VW spricht sich gegen höhere E-Auto-Förderung aus

Ein Strategiepapier von VW sorgt in der Branche für Zündstoff: VW möchte eine E-Auto-Förderung, die vor allem VW selbst zugutekommt.

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(Bild: Volkswagen AG)

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Von
  • Thomas Strünkelnberg
  • dpa
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Am Weg in die Elektromobilität scheiden sich die Geister in Politik und Autoindustrie. Alle bisherigen Pläne zur Verkaufsförderung sowie zum Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos reichten nicht aus, heißt es in einem Volkswagen-Strategiepapier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuvor hatte die Tageszeitung Die Welt darüber berichtet.

Dem Papier zufolge spricht sich Volkswagen für die E-Auto-Förderung bis mindestens 2025 aus – besonders für Geringverdiener und Kleingewerbe. Staatliche Zuschüsse für Hybride sollten zugunsten der Batterieautos sinken. VW-Konzernchef Herbert Diess warb zudem für batteriebetriebene E-Autos als Schwerpunkt der Entwicklung. Allerdings gab es massive Kritik an den Ideen des Branchenriesen.

"Eine Umsetzung dieses Programms läuft klar auf Wettbewerbsverzerrung hinaus", sagte ein BMW-Manager der Welt. Und bei Vertretern der Bundesregierung heißt es dem Blatt zufolge: "Volkswagen ist mit diesen Vorstellungen auf dem falschen Weg." Der Branchenprimus investiert 30 Milliarden Euro in Elektromobilität und startet von Ende 2019 an in Zwickau die Produktion der vollelektrischen ID-Modellfamilie.

Dem Strategiepapier mit dem Titel "Ansätze und Vorschläge zur besseren Förderung von Elektromobilität in Deutschland" zufolge weist VW Pläne des Bundeswirtschaftsministeriums zurück, den Umweltbonus beim Kauf eines E-Autos in besonders stickoxidbelasteten Städten zu erhöhen. Die im Ministerium diskutierte Erhöhung der Kaufprämie auf 8000 Euro bis Ende 2021 – statt bisher 4000 Euro – werde negative Auswirkungen haben, warnte VW in dem Papier. Marktpreise würden zu stark verzerrt, und mit Ablauf der Kaufprämie wäre ein Markteinbruch zu erwarten.

Volkswagen schlug in dem Strategiepapier dagegen vor, die Höhe von 4000 Euro bis 2022 beizubehalten und zwischen 2023 und 2025 auf 2000 Euro zu senken. Für Hybride sollten nur noch 1500 Euro statt bisher 3000 Euro gezahlt werden. Darüber hinaus sollten E-Autos über 2020 hinaus von der Kraftfahrzeugsteuer befreit bleiben, diese Regelung solle stufenweise auslaufen. Darüber hinaus sprach sich Volkswagen nach dpa-Informationen für einen "Mobilitätsfonds Elektromobilität" aus. Dieser solle für Fahrzeuge unter 20.000 Euro den Ladestrom finanzieren. Alternativ sei denkbar, vor allem kleinere Autos unter vier Metern Länge und ab einer Reichweite von 200 Kilometern zu fördern. Ab 4,65 Metern soll es demnach deutlich weniger Geld geben.

Das Ziel: Auch weniger finanzkräftige Kunden sollten so die Chance erhalten, ein Elektroauto kaufen zu können. Nach Angaben der Welt laufen andere Autobauer gegen die Pläne aus Wolfsburg Sturm: "Das ist nichts anderes als eine Subventionierung von Elektroautos des VW-Konzerns", heißt es demnach bei BMW. "Denn wir im Premiumsegment werden kaum Batterieautos zu einem Preis von unter 20.000 Euro anbieten können und sollen deshalb keine Förderung bekommen."

Im Bundesverkehrsministerium wurde ebenfalls Kritik laut: "Die Wolfsburger sind zu sehr auf China und die dortige Batterieauto-Strategie fixiert." Das CSU-geführte Ministerium unterstütze den VW-Plan nicht.

Volkswagen sprach sich nach dpa-Informationen darüber hinaus für die Verdoppelung des Budgets für den Ausbau der Ladeinfrastruktur aus – von 300 Millionen auf 600 Millionen Euro. Bisherige Förderprogramme blieben weit hinter der Umsetzung von 200.000 Ladepunkten bis 2025 zurück. Bundesweit gebe es rund 2,5 Millionen bewirtschaftete Parkplätze in Städten – künftig solle das Nachladen beim bezahlten Parken das Ziel sein. Dabei solle der Anteil der Lade-Stellplätze mindestens dem E-Auto-Anteil an den Neuzulassungen des jeweiligen Vorjahres entsprechen. Bei privaten Parkplätzen in Mehrfamilienhäusern müsse es einen Rechtsanspruch auf einen Ladepunkt geben.

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Darüber hinaus forderte Volkswagen in dem Papier die Förderung einer wettbewerbsfähigen Batteriezellfertigung in Deutschland. Bislang habe Deutschland bei der Zellfertigung einen Standortnachteil von mehr als 20 Prozent – etwa eine Befreiung von der EEG-Umlage würde die Stromkosten sinken lassen. Allein VW habe bis 2025 einen Energiebedarf von 300 Gigawattstunden.

VW-Chef Diess hatte zuvor für E-Autos anstelle anderer Antriebe geworben: "Wir müssen uns fokussieren. Technologieoffenheit ist jetzt die falsche Parole und führt nur dazu, den Systemwandel weiter in die Zukunft zu verlegen", sagte er.

Michael Theurer, FDP-Fraktionsvize im Bundestag, warf dem Konzernchef daraufhin "Verrat an Millionen von VW-Kunden" vor: Die einseitige Festlegung auf den E-Antrieb beschleunige den Wertverlust der Autos mit Verbrennungsmotor. Der Chef des Autozulieferers ZF Friedrichshafen, Wolf-Henning Scheider, betonte: "Man darf nicht die Strategie eines einzelnen Unternehmens mit der gesamten Branche gleichsetzen." Weitere Alternativen zum Verbrennungsmotor wären etwa Brennstoffzellentechnik, synthetische Kraftstoffe oder Hybride.

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(olb)