US-Carrier Sprint Nextel stellt Wimax-Projekt auf den Prüfstand

Weil für einige Investoren die noch junge Funktechnik offenbar ein zu hohes Risiko darstellt, prüft Sprint unter anderem die Abspaltung der Wimax-Sparte oder eine Fusion mit Clearwire, berichtet das Wall Street Journal.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Beim US-Anbieter von Festnetzverbindungen und Mobilfunk Sprint Nextel mehren sich die Fragezeichen hinter dem geplanten USA-weiten Angebot von drahtlosen Breitband-Anschlüssen per Wimax. Dieses Netz, das in Chicago und Baltimore Ende 2007 starten und im kommenden Jahr in 19 Städten verfügbar sein soll, wäre weltweit das mit Abstand größte Angebot auf Basis der noch jungen Wimax-Technik. Noch im August verkündete Sprint, bis Ende 2008 bereits 100 Millionen US-Bürger mit dem Funkdienst, der unter der neu kreierten Marke Xohm (sprich zoam) beworben wird, versorgen zu können.

Doch die Zukunft des Wimax-Projekts ist ungewiss, berichtet das Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise. Wegen fehlender Erfahrungen mit Funknetzen dieser Größenordnung fürchten einige Investoren – zusätzliche – finanzielle Risiken. Das WSJ schätzt die Größenordnung des Wimax-Projekts auf rund fünf Milliarden US-Dollar. Sprint hatte erst vor wenigen Tagen für das dritte Quartal einen deutlichen Gewinneinbruch gemeldet. Schon Anfang Oktober hatte der Carrier eine Gewinnwarnung herausgegeben und gleichzeitig den Rücktritt des langjährigen CEO Gary Forsee verkündet.

Derzeit führt Finanzchef Paul Saleh die Geschäfte als CEO. Bis ein Nachfolger gefunden ist, können nach Einschätzung des WSJ noch Monate vergehen. Auch wenn während Salehs Interregnum keine endgültge Entscheidung über die Zukunft von Wimax zu erwarten ist, nährt seine Äußerung in einem Interview, dass Sprint nicht einfach tatenlos zusehen könne, bis sich ein neuer Unternehmenschef finde, sondern "entschlossen agieren" müsse, Spekulationen über strategische Weichenstellungen bei Sprint – zum Beispiel die Abspaltung der Wimax-Sparte.

Erst im Juli hatte der Carrier die Kooperation mit dem Start-up-Unternehmen Clearwire beim Aufbau von Wimax-Anschlüssen bekannt gegeben und einen entsprechenden Letter of Intent unterzeichnet. Bis heute sei aber kein endgültiger Vertrag zustande gekommen, will das WSJ erfahren haben. Die Sprint-Führung diskutiere zum einen die Variante, seine Wimax-Abteilung abzutrennen, mit Clearwire zu fusionieren und an die Börse zu bringen: Wimax-Enthusiasten könnten in das neue Unternehmen investieren, während Wimax-skeptische Sprint-Aktionäre beruhigt würden. Weitere Varianten seien die Übernahme von Clearwire durch Sprint und/oder der Einstieg eines strategischen Investors in eine rechtlich selbstständige Wimax-Abteilung von Sprint. Interims-CEO Saleh wollte die Spekulationen nicht kommentieren, sagte aber, dass der Zeitplan für "Soft Launches" der Wimax-Angebote in Chicago und Baltimore in den kommenden Monaten eingehalten werde.

Neben den Spekulationen um Wimax bereitet das Mobilfunkgeschäft von Sprint zunehmend Sorgen: Im abgelaufenen dritten Quartal hatte das Unternehmen die Abwanderung von 60.000 Handy-Kunden und einen 77-prozentigen Rückgang der Gewinne im Mobilfunk gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu verkraften. Trotz der unternehmensrechtlichen Fusion von Sprint und Nextel Ende 2004 bestehen die beiden unterschiedlichen Mobilfunk-Infrastrukturen der vormaligen Konkurrenten bis heute fort, was Versorgungslücken und Servicemängel zur Folge hat. Vermehrten Kundenzuspruch erhofft sich Sprint nun von Android, einer neuen Software-Plattform für Handys, die Suchmaschinen-Riese Google zusammen mit über 30 weiteren Unternehmen aus der IT- und TK-Branche entwickelt. (ssu)