US-Gericht: Motorelektronik von Toyota schuld an Unfall

Autobauer Toyota wird wegen mangelhafter Software der Motorsteuerung zur Verantwortung gezogen: Die Geschworenen eines US-Gerichts sahen es als erwiesen an, dass die Firmware im Modell Camry einen Unfall verursacht habe.

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Im Rechtsstreit um einen Autounfall hat ein US-Gericht im Bundesstaat Oklahoma die Schuld beim Autobauer Toyota gesehen. Die Geschworenen sahen es als erwiesen an, dass die im Fahrzeug verwendete Firmware der elektronischen Drosselklappensteuerung fehlerhaft war und mit einer plötzlichen, unkontrollierten Beschleunigung den Unfall verursacht hat, wie die EETimes berichtet.

2007 kam bei dem Unfall mit einem Toyota Camry auf einer Highway-Auffahrt in Oklahoma eine Frau ums Leben. Toyota muss nun insgesamt 3 Millionen US-Dollar Schadenersatz zahlen – die eine Hälfte davon an die Fahrerin des Unfallwagens, die andere an die Hinterbliebenen der verstorbenen Beifahrerin. Außerdem erzielte der Autobauer eine außergerichtliche Einigung mit den Klägern, deren Details nicht bekannt sind. Der Prozess geht damit nicht in die zweite Phase, in der es um die Höhe weiterer Strafzahlungen gegangen wäre, sondern wird beendet. Details der Einigung sind nicht bekannt.

Bei der Verhandlung wurde laut Bericht auch ein Experte für Embedded Systems angehört, der zum Quellcode des Systems für die Drosselklappensteuerung aussagte. Der Experte Michael Barr war Teil eines siebenköpfigen Teams, das die Toyota-Technik analysierte. Ihr Ergebnis: Die Software war fehlerhaft programmiert, wobei die Bugs eindeutig auch zu unkontrollierter Beschleunigung führen konnten.

Toyota selbst verwies auf eine frühere Prüfung durch Techniker der US-Raumfahrtbehörde NASA, die keine Zusammenhänge zwischen Elektronik und unkontrollierter Geschwindigkeitszunahme feststellte. Die US-Verkehrsbehörde NHTSA hatte 2011 daraufhin ihre Prüfung des Sachverhalts beendet.

2009 musste Toyota Millionen Fahrzeuge des Modells Camry zurückziehen, weil es Beschwerden über Bremsprobleme gab. Toyota bestritt allerdings, dass die Ursache dafür in der Elektronik liege und nannte andere Gründe wie etwa verrutschte Fußmatten oder verklemmte Pedale. Es gab bereits bereits zahlreiche Rechtsstreits zur Frage, ob Toyotas Technik Unfälle verschuldet habe – dieser ist laut Bericht der erste, bei dem der Autobauer in der Schuld gesehen wurde.

Toyota teilte gegenüber AP mit, dass man mit der Gerichtsentscheidung nicht übereinstimme und die eigenen Produkte in allen Rechtsstreits weiterhin konsequent verteidigen werde. Rechtsmittel gegen das Urteil werde man aber nicht einlegen. (axk)