Umsatzminus und Gewinnplus bei Siemens

Im vergangenen Quartal konnte der Elektrokonzern dank Kostensenkungen seinen Gewinn um fast ein Viertel steigern. Siemens-Chef Löscher bereitet die Belegschaft auf personelle Einschnitte vor.

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Der Elektrokonzern Siemens hatte im ersten Quartal seines Geschäftsjahres, das mit dem September endet, weiter mit der Wirtschaftskrise zu kämpfen. Der Umsatz ließ im Vergleich zum Vorjahr laut Mitteilung um 12 Prozent auf knapp 17,4 Milliarden Euro nach. Der Auftragseingang schrumpfte um 15 Prozent auf knapp 19 Milliarden Euro. Unter dem Strich kletterte der Gewinn dagegen vor allem dank der Kostensenkungen in Vertrieb und Verwaltung um fast ein Viertel auf gut 1,5 Milliarden Euro.

Wo immer es möglich sei, werde sein Unternehmen zwar weiter Nachfrage-Täler über Instrumente wie Kurzarbeit abfedern, sagte Siemens-Chef Peter Löscher laut dpa am heutigen Dienstag vor Beginn der Hauptversammlung in München. In Geschäften, in denen es dauerhafte Veränderungen der Märkte und des Wettbewerbs gebe, seien aber "Anpassungsmaßnahmen unumgänglich". Am Donnerstag will die Unternehmensleitung die Betriebsräte im Wirtschaftsausschuss über geplante Schritte informieren.

Die einzelnen Geschäftsfelder schnitten im vergangenen Quartal unterschiedlich ab. Im Industrie-Sektor litten vor allem das Geschäft mit Großanlagen für die Industrie und die Antriebstechnologie unter der Nachfrageschwäche. Aber auch der Energiesektor musste mit einem Minus beim Auftragseingang um 19 Prozent und einem zehnprozentigen Umsatzrückgang kräftig Federn lassen. Deutlich besser schlug sich der Sektor Medizintechnik: Hier lag der Bestelleingang lediglich um 1 Prozent unter dem Vorjahresniveau, die Erlöse gaben um 4 Prozent nach.

Die weltweite Wirtschaftskrise sieht Löscher noch nicht überwunden. Den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr bekräftigte er. Von dem für das Gesamtjahr angepeilten operativen Ergebnis von 6,0 Milliarden bis 6,5 Milliarden Euro hat Siemens allerdings im ersten Quartal bereits fast 2,3 Milliarden Euro eingefahren und damit mehr als ein Drittel. Vor diesem Hintergrund kündigte Löscher an, das Ergebnisziel nach dem ersten Halbjahr auf den Prüfstand zu stellen. Mit dem nun berichteten ersten Quartal sei die Erreichung der Prognose einfacher geworden, meinte Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser.

Der Bestelleingang war 2008/09 angesichts der Wirtschaftskrise zwar prozentual zweistellig zurückgegangen, doch wirke der starke Auftragsbestand stabilisierend, erklärte das Unternehmen. Der Umsatz von zuletzt 76,7 Milliarden Euro dürfte deshalb in diesem Jahr organisch lediglich um einen mittleren einstelligen Prozentsatz nachgeben.

Zum Hörgeräte-Geschäft sagte Kaeser, darüber habe Siemens noch keine Entscheidung getroffen. "Die Hörgeräte-Sparte ist ein hochprofitables Geschäft." Siemens werde eingehende Angebote prüfen. "Es wäre aber vorschnell, davon zu sprechen, dass wir uns von der Sparte trennen wollen." In Branchenkreisen wird seit einiger Zeit eine Reihe möglicher Kaufinteressenten für das Geschäft gehandelt. Zu den möglichen Käufern gehören nach Informationen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX unter anderem die Finanzinvestoren KKR und Permira.

Über einen möglichen Verkauf der Sparte wird seit Monaten spekuliert. Die Hörgeräte gehören zwar zur Medizintechnik-Sparte und damit zu einem strategisch wichtigen Bereich des Konzerns, sie sind aber zugleich eines der letzten verbliebenen Endverbrauchergeschäfte des Konzerns. Zuletzt hatte Siemens 2008 die mobilen Festnetztelefone der Marke Gigaset veräußert. (anw)