VPN: US-Regierung unterstützt Anbieter zur Umgehung der Zensur in Russland

Die USA nehmen den Kampf gegen russische Zensur auf – mit Technologie. Drei Virtual Private Network-Anbieter werden mit Millionen US-Dollar unterstützt.

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(Bild: Song_about_summer/Shutterstock.com)

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Die US-Regierung hat seit Beginn des Ukraine-Kriegs ihre Aktivitäten gegen russische Zensur erhöht. Neue finanzielle Mittel für drei Virtual Private Network (VPN)-Anbieter sollen Russen helfen, die Zensur zu umgehen und Zugang zu westlichen Medien zu bekommen. Zwischen 2015 und 2021 erhielten die Betreiber bereits mindestens 4,8 Millionen US-Dollar, berichtet Reuters.

Mit dem Angriff auf die Ukraine sind laut fünf mit der Angelegenheit vertrauten Personen die den Unternehmen zugewiesenen finanziellen Mittel um fast die Hälfte gestiegen, um der steigenden Nachfrage in Russland gerecht zu werden. Die Finanzierungsbemühungen konzentrieren sich demnach auf die drei VPN-Anbieter nthLink, Psiphon und Lantern.

Die finanzielle Unterstützung werde durch die Bundesbehörde United States Agency for Global Media (USAGM) und der von der US-Regierung finanzierten gemeinnützigen Organisation Open Technology Fund (OTF) koordiniert, berichtet Reuters.

Die Nutzung von VPNs ist seit 2017 durch ein von Putin unterzeichnetes Gesetz verboten und 2019 drohte Russland mit der Sperre einer Reihe beliebter VPN-Anbieter. Seitdem werden die Apps in Russland weiterhin heimlich verwendet. Im März verbot Moskau den Zugang zu westlichen sozialen Medien wie Facebook und Instagram. Die VPN-Nachfrage am Vorabend des Verbots sei laut dem VPN-Vergleichsportal Top10VPN um 2088 Prozent höher gewesen als die tägliche durchschnittliche Nachfrage Mitte Februar.

Obwohl das Interesse an VPNs in Russland in der letzten Zeit etwas nachgelassen habe, liege die tägliche Nutzung laut Top10VPN mit durchschnittlich 452 Prozent immer noch höher als in der Woche vor Ausbruch des Krieges. Seit der Invasion seien laut zurückhaltenden Schätzungen mindestens sechs Millionen VPNs installiert worden.

Die USAGM bestätigt ebenfalls einen außergewöhnlichen Anstieg der Nachfrage nach VPN-Tools in der russischen Bevölkerung gegenüber Reuters. Die Behördie ist für die nicht-militärischen internationalen US-Hörfunk- und Fernsehprogramme verantwortlich. Ihre Aufgabe besteht aus der Förderung und dem Erhalt der Freiheit und Demokratie auf der Welt besteht. Die von OTF unterstützten Apps zur Umgehung der Zensur hatten demnach im vergangenen Monat mehr als 4 Millionen Nutzer in Russland.

Dem Anbieter nthLink zufolge sei die Zahl der täglichen Nutzer innerhalb weniger Tage sprunghaft angestiegen, nachdem der Dienst auf den von der US-Regierung finanzierten Nachrichten-Websites wie "Voice of America" beworben wurde. Es gebe viele Menschen in Russland, die Putin und seinen Regierungsmedien nicht vertrauen, erklärte Martin Zhu, Director of Engineering bei nthLink, weiter.

Ohne die finanzielle Unterstützung habe sein Unternehmen normalerweise Schwierigkeiten, innerhalb Russlands zu operieren, so Zhu gegenüber Reuters. Bei den Anbietern Psiphon und Lantern seien die Nutzerzahlen ebenfalls mit Beginn der Invasion Russlands stark angestiegen.

Das russische Außenministerium reagierte nicht auf die Bitte Reuters um eine Stellungnahme. In einer Erklärung wies der Kreml die Vorwürfe der Online-Zensur jedoch zurück: "Wir zensieren das Internet nicht. Russland reguliert bestimmte Web-Ressourcen, wie viele andere Länder der Welt."

heise online hat einen Leitfaden für Menschen erstellt, die Angehörige in der Ukraine haben oder allgemein helfen wollen. Ein Überblick über die wichtigsten digitalen Tools und Plattformen finden Sie hier.

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(bme)