US-Regulierer will den "Weißen Raum" öffnen

Nach Abschluss eines langen Testverfahrens ist die FCC geneigt, der auf sogenannte "White Spaces" zwischen TV-Sendern setzenden Zugangstechnik grünes Licht zu geben. Während Befürworter wie Google jubeln, warnt die Fernsehbranche vor möglichen Problemen.

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Noch gibt es kein standardisiertes Verfahren, keine geeigneten Geräte und kein Geschäftsmodell für "White Spaces". Doch könnte die so genannte Zugangstechnik im November eine wichtige Hürde nehmen und die Zustimmung der US-Regulierungsbehörde FCC erhalten. Die technische Abteilung der Behörde beurteilt das auf freiwerdende TV-Frequenzen setzende Verfahren in ihrem Abschlussbericht eines monatelangen Tests als technisch realisierbar und hält damit den Nachweis der Machbarkeit für erbracht. Die FCC, die im Zuge der für Februar 2009 anstehenden Digitalisierung der US-Fernsehausstrahlung die Freigabe des dann ungenutzten Spektrums für andere Dienste erwägt, will Anfang November über den Bericht der technischen Abteilung entscheiden.

Zur Veröffentlichung des Testberichts am späten Mittwochabend kündigte der FCC-Vorsitzende Kevin Martin an, der Kommission die Zulassung des Verfahrens zu empfehlen. Das öffentliche Bekenntnis des US-Chefregulieres stößt auf geteiltes Echo. Während bei Befürwortern wie der Wireless Innovation Alliance, einer von Branchengrößen wie Google und Microsoft unterstützten Lobbygruppe, die Sektkorken knallen, verweisen die bisherigen Hüter des Spektrums, die Sendeanstalten, auf die im FCC-Bericht angesprochenen Probleme.

In den Tests ging es um die Frage, ob die eingereichten Prototypen ungenutzte Kanäle zuverlässig erkennen und benachbarte TV-Kanäle nicht stören. Laut des technischen Berichts ist das den fünf unter anderem von Microsoft, Motorola und Philips eingerichten Geräten unter Laborbedingungen auch gelungen. Die FCC-Tester notierten allerdings auch, das die Identifizierung freier Kanäle unter Realbedingungen nicht immer fehlerfrei war, etwa bei schwächeren Signalen oder starken Sendern auf direkt benachbarten Kanälen. Während sich die Mehrheit der Prototypen auf die Erkennung belegter Kanäle beschränkte, setzt das im Feldtest erfolgreichste Gerät von Motorola zusätzlich auf ein GPS-Modul und eine Senderdatenbank.

"Es war ein langer Weg bis zum heutigen Tag", kommentierte ein Sprecher der Wireless Innovation Alliance die Erkenntnisse der FCC-Tester. Vier Jahre Forschung und 18 Monate Tests (mit einigen Rückschlägen) hätten gezeigt, das die White-Space-Technologie sicher sei. Jetzt könne die FCC die Rahmenbedingungen für eine neue Zugangstechnik festlegen, die breitbandige Internetzugänge auch in dünn besiedelte Regionen bringen könne. "WLAN auf Steroiden" nennen sie das Verfahren. Dabei ist allerdings noch nicht klar, wie die Technik in ein Geschäftsmodell umgesetzt werden kann. Denkbar seien Konzepte wie bei WLAN-Anbietern, also etwa öffentliche Gratis-Netze oder auch bezahlte Zugangsmodelle, heißt es aus der Allianz. Erste marktaugliche Geräte könnten in etwa einem Jahr lieferbar sein, schätzt Monisha Ghosh, die für Philips an White Spaces arbeitet.

Skeptisch bleiben dagegen die Sender, die ihre Hoheit über die TV-Frequenzen nicht einfach so aufgeben wollen. Sie stören sich vor allem an der Absicht der FCC, die Kanäle für unlizenzierte Nutzer öffnen zu wollen. Die freien Blöcke zwischen den digitalen TV-Sendern können so ohne jeweilige Einzelgenehmigung der Regulierungsbehörde für andere Dienste genutzt werden. Die Sender verweisen auf die im Bericht angesprochenen Fehler. Für den US-Verband der Sendeanstalten (NAB) widersprechen "wichtige Erkenntnisse" des Testberichts der "optimistischen Befürwortung" der Kommission. Es sehe so aus, als ob die FCC die von den eigenen Experten gesammelten Daten falsch interpretiere, meint NAB-Vize Dennis Wharton. Die Sender fordern eine öffentliche Diskussion des Papiers, bevor die FCC zur Abstimmung schreitet. (vbr)