Google-Gründer wirbt in Washington für White-Spaces-Nutzung

Larry Page macht sich für die Nutzung von Frequenzlücken zwischen TV-Kanälen für die Breitbandversorgung stark. Google und andere Befürworter der sogenannten White-Spaces-Technik treffen jedoch auf heftigen Widerstand der Sender-Lobby.

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Larry und Sergey sind auf Tour. Im Rahmen einer Charme-Offensive sind die Google-Gründer unterwegs, wachsende Skepsis und Widerstände – auch im alten Europa – zu zerstreuen. Bei einem "Kamingespräch" in Großbritannien konnten Journalisten dem Internetgiganten beim Selbstgespräch huldigen: Larry Page und Sergey Brin unterhielten sich mit ihrem CEO Eric Schmidt. Für Page ging es dann weiter nach Washington.

Dort hat Google längst eigene Lobby-Truppen stationiert. Der Internetkonzern will an den Schaltstellen der US-Politik seine Interessen vertreten sehen. Diesmal kam einer der Gründer selbst, um für eines von Googles Lieblingsprojekten zu trommeln. US-Abgeordneten und Vertretern der Regulierungsbehörde FCC wollte Page die Öffnung des ungenutzten Frequenzspektrums zwischen TV-Kanälen für Breitbanddienste schmackhaft machen. Diese Lücken im bisher den Fernsehsendern vorbehaltenen Spektrum, auch "White Spaces" genannt, sollen die Breitbandversorgung auch in ländlichen Regionen vorantreiben.

Google gehört – zusammen mit anderen namhaften IT-Konzernen wie Microsoft, Philips, Motorola oder Dell – zwei Interessengruppen an, die neue Techniken zur Nutzbarmachung des "weißen Raums" vorantreiben. Dabei treffen sie auf erbitterten Widerstand der Fernsehsender, die auf ihrem angestammten Frequenz-Terrain keine Mitnutzer wünschen und vor Störungen des Fernsehempfangs warnen. Auch die Hersteller von Funkmikrofonen und deren Nutzer (etwa Veranstalter von Konzerten und Sport-Events) sind gegen die von der White Spaces Coalition und der Wireless Innovation Alliance unterstützten Pläne.

Derzeit übliche WLAN-Technik eigne sich zwar für Ballungsräume, sei aber in nicht so dicht besiedelten Regionen weniger nützlich, erklärte Page auf einer öffentlichen Veranstaltung der Organisation New America Foundation am gestrigen Donnerstag in Washington. Mit den White Spaces lasse sich eine viel größere Reichweite realisieren. Bei der FCC laufen derzeit erste Tests mit Prototypen von Microsoft, Motorola und Philips, die nicht immer funktionierten wie erwartet.

Die Befürworter der Technik sagen dazu, die durchgefallenen Geräten hätten ihre zentrale Aufgabe – die zuverlässige Identifizierung der mit TV-Signalen belegten Frequenzbereiche – gut erfüllt. Sie verweisen dabei auf die noch frühe Entwicklungsphase der Geräte. Für das Zulassungsverfahren bei der Regulierungsbehörde haben die Testversager kaum eine schwerwiegende Bedeutung. Die FCC dürfte keine Entscheidung über eine Zulassung der Technik oder Lizenzbedingungen fällen, bevor serienreife Geräte getestet wurden. Page ist sicher, dass es diese Geräte geben wird.

Bis dahin bleibt den Kontrahenten noch Zeit, an der öffentlichen Meinungsbildung mitzuwirken. Er sei auch in Washington, erklärte Page, weil er nicht wolle, dass die Öffentlichkeit durch andere Interessengruppen "in die Irre geführt" werde. Damit meint der Google-Gründer den US-Verband der Sendeanstalten, die National Association of Broadcasters (NAB), den er als Hauptgegner im Gezerre um den weißen Raum ausgemacht hat.

"Sollte man wirklich der NAB zuhören, die das Spektrum für den eigenen Gebrauch behalten möchte?", fragte Page. Für Google ist die Antwort klar: Das Spektrum ist viel zu wertvoll, um es brachliegen zu lassen. Page misst dem weißen Raum enormes wirtschaftliches Potenzial zu. Bisher arbeiten bei Google angeblich erst fünf Personen an der Erschließung der White Spaces. Sollte die FCC grünes Licht geben, will der Konzern laut Page hunderte Millionen US-Dollar in die Technik investieren.

Dass Google dabei auch den eigenen Vorteil im Sinn hat, räumt Page ein: "Ein um zehn Prozent besserer Vernetzungsgrad bedeutet für uns zehn Prozent mehr Umsatz", sagte er laut CNET News. "Und das ist eine signifikante Zahl für uns." Im ersten Quartal 2008 erzielte Google einen Umsatz von 3,7 Milliarden US-Dollar. (vbr)