Ăśber Strava: Bodyguards machen Aufenthaltsorte von Staatschefs publik

Seit Jahren ist bekannt, dass Karten von Fitnesstrackern sensible Daten öffentlich machen. Das betrifft auch Staatschefs wie Joe Biden, schreibt Le Monde.

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Mehrere PersonenschĂĽtzer mit Kamala Harris am Flughafen

US-Vizepräsidentin Kamala Harris mit Personenschützern

(Bild: The White House)

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Bodyguards und Angestellte von Geheimdiensten, die für den Schutz von Staatsoberhäuptern zuständig sind, teilen ihre Fitnessaktivitäten gerne über Strava und geben damit deren Aufenthaltsorte preis. Das hat die französische Zeitung Le Monde herausgefunden und weist darauf hin, dass das zugrunde liegende Problem bereits vor sechs Jahren erkannt, aber weiterhin nicht vollständig behoben wurde. Bestätigt wurde das mögliche Sicherheitsrisiko demnach für US-Präsident Joe Biden, seine Vize Kamala Harris, den Ex-Präsidenten Donald Trump, Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron und sein russisches Pendant Wladimir Putin. Auch Jill Biden und Melania Trump seien betroffen.

Le Monde hat nach eigenen Angaben 26 Angestellte des Secret Service der USA, 12 der französischen Groupe de sécurité de la présidence de la République und sechs des Schutzdiensts FSO des russischen Präsidenten identifiziert, die ihre Fitnessaktivitäten öffentlich auf Strava teilen. Darüber lasse sich nachvollziehen, wo sie und ihre Staatschefs sich aufhalten. Im Falle von Macron sei auf diesem Weg ein Wochenendausflug erkennbar, der nicht publik gemacht worden war. Außerdem würden die Bodyguards auf diesem Weg ungewollt etwa ihre Wohnorte und private Gewohnheiten enthüllen, was sie potenziell für Erpressungsversuche angreifbar mache.

Mit den potenziell gefährlichen Daten konfrontiert, die auf diesem Weg einsehbar gemacht werden, hätten sowohl die Zuständigen in den USA als auch jene in Frankreich abgewiegelt. Behörden seien über die Aufenthaltsorte von Macron & Co. informiert und für eine ausreichende Absicherung sei immer gesorgt. Das Risiko "ist nicht existent", wird Macrons Büro zitiert. Auch der Secret Service meint demnach, dass Aufenthaltsorte regelmäßig publik gemacht würden und man keine Auswirkung auf die Sicherheit sehe. Trotzdem solle das Personal über die mögliche Gefahrenquelle informiert werden. Le Monde sieht aber ein Risiko, etwa wenn die Leibwache vorab zu geheimen Aufenthaltsorten reist und die dann über Strava enthüllt.

Die Enthüllung, die Le Monde unter dem Titel StravaLeaks jetzt öffentlich macht, ruft ähnliche aus den vergangenen Jahren in Erinnerung. Ihren Anfang hatten die im Jahr 2018 genommen, als bemerkt wurde, dass sportliche Soldaten und Soldatinnen über Aktivitätstracker eigentlich vertrauliche Daten über sich, ihre Kameraden und ihre Armeen offenlegen. Auf einer "Global Heatmap" von Strava zur Visualisierung von mehr als einer Milliarde Aktivitäten waren auch Daten von westlichen Soldaten etwa in Afghanistan enthalten. Dadurch ließen sich etwa vormals unbekannte Außenposten erkennen. Auch vier Jahre später hatte Strava noch sensible Informationen über Militärangehörige und Geheimdienste offengelegt.

(mho)