Deutschlandticket: vzbv sieht Fallstricke bei Kauf und KĂĽndigung
Verbraucherschützer haben sich angeschaut, auf welchen Kanälen das ÖPNV-Ticket gekauft werden kann. Zufrieden sind sie nicht.

Blick in den Hauptbahnhof LĂĽbeck.
(Bild: heise online / anw)
Kauf und Kündigung des Deutschlandtickets könnten verbraucherfreundlicher sein, meint der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Er hat nach eigenen Angaben untersucht, welche Vertriebskanäle es für die ÖPNV-Dauerkarte gibt und auf welche Hürden die Kundschaft dabei trifft. Dabei habe sich gezeigt, dass Anbieter nicht immer ausreichend über die Tarifbestimmungen informieren. Auch bei den Bestellprozessen gebe es teilweise große Unterschiede.
Beispielsweise sei nicht immer transparent, ob die Bonität der Kunden geprüft wird, Kündigungsfristen würden mitunter widersprüchlich kommuniziert. Bei digitalen Tickets seien Bonitätsprüfungen eigentlich unnötig, da sie bei Zahlungsausfall schnell ungültig gemacht werden können.
WidersprĂĽchliches zur KĂĽndigungsfrist
Der vzbv hat Webseiten und Apps von 15 Verkehrsunternehmen und -verbünden untersucht, die das Deutschlandticket anbieten. Bei 13 von 15 Anbietern lässt sich laut Angaben auf deren Webseiten das Ticket vor Ort an Verkaufsstellen erwerben. 14 Anbieter verkaufen das Ticket online über ihre Webseite. Neun Anbieter vertreiben das Ticket direkt über eine eigene App.
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Darüber, ob vor dem Ticketkauf die Bonität der Kunden überprüft wird, informierten die Anbieter sehr unterschiedlich, meint der vzbv. Im Bestellprozess auf ihren Webseiten hätten lediglich drei Anbieter darauf hingewiesen, dass die Bonität geprüft wird. Sieben Anbieter wiesen in ihren Apps während des Bestellprozesses auf eine Bonitätsprüfung hin. Außerhalb der Bestellprozesse würden dagegen zwölf Anbieter auf ihren Webseiten darauf hinweisen, dass sie grundsätzlich oder in bestimmten Fällen die Bonität überprüfen.
Unterschiede gebe es auch bei der Angabe der Kündigungsfrist. Einzelne Anbieter seien dabei unpräzise oder machten widersprüchliche Angaben. Ein Anbieter gebe in seinen FAQ zum Deutschlandticket beispielsweise an, dass eine Kündigung bis zum Ende jeden Monats möglich sei. Laut Tarifbestimmungen des gleichen Anbieters müsse jedoch bis zum 10. eines Monats gekündigt werden. "Dieser Widerspruch kann zum Problem für Kund:innen werden, wenn ihre vermeintlich fristgerechte Kündigung nicht akzeptiert wird", schreibt der vzbv.
Ticket bald teurer
Das Deutschlandticket wird im Bestellprozess auf der Webseite nur von 9 Anbietern als Chipkarte angeboten. Dabei geben 13 der 15 untersuchten Anbieter an anderen Stellen auf ihren Internetseiten an, dass das Deutschlandticket auch als Chipkarte erhältlich sei. Aus Sicht des vzbv sollte diese Option jedoch auch im Bestellprozess proaktiv angeboten werden, damit die Kundschaft das auch nutzen könne.
"Die Anbieter müssen den Bestellprozess vereinfachen und für mehr Transparenz sorgen. Das Ticket muss grundsätzlich digital aber auch am Schalter zu kaufen sein. Schon beim Kauf muss verständlich sein, wie sich das Ticket wieder kündigen lässt", sagt Marion Jungbluth vom vzbv. Das gleiche Prinzip gelte für Angaben zur Bonität.
"Eine drohende Preissteigerung ab 2025 und Fallstricke beim Buchungsprozess – das schreckt doppelt ab", erklärte Jungbluth weiter. Seit einer Woche ist klar, dass das Deutschlandticket kommendes Jahr 9 Euro mehr kosten wird. Das Oberlandesgericht Nürnberg hat ebenfalls vorige Woche entschieden, dass das Deutschlandticket auch ohne Login kündigbar sein muss.
(anw)