VIAs C3-Prozessor endlich auch mit 1 GHz

Lange nach AMD und Intel überschreitet auch der C3-Prozessor die 1-GHz-Grenze. Als Besonderheit und wichtigstes Verkaufsargument hebt VIA die niedrige Leistungsaufnahme seines Topmodells hervor.

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Lange nach AMD und Intel überschreitet auch die taiwanische Firma VIA mit ihrem C3-Prozessor die 1-GHz-Grenze. Als Besonderheit und wichtigstes Verkaufsargument hebt VIA die niedrige Leistungsaufnahme seines Topmodells hervor, das heute auf der Computex in Taiwan vorgestellt wurde.

Der nach Firmenangaben "coolest running 1 GHz processor in the market" nimmt bei "typischer Belastung" mit x86-Programmen angeblich nur 5,7 Watt Leistung auf. Damit bleibt er deutlich unter den 27,8 Watt "Thermal Design Power", die Intel für den Celeron 1,0A GHz mit Tualatin-Kern ausweist. Allerdings hatte VIA bereits für die mit 1,35 Volt laufende Mobil-Ausführung des C3 933MHz eine durchschnittliche Leistungsaufnahme von 6 Watt angegeben. Das Datenblatt des VIA C3 listet zurzeit nur die Ausführungen mit bis zu 933 MHz.

Außer in der Taktfrequenz unterscheidet sich der 1-GHz-C3 nicht von seinem 933-MHz-Vorgänger: Er besitzt 128 KByte L1- und 64 KByte L2-Cache, läuft mit 100 oder 133 MHz Front-Side-Bustakt und unterstützt die x86-Befehlssatzerweiterungen MMX und 3DNow!.

Der VIA C3 ist mit seinem in 0,13-µm-Technik bei TSMC hergestellten 0,13-µm-Kern namens "Ezra-T" kompatibel zu den Intels Pentium-III- und Celeron-Versionen mit Tualatin-Kern. Er sollte also in vielen aktuellen Sockel-370-Mainboards laufen, sofern das BIOS den Prozessor erkennt. Eine Liste passender Boards bietet die VIA-Webseite.

Leider bringt der C3 weit weniger Rechenleistung, als man es beispielsweise von einem Celeron oder Duron mit 1 GHz Taktfrequenz erwarten würde. Im c’t-Labor erreichte das VIA-Spitzenmodell beim Benchmark BAPCo SYSmark 2001, der die Verarbeitungsgeschwindigkeit aktueller Office- und Internet-Anwendungen bewertet, mit 48 Punkten weniger als die Hälfte eines Celeron 1,0A GHz (98 Punkte). Auch bei Quake 3 und dem DirectX-Benchmark 3DMark 2001 ist der C3 weit abgeschlagen.

Trotz seiner geringen Leistungsaufnahme lässt sich der C3 nicht problemlos ohne Lüfter auf dem CPU-Kühler (also passiv) kühlen. Das verspricht VIA nur für die VIA-Eden-Prozessoren bis 533 MHz. Selbst wenn der Prozessor passiv kühlbar wäre, würde das noch nicht so ohne weiteres den Bau einen lüfterlosen, also völlig geräuschlosen PC ermöglichen: Der schlechte Wirkungsgrad der Spannungsregler auf Desktop-Mainboards und der ATX-Netzteile selbst macht eine aktive Lüftung zumindest des Netzteils nötig. Beim Einsatz eines Netzteils mit geregeltem Lüfter, der bei ausreichender Konvektion stoppt (wie bei den sehr teuren Geräten von Engelking oder Zalman), ist aber immerhin eine erhebliche Geräuschdämmung möglich. Allerdings erschwert ein solches Netzteil die Passivkühlung der CPU, da natürlich bei stehendem Netzteillüfter die PC-Innentemperatur steigt. Einen komplett lüfterlosen PC bietet in Deutschland zurzeit nur die Firma Signum Data an. NEC hat kürzlich in Japan ein entsprechendes Gerät mit Transmeta-Prozessor vorgestellt.

Bei der netzseitigen Leistungsaufnahme, also vor dem Netzteil gemessen, unterscheidet sich ein kompletter Desktop-Rechner mit C3-1-GHz-Bestückung unter Last nur wenig von einem sonst identischen System, das mit einem Intel Celeron 1,0A GHz arbeitet -- das ist die Folge der hohen Verlustleistung der diversen Spannungswandler und im Netzteil selbst. Eine deutliche Minderung des Energiebedarfs eines Komplettrechners, was auch eine leisere Kühlung vereinfacht, setzt also spezielle Komponenten und Spannungswandler voraus, wie sie in guten Notebooks zum Einsatz kommen. Dort verwenden die Entwickler oft auch Mobil-Versionen der Prozessoren, die in Kombination mit speziellen Spannungswandlern Strom sparende Betriebszustände beherrschen. Desktop-Mainboards können die dazu nötigen unterschiedlichen und teilweise sogar adaptiv in Abhängigkeit von der CPU-Stromaufnahme geregelten Kernspannungsniveaus nicht einstellen. Daher lassen sich Stromspartechniken aktueller Mobilprozessoren wie PowerNow!, (Enhanced) SpeedStep, QuickStart, Deep- und Deeper-Sleep-Modi mit Desktop-Mainboards nicht nutzen -- ganz abgesehen davon, dass Mobilprozessoren nur selten im Handel erhältlich sind und viele Notebooks aus Platzgründen mit einem fest eingelöteten Prozessor ohne Sockel ausgestattet sind, der sich daher auch nicht wechseln lässt.

Mehr Infos zum C3 mit 1 GHz bringt die kommende Ausgabe 13/2002 von c’t, die in zwei Wochen am Montag, den 17. Juni im Handel ist. (ciw)