ChatGPT: New York Times prüft angeblich "potenziell tödliche" Klage gegen OpenAI

Die Sprachmodelle von OpenAI wurden auch mit Texten der New York Times trainiert, die Verhandlungen über eine Lizenz stocken. Nun wird der Druck erhöht.

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Roboterhände auf Tastatur

(Bild: maxuser/Shutterstock.com)

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Bei der New York Times wird eine Urheberrechtsklage gegen OpenAI geprüft, die unter Umständen zur Löschung der KI-Sprachmodelle und einer immensen Geldstrafe führen könnte. Das berichtet die US-Rundfunkanstalt NPR unter Berufung auf anonyme Quellen, die mit der potenziellen Klage vertraut sind. Mit der Weitergabe der Information könnte aber erst einmal Druck in den angeblich schwierigen Verhandlungen zwischen OpenAI und der New York Times zur Lizenzierung von deren Inhalten aufgebaut werden. Sollte es jedoch tatsächlich zu dem Rechtsstreit kommen, dürfte der zur aufsehenerregendsten Auseinandersetzung ums Urheberrecht und generative KI-Modelle werden.

Laut NPR verhandelt die New York Times seit Wochen mit OpenAI über eine finanzielle Kompensation dafür, dass die KI-Modelle des Unternehmens mit Texten der größten US-Zeitung trainiert wurden und das erlaubt wird. Die Verhandlungen sind demnach aber so hitzig geworden, dass jetzt der Rechtsweg geprüft wird. Bei der New York Times sorgt man sich demnach vor allem darum, dass der Chatbot ChatGPT von OpenAI und darauf basierende Anwendungen in gewisser Weise zu einem direkten Konkurrenten für die Zeitung werden könnte. Denn der erstellt auf Basis der Artikel der New York Times Texte und Menschen, die die lesen, bräuchten die Website der Zeitung nicht mehr zu besuchen.

Gleichzeitig wurden die Sprachmodelle von OpenAI – aber auch anderen KI-Unternehmen – bereits mit Texten der New York Times und anderen Medien trainiert, wofür keine Erlaubnis eingeholt wurde. Ob das überhaupt legal war, haben Gerichte bislang nicht beantwortet und dem Bericht zufolge bietet das US-Urheberrecht der Zeitung ein scharfes Schwert. Sollte ein US-Bundesgericht urteilen, dass der Zugriff von OpenAI auf die Texte der New York Times rechtswidrig war, könnte angeordnet werden, dass die ChatGPT zugrunde liegenden KI-Modelle gelöscht werden müssen. Dann müssten neue Nachfolgesysteme rein auf Basis genehmigter Quellen gebaut werden.

Außerdem sind laut NPR Geldstrafen von bis zu 150.000 US-Dollar pro "absichtlicher" Rechtsverletzung möglich: Da solche KI-Modelle mit Millionen Texten trainiert werden, könnte das für die Unternehmen "potenziell tödlich" werden, meint ein Urheberrechtsexperte von der Vanderbilt-Universität. Copyright-Regeln seien das Damoklesschwert, das auf Jahre hin über den Köpfen von KI-Unternehmen hängen wird, meint Daniel Gervais demnach. Die müssten deshalb Lösungen aushandeln. Der Druck, in den Verhandlungen eine Einigung zu erzielen, ist also wohl für OpenAI größer als für die New York Times. Mit der Androhung einer Klage zieht die Zeitung nun wohl die Daumenschrauben an. Erst vor wenigen Tagen hat sie das Training mit ihren Inhalten untersagt.

(mho)