbericht von ASML gezeigt, dass chinesische Firmen nicht einfach abwarten, sondern die gesetzte Frist ausnutzen. Denn noch vor Inkrafttreten der Sanktionen hat ASML massenhaft Lithografie-Systeme nach China verkauft.

Allerdings hat SMIC bereits im Sommer 2022 die ersten 7-Nanometer-Chips aus China präsentiert – noch vor den US-Sanktionen. Zudem haben Belichtungsmaschinen Lieferzeiten von teilweise sechs bis zwölf Monaten und produktionsfertige Chips enorme Vorlaufzeiten für Entwicklung und Test, sodass die aktuellen Exportbeschränkungen in China erst bei zukünftigen Chip-Generationen oder Fertigungsstufen spürbar werden dürften.

Um diese Auswirkungen weiter in die Zukunft zu schieben, hätten chinesische Firmen nun deutlich mehr aktuelle Lithografie-Systeme gekauft, so der Bericht des US-Kongresses. Demnach hat China zwischen Januar und August 2023 Belichtungsmaschinen im Wert von insgesamt 3,2 Milliarden US-Dollar aus den Niederlanden importiert. Das seien 96,1 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt hätte China in den ersten acht Monaten dieses Jahres Halbleiterausrüstung im Wert von 13,8 Milliarden Dollar gekauft.

Eine Analyse der letzten Daten des chinesischen Zolls geht in die gleiche Richtung. Wie Nikkei Asia berichtet, hätten chinesische Firmen auf Basis dieser Zahlen allein in den Monaten Juli bis September Maschinen und Ausrüstung für die Halbleiterproduktion im Wert von 8,7 Milliarden Dollar importiert. Das wären 93 Prozent mehr als noch im gleichen Zeitraum 2022.

Der Bericht des US-Kongresses hat keine Lösungsvorschläge zur besseren Wirksamkeit der Sanktionen. Es wird aber vorgeschlagen, die Effektivität der Exportkontrollen für Halbleiterproduktionsmaschinen nach China jährlich zu überprüfen.

(fds)