US-Mobilfunker und Telekom in heißer Verhandlungs-Phase

Noch am Wochenende könnte der Deal zwischen Voicestream und der Deutschen Telekom perfekt gemacht werden.

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Von
  • Jürgen Kuri

Noch am Wochenende könnte der Deal perfekt gemacht werden – nachdem es in den letzten Tagen schon mehrere Berichte gab, die Deutsche Telekom wolle die US-Mobilfunkgesellschaft Voicestream übernehmen, scheinen sich die beiden Firmen nun langsam einem Abschluss zu nähern. Wie das Wall Street Journal am heutigen Freitag berichtet, wollen sich die Aufsichtsräte beider Firmen am Wochenende treffen, um die Übernahme von Voicestream durch die Telekom zu vereinbaren. Gut informierte Kreise jedenfalls erklärten, dass Voicestream das Angebot der Telekom, dass sich auf rund 53 Milliarden US-Dollar belaufen soll, inzwischen weit gehend akzeptiert hat.

Allerdings gibt es wohl noch einige Details zu klären. Voicestream ist vor allem daran interessiert, eine Kapitalspritze zu erhalten, um sich im Herbst an den Auktionen von Lizenzen für die dritte Mobilfunkgeneration und für die Ausdehnung des eigenen Netzes in den USA beteiligen zu können. Die Telekom hat bislang angeboten, 3,2 eigene Aktien plus 30 US-Dollar in bar für jedes Voicestream-Papier zu zahlen. Da die Abwicklung der Übernahme allerdings bis zu neun Monate dauern könnte, ist nach US-Berichten denkbar, dass sich die beiden potenziellen Partner auf eine Art "zweistufiger Übernahme" einigen: Voicestream erhält von der Telekom erst einmal Bargeld oder in Cash umsetzbare Papiere, während die Telekom die potenziellen Besitzrechte an Voicestream bekommt.

Nach Ansicht des US-Blatts stehen die Chancen für die Telekom inzwischen gut, nachdem es gestern noch so aussah, als müsse sie sich mit anderen Konkurrenten um die US-Mobilfunkgesellschaft streiten. Zwar liege wohl weiterhin ein Angebot von NTT DoCoMo, der Mobilfunktochter der größten japanischen Telefongesellschaft, auf dem Tisch; allerdings stellten die Japaner klar, dass sie keinesfalls Voicestream komplett übernehmen wollen, sondern nur an einer Minderheitsbeteiligung interessiert seien. Die könnte für die DoCoMo allerdings recht interessant sein: Denn Hutchison Whampoa, mit DoCoMo und KPN in Europa bereits in einer Kooperation für den Mobilfunk der dritten Generation verbandelt, ist bereits mit 19 Prozent an Voicestream beteiligt. Voicestream konzentriere sich aber inzwischen darauf, den Deal mit der Telekom unter Dach und Fach zu bringen, hieß es.

Mit einem Kaufpreis von 53 Milliarden US-Dollar würde die Telekom für jeden Voicestream-Kunden rund 30.000 US-Dollar zahlen – rund neun Mal so viel wie Vodafone für die Airtouch-Kunden bei der Übernahme dieser US-Mobilfunkgesellschaft ausgab und rund 4,6 Mal so viel wie France Telecom für jeden Orange-Kunden hinblätterte. Allerdings dürfte dies die Telekom nicht stören. Zum einen wäre Voicestream endlich der lang ersehnte Einstieg in den US-Markt für den rosa Riesen. Zum anderen betreibt die Firma ein eigenes Mobilfunknetz, das fast die gesamte USA umfasst und das auch noch mit der in Europa gebräuchlichen GSM-Technik arbeitet – wenn auch auf der in Europa nicht eingesetzten Frequenz 1900 MHz. Unter anderem mit der Deutschen Telekom hat Voicestream bereits Roaming-Abkommen, sodass Voicestream-Kunden auch hier zu Lande mit einem Dual-Band-Handy mobil telefonieren können.

Mit einem Problem wird die Telekom allerdings noch zu kämpfen haben, wenn Voicestream ihr Angebot annimmt. William Kennard, Chef der Federal Communications Commission (FCC) erklärte laut dem Finanzdienst Bloomberg bereits vor dem Kongress, dass er jede Transaktion genau überprüfen werde, bei der eine Firma, die von einer ausländischen Regierung kontrolliert werde, einen US-Carrier kaufen wolle. Einige Mitglieder des US-Kongresses haben die FCC aufgefordert, eine Übernahme von Voicestream durch die Telekom zu blockieren – ähnlich, wie dies schon nach den Gerüchten passierte, die Telekom wolle Sprint übernehmen. Laut dem Wall Street Journal hat die Telekom inzwischen ein US-Rechtsanwaltsbüro angeheuert, um im Kongress Lobby-Arbeit für sie zu betreiben: "Wir kommen nicht als Invasoren", erklärte Telekom-Chef Ron Sommer gegenüber dem Blatt. (jk)