VW gibt Kontrolle über Bugatti ab

Volkswagen bringt Bugatti in ein Joint Venture mit Sitz in Kroatien ein. Das ist Ausfluss der VW-Strategie, verstärkt auf Elektroautos zu setzen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 46 Kommentare lesen
2 Sportwagen

Rimac Nevera, Bugatti Chiron

(Bild: Porsche AG)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch
Inhaltsverzeichnis

Volkswagen tritt die Kontrolle über die Luxusmarke Bugatti an den kroatischen E-Sportwagenhersteller Rimac Automobili ab. Die VW-Tochter Porsche AG und Rimac gründen ein Joint Venture, in das Bugatti eingebunden wird. Entsprechend lautet der Name des neuen Unternehmens Bugatti-Rimac.

Die Kroaten halten daran 55 Prozent, die Porsche AG 45 Prozent. Da Rimac zu 24 Prozent der Porsche AG gehört, behält VW rechnerisch die Mehrheit an Bugatti. Die Entscheidungen werden in Zukunft aber in Kroatien getroffen: Rimac-Chef Mate Rimac wird das Joint Venture mit Sitz in Agram (Zagreb) leiten.

VW erhofft sich technische Impulse. "Wir bündeln die starke Expertise von Bugatti im Hypercar-Geschäft mit der großen Innovationskraft von Rimac auf dem zukunftsträchtigen Gebiet der Elektromobilität", sagte Oliver Blume, Vorstandsvorsitzende der Porsche AG und Volkswagen-Vorstand, in einer Mitteilung.

Volkswagen-Chef Herbert Diess hat zuletzt Bemühungen verstärkt, Optionen für Nischenmarken und das Nicht-Kerngeschäft des Konzerns zu prüfen. Die Mittel sollen auf die Marken Audi und Porsche sowie die Entwicklung von Elektrofahrzeugen konzentriert werden. VW hat den Zeitrahmen für den Abschied vom Verbrennungsmotor abgesteckt und möchte den US-Elektroauto-Hersteller Tesla herausfordern.

Unter dem Dach des neuen Joint Venture Rimac-Bugatti werden die beiden aktuellen Hypercar-Modelle weiter produziert: Der Bugatti Chiron und der vollelektrische Rimac Nevera. Beide Wagen kommen auf eine Höchstgeschwindigkeit von über 400 km/h und kosten jeweils drei beziehungsweise zwei Millionen Euro allein in der Grundausstattung.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Der Bugatti-Standort im elsässischen Molsheim mit seinen 130 Mitarbeitern bleibt erhalten; in Kroatien kommen weitere 300 Beschäftigte hinzu. Künftige Bugatti-Modelle werden stärker elektrifiziert sein, kündigte Rimac an. "Es wird natürlich in der mittleren Zukunft auch vollelektrische Bugattis geben." Er sehe zudem "sehr große Möglichkeiten für Bugatti, nicht nur Hypercars zu machen."

Bugattis Stückzahlen sind sehr gering. Im vergangenen Jahr wurden gerade einmal 77 Exemplare ausgeliefert. Der Hersteller handgefertigter Edelschlitten galt lange Jahre als Inbegriff technischer Extravaganz. Nachdem die Marke in den 1950er Jahren weitgehend in der Versenkung verschwunden war, belebte sie der ehemalige VW-Vorstandsvorsitzende und Ferdinand-Porsche-Enkel Ferdinand Piëch Ende der Achtziger wieder. Sein Credo damals: "Ganz abgehoben am Top End, also weit über Bentley und auch über Rolls-Royce." Wegen hoher Entwicklungskosten und geringer Stückzahlen galt Bugattis erstes Modell unter dem VW-Dach, der 16-Zylinder-Veyron, aber als einer der größten Geldverbrenner in der Autoindustrie.

Ganz anders Rimac Automobili. Dessen Gründer und Chef, Mate Rimac, wird auch als "Elon Musk des Balkan" bezeichnet. Der heute 33-Jährige kam 1991 als Kriegsflüchtling aus Bosnien nach Deutschland und verbrachte seine Kindheit in Frankfurt am Main, bevor die Familie 2000 nach Kroatien ging.

Mit Anfang 20 gründete der Mann 2009 sein Unternehmen Rimac; 2011 stellte er seinen ersten Prototypen eines elektrisch angetriebenen Sportwagens vor. Das Elektroauto Rimac Concept_One galt als das erste elektrische Superauto der Welt. Zu den Investoren des Unternehmens gehören neben der Porsche AG auch Hyundai und Kia sowie der chinesische Batteriehersteller Camel Group. Seit 2018 kooperiert die Porsche AG mit Rimac.

(ds)